Müll und Umwelt in Hückeswagener Upcycling – aus Alt wird Neu

Hückeswagen · Warum neu kaufen, wenn man schöne Geschenke für Adventskalender auch aus alten Gegenständen ganz neu basteln kann? Shirley Finster und Paula Simoes aus Hückeswagen haben sich fürs Upcycling entschieden.

 Shirley Finster (l.) und Paula Simoe sind zwei von 25 Frauen, die sich gegenseitig Adventskalender schenken. Die beiden setzten dabei auf Upcycling und verwerten gebrauchte Materialien zu etwas Neuem.

Shirley Finster (l.) und Paula Simoe sind zwei von 25 Frauen, die sich gegenseitig Adventskalender schenken. Die beiden setzten dabei auf Upcycling und verwerten gebrauchte Materialien zu etwas Neuem.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Es ist die Zeit des Jahres, in der man sich Gedanken über einen Adventskalender macht. Und wenn man nicht einfach einen fertigen mit kleinen Schokoladenstückchen für die 24 Tage bis zum Heiligen Abend kaufen will, muss man natürlich ein bisschen mehr Gedanken investieren. Eine Gruppe von 25 Frauen, viele davon aus der Siedlung in Kleineichen, hat sich in diesem Jahr zum zweiten Mal eine besondere Form des Adventskalenders überlegt. „Jede von uns fertigt 24 gleiche Geschenke an, die werden dann zusammengewürfelt, so dass am Ende 25 komplett unterschiedliche Adventskalender entstehen“, erläutert Paula Simoes das Prinzip, das ans Wichteln erinnert – keiner wisse, was in diesem Adventskalender letztlich enthalten sei.

Entstanden sei die Gruppe aus dem traditionellen Adventsfenster-Brauch der Anwohner der Jung-Stilling-Straße. „Das haben wir alle zwei Jahre gemacht. Dabei wurden dann die Fenster der teilnehmenden Haushalte schön gestaltet“, berichtet Shirley Finster. In dem Jahr, in dem es keine Adventsfenster gebe, seien die Frauen gemeinsam auf Weihnachtsmärkte in der Region gefahren. „Auf einer dieser Fahrten ist dann die Idee aufgekommen, diesen Adventskalender zu machen“, erzählt Paula Simoes. Im Vorjahr sei er zum ersten Mal ausprobiert worden, wegen Corona hätten die Frauen sich dazu entschieden, es direkt zu wiederholen. „Wir können uns ja nicht treffen, daher ist das eine schöne Alternative“, sagt Shirley Finster.

Die einzige Vorgabe ist, dass der Inhalt der Adventskalender selbst hergestellt werden muss. „Da ist alles Mögliche dabei, von Likör über Plätzchen bis hin zu Badeperlen oder Kräutersalz“, sagt Paula Simoes. Sie selbst würde hingegen immer etwas aus gebrauchten Gegenständen herstellen. Sogenanntes Upcycling, also das Herstellen neuer Produkte aus gebrauchten Materialien sei ihr sehr wichtig. „Es wird so viel weggeworfen, das ist wirklich schlimm“, meint sie.

Da die Geschenke natürlich bis zum 1. Dezember geheim bleiben sollen, will Paula Simoes nicht verraten, was sie herstellt. „Aber ich verwende die Deckel von Babybrei-Gläschen, die meine Enkelkinder bekommen, und die Pappscheiben, um die Häkelgarn gewickelt wird“, sagt sie. Auch die gebürtige Niederländerin Shirley Finster verwendet gebrauchte Materialien. „Mein ältester Sohn hat im September geheiratet, von der Feier habe ich noch viele Läufer, Bänder und Stoffbahnen übrig. Ich verrate aber selbstverständlich ebenfalls nicht, was ich basteln werde“, erzählt sie lachend.

Im Vorjahr habe sie niederländische Süßigkeiten hergestellt, die zu Nikolaus verschenkt werden. „Die Süßigkeiten habe ich in kleine Gläschen verpackt, die dann mit alten Pfeifenreinigern, Glasaugen und roter Pappnase verziert wurden“, sagt Shirley Finster. Paula Simoes hatte mit alten Stoffen gearbeitet: „Ich habe kleine Taschen für Handys geschneidert.“

Noch haben die Frauen etwas Zeit, um ihre 24 Adventskalender-Päckchen herzustellen. „Am 27. November müssen alle ihren Beitrag abgeben, am 28. und 29. wird verpackt und verteilt, so dass jede Teilnehmerin ihren Adventskalender am 1. Dezember hat“, berichtet Paula Simoes. Shirley Finster ergänzt: „Es ist schön, dass man jeden Tag eine überraschende Kleinigkeit findet. Die meisten Frauen haben zwar schon oft Adventskalender gebastelt. Selbst geschenkt bekommen hat hingegen kaum je eine einen.“

Für Shirley Finster sei das Prinzip des Upcyclings kein Neues, sie kenne es aus Belgien. „Dort gibt es ganz viele sogenannte Kreislaufgeschäfte. Und ist es ganz normal, dass man Sachen kauft, die schon einmal gebraucht sind.“ Sie habe eine Bekannte, die beispielsweise noch nie eine neue Tasche gekauft habe, weil sie dort immer tolle Schätzchen finde.

Auch Paula Simoes ist seit Jahren Upcyclerin. „Ich habe schon vor zehn Jahren im Kindergarten den Kleinen beigebracht, dass man nicht immer alles neu kaufen muss, sondern auch aus gebrauchten Sachen Schönes herstellen kann.“ Es sei für die nächste Generation wichtig, das zu verinnerlichen. „Ich möchte helfen, meinen Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Für mich selbst ist das wohl nicht mehr so wichtig“, sagt sie nachdenklich.

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