Hückeswagen könnte Pilot-Kommune werden Unterwegs zur fahrradfreundlichen Stadt

Hückeswagen · Die Stadt denkt darüber nach, Mitglied in der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW“ zu werden. Aber die Aufnahme ist an einige Bedingungen geknüpft.

 Seit der Radweg vor zehn Jahren offiziell freigegeben wurde, wird er von Jahr zu Jahr mehr genutzt.

Seit der Radweg vor zehn Jahren offiziell freigegeben wurde, wird er von Jahr zu Jahr mehr genutzt.

Foto: Stephan Büllesbach

Der amtierende Bürgermeister Dietmar Persian und die im Rat vertretenen Parteien sind sich in der grundlegenden Zielsetzung einig: Hückeswagen soll fahrradfreundlicher werden, sowohl für die Bürger der Stadt als auch für die kontinuierlich ansteigende Zahl der Radtouristen, die vor allem auf der alten Bahntrasse nach und durch Hückeswagen fahren. Nach der Beratung über eine entsprechende Bürgeranregung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Rhein-Berg/Oberberg im Mai im Haupt- und Finanzausschuss wird deswegen aktuell auch über eine Mitgliedschaft der Stadt in der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise“ (AGFS) in Nordrhein-Westfalen nachgedacht. Das war jetzt Thema in der letzten Sitzung des Planungsausschusses vor der Wahl.

Zu Gast im Ausschuss war Guido Ensemeier vom Vorstand des Vereins, der eng mit dem Verkehrsministerium des Landes zusammenarbeitet und sich selbst als „NRW-Botschafter für eine zukunftsfähige Nah-Mobilität im Land“ versteht. Ensemeier kennt sich auch beruflich mit der Thematik aus, denn er ist Verkehrsplaner der Stadt Kerpen, einer von inzwischen 90 nordrhein-westfälischen Kommunen in der AGFS. Es sei „sinnvoll und nützlich“, darin Mitglied zu werden, unterstrich er. Die Kommunen stünden im regelmäßigen Austausch miteinander, wenn es um die Entwicklung von konkreten Konzepten für die fußgänger- und fahrradfreundliche Verkehrsplanung gehe. Außerdem verschaffe die Arbeitsgemeinschaft den Städten und Gemeinden Zugang zu Fördertöpfen des Landes, die es exklusiv nur für Mitgliedskommunen gibt.

Deutlich wurde aus dem Vortrag aber auch: Die bloße Absichtserklärung einer Stadt reicht nicht aus, um als Mitglied in die AGFS aufgenommen zu werden. Auch mit dem Zahlen des Mitgliedsbeitrags von 2500 Euro im Jahr ist es nicht getan. Der Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft ist so etwas wie ein Zertifizierungsprozess vorgeschaltet. Die Arbeitsgemeinschaft prüft gemeinsam mit dem Ministerium, ob der Antrag einer Kommune auf Mitgliedschaft genehmigungsfähig ist. Und das ist er in der Regel erst, wenn es bereits ein Konzept zur Förderung der Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit gibt. Ensemeier: „Dabei beraten und coachen wir Sie als Stadt gerne.“ Schließlich sei es nicht notwendig, dass jede Kommune in Sachen einer zukunftsfähigen und umweltfreundlichen Nah-Mobilität das Rad für sich neu erfinde.

In Hückeswagen sehe er bereits viele gute Ansätze: „Es lohnt sich als Radtourist, diese Stadt zu bereisen“, versicherte der Experte. Vielleicht könne Hückeswagen sogar so etwas wie eine Pilot-Kommune werden, die es trotz schwieriger Topografie schaffe, attraktiv für Radfahrer zu werden. Da die Zahl der E-Bikes gewaltig ansteige, spiele die Topografie ohnehin nicht mehr die große Rolle für Radfahrer wie früher. Das habe auch die bergische Großstadt Wuppertal erkannt, die inzwischen Mitglied in der AGFS geworden sei – trotz der vielen Hügel und Berge rings ums enge Tal.

Einen Beschluss fasste der Planungsausschuss nicht. Über die Mitgliedschaft und generell ein Konzept für eine fahrradfreundliche Stadt soll in der neuen Legislaturperiode in den politischen Gremien ausführlich weiter beraten werden. Vor allem wird das im Umweltausschuss geschehen, der nach Beschluss des noch amtierenden Rates nach der Wahl als eigenständiger Fachausschuss gegründet wird.

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