Sommerfragen an die Parteien Schloss – Bürger sollen mitentscheiden

Hückeswagen · In den Sommerferien stellt unsere Redaktion den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat jede Woche eine Frage. Heute geht es um das Schloss. Die Frage: Sollte das Schloss Rathaus bleiben oder künftig zu einem Ort von Kultur und Gastronomie werden?

 Das Hückeswagener Schloss mit wehenden Stadtfahnen.

Das Hückeswagener Schloss mit wehenden Stadtfahnen.

Foto: Stephan Büllesbach

Christian Schütte (CDU) Bei vielen der Themen der sechs Sommerfragen spielte das Schloss schon eine Rolle: ISEK, Stadtmarketing, Einwohnertrend und Tourismus. Damit kann die Beantwortung dieser siebten Frage über die zukünftige Nutzung des Schlosses durchaus als eine Richtungsentscheidung ausgelegt werden.

Unbestritten ist das Schloss eines der wichtigsten Gebäude der Schloss-Stadt. Aber muss es deshalb auch Rathaus sein? Wir Christdemokraten glauben nicht. Die Verwaltung muss nicht zwingend auf dem Bergsporn ihren Dienst tun. Trotzdem kann das Schloss weiter für repräsentative Aufgaben genutzt werden.

Ohne Verwaltung wäre Platz für Gastronomie, Tagungsräume und Kulturveranstaltungen. Die Kombination dieser Ansätze zeigt sich anderswo mehr als erfolgreich.

Nicht verschweigen darf man in diesem Zusammenhang aber die immensen Kosten, die eine Nutzungsänderung des Schlosses nach sich ziehen wird. Ein privater Investor wird sich unter den vorgenannten Bedingungen scheuen, das Schloss zu übernehmen. Eine gemeinsame Kraftanstrengung der öffentlichen Hand könnte ihm aber eine neue, tragfähige Aufgabe zuweisen und das Schloss in die Mitte nicht nur des Hückeswagener Lebens zurückbringen.

Hans-Jürgen Grasemann (SPD) 

Das Schloss ist das Wahrzeichen unserer Stadt und hat einen dementsprechend hohen Stellenwert. Nicht zu unterschätzen ist jedoch, dass ein erheblicher Renovierungsstau im Hinblick auf Brandschutz und behindertengerechten Zugang besteht. Daher ist es sinnvoll, sich Gedanken über die weitere Nutzung zu machen. Das wichtigste hierbei ist die Einbindung unserer Bürgerinnen und Bürger. Hier sollte vielleicht ein Ideenwettbewerb ins Leben gerufen werden.

Wollen wir ein Café mit Außengastronomie oder/und ein Hotel mit Restaurant und finden wir einen Investor dafür? Gegebenenfalls müsste dann die Nutzung als Rathaus aufgegeben werden. Wäre das sinnvoll und welche Veranstaltungen nicht kommerzieller Art könnten dann noch auf dem Schlossplatz stattfinden? Eine Alternative könnte auch eine stärkere Nutzung als Museum als Außenstelle von Schloss Homburg sein, wie es Oskar Lambeck vor Jahren schon vorgeschlagen hat.

Das Schloss als überregional geschätzter Ort für Trauungen ist dagegen ein Aspekt, der für den Erhalt als Rathaus spricht. Ebenso wie der Ratssaal, wenn denn die Sache mit dem Fluchtweg geklärt ist. Das ist ein ganz interessantes Thema, das wir intensiv und in Ruhe mit den Bürgern diskutieren sollten.

Felix Frauendorf (Grüne) Das Schloss ist das Kernsymbol der Stadt und seit einigen Jahren ist es sogar auf den Eingangsschildern unserer Stadt zu sehen. Damit ist es ein wichtiges Identitätsobjekt der „Schloss-Stadt“ Hückeswagen. Das Schloss verknüpft die Tradition mit der Moderne, indem rund um das Schloss verschiedene Veranstaltungen wie zum Beispiel das Altstadtfest, das Weinfest und „Hückeswagen live“ stattfinden.

Dadurch, dass das Schloss allen Hückeswagenern dient und auch als Touristenattraktion geschätzt wird, sollte die zukünftige Nutzung des Schlosses auch mit den Hückeswagener Bürgern diskutiert werden. Das Schloss ist deshalb natürlich ein Thema in unserem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK). Vorher hat es bereits einen Workshop mit Landrat und verschiedenen Experten gegeben, wo leider keine konkreten Ergebnisse erreicht wurden.

Die Zukunft des Hückeswagener Schlosses ist eine essenzielle Frage, die nicht nur von den Ratsmitgliedern entschieden werden sollte.

Wir Grünen können uns gut so etwas wie einen Pachtvertrag an einen gastronomischen Betrieb vorstellen. Die komplette Übergabe an einen Investor sehen wir sehr kritisch, weil wir nicht die Entscheidungshoheit über das Schloss aus der Hand geben wollen.

Die zukünftige Nutzung des Schlosses wird auf Dauer das Stadtleben und das Stadtbild von Hückeswagen prägen.

Wir freuen uns auf die konstruktive Diskussion und begleiten diese sehr gerne.

Jörg von Polheim (FDP) Für die FDP Hückeswagen gehört in das Schloss Kultur und Gastronomie. Das Hückeswagener Schloss ist Zentrum der Altstadt und namensgebend für die Schloss-Stadt. Trotz der exponierten Lage auf dem Bergsporn steht unser Schloss im Schatten, weil die jetzige Hauptnutzung als Verwaltungsgebäude der Stadt den Bürger kaum einbeziehen kann.

Daher sollte die Stadtverwaltung das bald leerstehende Gebäude der Katholischen Grundschule nach erfolgtem Umbau nutzen. Durch das Integrierte Stadtentwicklungskonzept können die Kosten gegebenenfalls gefördert werden.

Das Hückeswagener Schloss ist nach dem Auszug der Stadtverwaltung frei für verschiedene Nutzungen: Das Erdgeschoss bietet sich an für Gastronomie, hier können auch mehrere Gaststätten mit Außenwirtschaft sich ergänzen.

Das Heimatmuseum kann erweitert werden, bei deutlich längeren Öffnungszeiten. Jungen Künstlern werden Räume in den oberen Etagen als Atelier günstig zur Verfügung gestellt, diese verpflichten sich dann im Gegenzug, ihre Ateliers den Besuchern regelmäßig zu öffnen.

Dies sind nur einige Ideen wie man mehr Leben in das Hückeswagener Schloss und damit auch in die gesamte Altstadt bekommt. Bestimmt gibt es andere Anregungen aus der Bürgerschaft, um das Schloss zu einem Treffpunkt in Hückeswagen zu machen.

Michael Wolter (UWG) Wir nennen uns Schloss-Stadt, somit sollten die Einwohner von Hückeswagen sich mit dem Schloss identifizieren können. Man muss Wege hin zu einer Mischnutzung finden.

Neben einer reduzierten Nutzfläche durch die Verwaltung, sollte das Schloss wie bisher eine Begegnungsstätte für Kunst und Kultur bieten. Der Raumgewinn sollte für Schulungen und Ausstellungen genutzt werden. Kultur in historischen Mauern ist inspirierender als in herkömmlichen Veranstaltungsorten.

Die besondere Atmosphäre des Schlosses wird gerne für Eheschließungen genutzt. Sei es im schönen Trauzimmer oder im Heimatmuseum. Dies könnte mit einer entsprechenden Gastronomie noch attraktiver gestaltet werden. Unsere Altstadt profitiert insgesamt, wenn das Schloss zur ganzjährigen Begegnungsstätte mit Restauration ausgebaut würde.

Der Hückeswagener Schlossplatz ist „die Begegnungsstätte und gute Stube“ der Hückeswagener Bürger. Mit einer Umgestaltung könnte die nicht nur erhalten bleiben, sondern zu einem lebendigen Mittelpunkt der Schloss-Stadt für alle Generationen werden.

Brigitte Thiel (FaB)  Das Eine schließt das andere nicht aus. Es ist alles denkbar und letztendlich eine Frage der Finanzierung. Warten wir das Ergebnis des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) ab. Hier waren die Bürger mitbeteiligt, und der Bürgerwille sollte in jedem Fall gehört werden. Was umsetzbar ist, wird sich zeigen.

Zusammengestellt von
Joachim Rüttgen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort