Naturschutz in Hückeswagen Temporärer Rückzugsort für Insekten

Hückeswagen · In einem Experiment der Biologischen Station Oberberg und der Kreisbauernschaft sollten Landwirte beim Mähen ihrer Felder Streifen von etwa sechs Meter Breite stehenlassen. Ein Landwirt aus Hückeswagen hat mitgemacht.

 Auf Grünstreifen, die nicht direkt gemäht werden, haben Insekten Rückzugsmöglichkeiten (v.l.): Olaf Schriever (Biologische Station Oberberg), Helmut Dresbach (Kreisbauernverband), Bernd Schnipperingen (Kreislandwirt) und Jochen Busch (Landwirt) zeigen auf auf dessen Feld einen solchen Grünstreifen.   Foto: Weitzdörfer

Auf Grünstreifen, die nicht direkt gemäht werden, haben Insekten Rückzugsmöglichkeiten (v.l.): Olaf Schriever (Biologische Station Oberberg), Helmut Dresbach (Kreisbauernverband), Bernd Schnipperingen (Kreislandwirt) und Jochen Busch (Landwirt) zeigen auf auf dessen Feld einen solchen Grünstreifen. Foto: Weitzdörfer

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Auf dem einen oder anderen Feld auch in Hückeswagen waren in den vergangenen Wochen Streifen von einigen Metern Breite zu sehen, die nicht wie der Rest des Felds abgemäht waren. Das hatte jedoch nichts damit zu tun, dass die Landwirte die Flächen übersehen hätten oder ihre Mähgeräte defekt gewesen seien. Es hatte vielmehr mit einem Experiment zu tun, dass einige Landwirte in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Oberberg und dem Bauernverband gemacht hatten. „Wir stehen hier an einem Streifen, der vor einigen Wochen nicht im Rahmen des ersten Schnitts des Jahres mitgemäht wurde“, sagte Olaf Schriever von der Biologischen Station.

Grund dafür sei, dass die Grünschnitte für die Insekten, die im höheren Gras Rückzugs- und Brutmöglichkeiten finden, eigentlich zu früh kämen. „Man kann pauschal sagen, dass viele Insekten bis Ende Juni, Anfang Juli brauchen, bis sie ihre Reife entwickelt haben“, sagte Schriever, der im Rahmen eines regelmäßig stattfindenden Austauschs zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zusammen mit Kreislandwirt Bernd Schnipperingen, Helmut Dresbach von der Kreisbauernschaft und zahlreichen Landwirten aus der Region auf das Feld von Landwirt Jochen Busch gekommen war.

Busch hatte sich spontan dazu bereiterklärt, den etwa sechs Meter breiten Streifen stehenzulassen. „Man muss dazu sagen, dass der erste Schnitt für die Milchbauern wichtig ist, da es das eiweißreichste Futter für den Winter ergibt“, sagte Schriever. Busch ergänzte: „Es hält sich aber im Rahmen, das ist jetzt kein großer Verlust für mich.“ Beim zweiten Schnitt des Jahres werde das stehengebliebene Gras nun geschnitten, ein weiterer Streifen solle dann stehenbleiben. „Ich stehe dieser Idee grundsätzlich positiv gegenüber und werde das in diesem Jahr durchziehen“, sagte der Hückeswagener Milchbauer, der auf 50 Hektar Land etwa 160 Milchkühe hat.

Für Helmut Dresbach handelte es sich um eine gute Aktion. „Wir haben über die Problematik des Insektensterbens beim Landwirtschaftsverband gesprochen, wir probieren das jetzt aus und sammeln unsere Erfahrungen damit“, meinte Dresbach. Allerdings sagte er auch, dass die Verantwortng für die Natur und die Biodiversität eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft sei. „Deswegen kann man schon sagen, dass es ein Zeichen der Europawahl war, dass es sich hierbei um Leistungen der Landwirtschaft handelt, die auch vergütet werden müssen“, sagte Dresbach.

Dem stimmte auch Olaf Schriever zu. „Es kann nicht auf Dauer eine freiwillige Leistung der Landwirtschaft sein. Das muss auf irgendeine Weise gefördert werden.“ Zumindest wolle man als Landwirtschaft allerdings auf jeden Fall auch nach außen hin zeigen, dass man das Thema angehe, ergänzte Dresbach: „Wir wollen darauf hinweisen, dass Landwirte auf ihren Feldern Grünstreifen stehen lassen, in denen Insekten leben können.“

Das solle auch durch ein entsprechendes Schild geschehen, das am Rande von Feldern teilnehmender Landwirte aufgestellt werden solle. „Darauf wird das Thema erklärt“, sagte Schriever. Damit könne man auch einem durchaus vorhandenen Imageproblem der Landwirtschaft begegnen, sagte einer der anwesenden Landwirte.

„Ich denke auch, dass die meisten Landwirte mit dieser Maßnahme kein Problem haben werden, vor allem nicht, wenn es entsprechende Anerkennung in der Öffentlichkeit findet“, sagte ein anderer. Allgemein war der Tenor der Aktion gegenüber positiv. „Ich finde es gut, dass die Landwirtschaft hiermit vorangeht“, lautete etwa ein Kommentar.

Allerdings sehe man von Seiten der Landwirtschaft durchaus auch die privaten Gartenbesitzer in der Pflicht. „Von der Landwirtschaft wird immer gefordert, ein Vorbild zu sein. Dabei können Privatleute das auch in ihrem Garten ganz einfach machen“, sagte ein Landwirt.

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