Johannesstift in Hückeswagen Freie Plätze in der Tagespflege des Stifts

Hückeswagen · „Gemeinsam den Alltag gestalten“ – unter diesem Motto steht die Tagespflege im Evangelischen Altenzentrum Johannesstift. Im März 2018 wurde die zweite Gruppe eröffnet. Pro Tag gibt es Platz für bis zu 21 Gäste.

 Zeitungsrunde mit Bergischer Morgenpost in der Tagespflege (v.l.): Mitarbeiterin Stefanie Gotzmann-Hessel, Leiterin Gabriele Kamberg, Sigrid Stelzer, Angelika Löwy, Ursula Broß, Ulrich Schmidt und Horst Hugo Hager.

Zeitungsrunde mit Bergischer Morgenpost in der Tagespflege (v.l.): Mitarbeiterin Stefanie Gotzmann-Hessel, Leiterin Gabriele Kamberg, Sigrid Stelzer, Angelika Löwy, Ursula Broß, Ulrich Schmidt und Horst Hugo Hager.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Diese E-Mails machten Gabriele Kamberg stutzig. Die Leiterin der Tagespflege im Altenzentrum Johannesstift wunderte sich, dass einige Menschen scheinbar nichts über das Angebot wissen, das es immerhin schon seit 2015 gibt. „Die hatten wohl noch einen alten Flyer. Deshalb haben wir nun eine neuen Infoflyer aufgelegt, den wir an alle ambulanten Pflegedienste, Seniorenberatungen, Ärzte und sozialen Dienste der Krankenhäuser verteilt haben“, berichtet sie. So wolle sie die Tagespflege, die einzige ihrer Art in Hückeswagen, bekannter machen. „Wir haben derzeit auch viele Anfragen aus Wipperfürth, weil es dort überhaupt keine Tagespflege gibt“, berichtet sie.

Ihr sei es wichtig, ganz individuell auf die Bedürfnisse der Gäste einzugehen. In der reinen Männergruppe gebe es da zum Mittagessen auch schon mal ein Bierchen. „Die Gäste haben sich immer viel zu erzählen“, berichtet die Leiterin der Tagespflege. Neulich gab’s eine Woche lang ein Weinfest mit Akkordeon-Musik und Federweißer. „Da wir jeden Tag etwas zu den Wochenthemen machen, bekommen auch die kognitiv eingeschränkten Menschen am Ende der Woche etwas davon mit“, sagt Gabriele Kamberg.

Zwei Gäste kommen derzeit täglich, die Mehrzahl an vier Tagen in der Woche, niemand ist nur einmal in der Tagespflege, Minimum sind zwei Tage pro Woche. „Unser Angebot soll die Angehörigen entlasten und soziale Kontakte für unsere Gäste ermöglichen“, erläutert Gabriele Kamberg. Aus den Wohnumfeld raus, gegen die Einsamkeit – viele kommen und gehen, im Schnitt sind die Gäste 70 Jahre alt, aber auch jüngeres Publikum ist an manchen Tagen zu Besuch. Da gibt es auch welche mit schwereren psychischen Erkrankungen, die in der Tagespflege Halt und vor allem Gemeinschaft finden. „Wir haben ein bunt gemischte Klientel“, sagt Gabriele Kamberg.

 Im Snoezelen-Raum sollen die Gäste entspannen und dem Alltag entfliehen. Auch Mitarbeiter nutzen den Raum, um sich von ihrem Dienst zu erholen.

Im Snoezelen-Raum sollen die Gäste entspannen und dem Alltag entfliehen. Auch Mitarbeiter nutzen den Raum, um sich von ihrem Dienst zu erholen.

Foto: Joachim Rüttgen

Da viele Gäste demenziell eingeschränkt sind, besteht die Möglichkeit, zwei Gruppen zu bilden, um für Harmonie zu sorgen und vor allem bedarfsorientiert zu arbeiten. „Niemand soll hier über- oder unterfordert werden“, wünscht sich die Leiterin. Der integrative Ansatz sei zwar wünschenswert, bei einer fortschreitenden Demenz stoße man aber schnell an Grenzen und müsse die Gruppen teilen.

Der Bedarf für Tagespflegeplätze ist nach Meinung von Gabriele Kamberg in Hückeswagen riesig. Das Betreuungsteam im Johannesstift umfasst acht Mitarbeiter, Kamberg ist die einzige hauptamtliche Kraft. Ihre Kollegen sind Pflegefachkräfte, Pflegehelfer, Betreuungskräfte und vom Sozialen Dienst. „Der Anteil an Pflege ist bei uns gering, betrifft höchstens mal einen Toilettengang oder Unterstützung bei der Mobilität“, sagt sie. Ein Aufenthalt in der Tagespflege ist immer zeitlich unbefristet. Die meisten scheiden durch Tod aus oder indem sie stationär aufgenommen werden müssen, weil sie zu Hause nicht mehr betreut werden können. „Drei Gäste sind seit der Gründung dabei, viele Gäste aus der Tagespflege werden später auch stationär aufgenommen“, berichtet Gabriele Kamberg. Oft würden sie zunächst die Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen und dann komplett ins Stift ziehen.

Seit einem dreiviertel Jahr schafft es die Tagespflege-Leiterin auch, einmal im Monat alle Angehörigen zu einem Treffen ins Altenzentrum einzuladen. „Eine Supervision begleitet von einer Fachkraft“, erzählt Kamberg. Hier gehe es um gezielte Fragen der Angehörigen, um Aufklärung und Information. „Der Austausch untereinander tut vielen so gut, weil sie doch 24 Stunden sieben Tage die Woche belastet sind“, sagt sie. Und dann rege sich noch das schlechte Gewissen, wenn der Angehörige in die Tagespflege gebracht werde.

„Dabei hat das nichts mit Abschieben zu tun, sondern ist auch für die Gäste eine Chance, mal aus dem gewohnten Umfeld herauszukommen“, sagt sie. Diese Hemmschwelle zu überwinden, müssten einige Angehörige regelrecht lernen. „Dabei sind viele von ihnen schon fix und fertig und am Ende, wenn sie zu uns kommen“, weiß Gabriele Kamberg. Die „Angehörigenpflege“ sei ein zu Unrecht sehr vernachlässigtes Thema. „Diese Menschen stecken alle ihre Bedürfnisse zurück, da können sie gar nicht gesund bleiben“, findet sie. Insofern sei die Tagespflege in der ersten Etage des Johannesstifts also für alle Beteiligten und Betroffenen eine große Hilfe.

Kontakt Tagespflege Johannesstift Gabriele Kamberg, Tel. 02192 857207, Fax 02192 857128, e-Mail: kamberg@ev-johannesstift.de oder tagespflege@ev-johannesstift.de. Weitere Informationen gibt es im Internet unter:
www.ev-johannesstift.de

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