Hückeswagener Erinnerungen Stilles Gedenken an das Kriegsende
Hückeswagen · Mitglieder von „Wir sind mehr im Bergischen“ legten Blumen an den vier Stolpersteinen in der Innenstadt und an der Friedenskapelle in Voßhagen nieder. Sie erinnerten damit an die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 75 Jahren.
Für Ewiggestrige mag der 8. Mai wahrlich kein Feiertag sein. Doch mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht gegenüber den Alliierten in Berlin-Karlshorst an diesem Tag im Jahr 1945 endeten die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten, der Zweite Weltkrieg und damit auch beinahe sechs Jahre Mord, Vernichtung und Zerstörung. 75 Jahre war das am Freitag her. Das Netzwerk „Oberberg ist bunt“ hatte ursprünglich aus diesem Anlass mehrere Aktionen im Kreis geplant, die wegen der Corona-Krise jedoch abgesagt werden mussten. Allerdings wurde über die Sozialen Netzwerke zu einer digitalen Aktion aufgerufen. Mit dabei war auch die Hückeswagener Bürgergruppierung „Wir sind mehr im Bergischen“, die am Freitagvormittag mit vier Mitgliedern an den vier Stolpersteinen an der Peter- und der Weststraße sowie am Nachmittag an der Friedenskapelle in Voßhagen Blumen niederlegte und so den Opfern und Verfolgten des NS-Regimes gedachte. „Alle teilnehmenden Gruppen machen Fotos der Blumen, die dann von ,Oberberg ist bunt’ gepostet werden“, berichtete Shirley Finster von der Bürgergruppierung.
Auch Bürgermeister Dietmar Persian hatte sich der Gedenkaktion angeschlossen und war zur Peterstraße gekommen. „Ich danke der Bürgergruppierung dafür, dass sie diese Aktion veranstaltet. Der 8. Mai ist ein Tag, den vielleicht nicht alle Deutschen gleichermaßen präsent haben, aber es ist ein sehr wichtiger Tag“, betonte er. Er wolle aber auch daran erinnern, dass Krieg, Holocaust und Zerstörung nicht einfach so über die Deutschen gekommen sei, sondern die Nazi-Partei und Adolf Hitler von den Menschen gewählt wurden. „Das bedeutet für uns, dass wir heute umso aufmerksamer sein müssen, wenn Menschen mit einer anderen Hautfarbe, anderer Herkunft oder Religion wieder verfolgt werden“, sagte der Bürgermeister mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Politik und Gesellschaft.
Wachsamkeit sei nötig, darin waren sich die Anwesenden einig. So kam der Hinweis, dass die drei Mitglieder der Kommunistischen Partei, Bruno Blumberg, Johann Fries und Wilhelm Mondre, noch vor der sogenannten Machtergreifung im Jahr 1933 ermordet wurden. Mit Blick auf die NSU-Morde wurde gesagt: „An der Geschichte kann man sehr gut sehen, was passieren kann, wenn man nicht aufpasst.“
Blumberg war am 13. März 1932 von Mitgliedern der SA vor dem Haus an der Peterstraße erschossen, in dem heute das Jugend- und Sozialwerk Gotteshütte seinen Sitz hat. Fries und Mondre verfolgten die Mörder zum Haus Peterstraße 19, aus dem heraus sie von diesen erschossen wurden. Die Stolpersteine wurden im November 2016 verlegt. Für den Kommunisten Otto Fröhlich, der am 20. Oktober 1935 im Konzentrationslager Esterwegen starb, wurde im vorigen November ein Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig an der Weststraße verlegt. Dort hatte Fröhlich zuletzt gewohnt. Eine gemeinsame Grabstätte für die vier Ermordeten ist auf dem Hückeswagener Friedhof eingerichtet.
Die Friedenskapelle in Voßhagen wurde 1985 erbaut. Sie befindet sich direkt neben dem russischen Ehrenfriedhof, auf dem 44 osteuropäische Zwangsarbeiter ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.