Wohnen in Hückeswagen Schottergärten und ökologisch – geht das?

Hückeswagen · Steingärten sind immer mehr in Mode gekommen. Eine Expertin rät, in solchen Fällen auf vielfältige Vegetation und einheimische Pflanzen zu setzen.

 Trockene Angelegenheit: Vereinzelte Pflanzen ragen aus einem Vorgarten mit grauen und schwarzen Kieselsteinen heraus.

Trockene Angelegenheit: Vereinzelte Pflanzen ragen aus einem Vorgarten mit grauen und schwarzen Kieselsteinen heraus.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Im Moment machen die meisten Gartenbesitzer ihre Gärten und Grünflächen rund ums Haus winterfest. Nur noch wenige Pflanzen blühen, bunt sind in erster Linie nur noch die Blätter an den Bäumen. Unabhängig davon sind viele Gärten in der Schloss-Stadt aber auch im Sommer trist und grau – dabei handelt es sich um „Schottergärten“. So jedenfalls bezeichnet sie Manuela Thomas, Mitarbeiterin bei der Biologischen Station Oberberg (BS). Sie mögen in der Pflege einfacher zu handhaben sein, aber gerade für Insekten bieten sie keine Lebensgrundlage. „Schottergärten ohne Pflanzen sind in den vergangenen Jahren in Mode gekommen. Sie sind in aller Regel abzulehnen“, betont Manuela Thomas.

Warum sind Schottergärten ökologisch wertlos? „Sie tragen zur Verarmung der Artenvielfalt bei, da sie weder Lebensraum noch Nahrung für Tiere und Pflanzen bieten“, sagt die Umweltschützerin. Im heimischen Garten, wie groß oder klein er auch sein möge, sollte es immer eine große Vielfalt an Blütenangeboten geben. „Dazu empfehlen wir vor allem die Verwendung heimischer Wildpflanzen, da auf diese Weise die Vorlieben und Lebensbedingungen der Insekten optimal erfüllt werden“, sagt die Expertin. Es gebe einen Verein mit Sitz in Bonn und bundesweiten Regionalgruppen, der sich auf die Vermehrung heimischer Pflanzen spezialisiert habe und auch dabei helfe, entsprechend ökologisch wertvolle Gärten zu planen.

Sind alle Steingärten gleich schlecht? „Steingarten ist nicht gleich Steingarten“, versichert Manuela Thomas. Während ökologisch tote Steinwüsten abzulehnen seien, gebe es durchaus Möglichkeiten, auch in Steingärten für Leben zu sorgen. Als Beispiel führt die BSO-Mitarbeiterin ein Projekt in Marienheide an. „Dort haben wir zusammen mit dem Verein Müllenbach und der Gemeinde ein artenreiches Biotop geschaffen – obwohl es sich um ein Schotterbeet handelt“, sagt Manuela Thomas. Auf rund 90 Quadratmetern gibt es verschiedene Vogelnährgehölzer, mehrere hundert mehrjährige Stauden und über 2000 Blumenzwiebeln. „Interessanterweise bildet Schotter die Grundlage für diese Beete“, sagt Manuela Thomas.

Warum ist Schotter dort ein guter Untergrund? Das Problem sei nicht der Schotter, betont die Umweltexpertin. „Es ist die fehlende Vegetation. Es gibt aber im Bergischen Land oft trockenwarme und vegetationsarme Flächen, auf denen aber spezielle Arten gut wachsen können. Man denke hierbei nur an Steinbrüche. Und der Klimawandel begünstigt ja auch entsprechend anspruchslose Arten“, sagt Manuela Thomas. Sie empfehle etwa die Bergminze, die bis in den November blühe und Trockenheit sehr gut abkönne. „Man kann sich tatsächlich an dem orientieren, was in Steinbrüchen gut wächst und gedeiht“, sagt sie. Man könne einen Steingarten also durchaus ökologisch wertvoll gestalten – und damit für einen elementaren Bestandteil der unterschiedlichen Lebensräume im Bergischen Land sorgen.

Wie sollte ein ökologisch wertvoller Garten aussehen? Wichtig seien die vielen Pflanzen- und Blütenarten. „Die Pflanzen sollten auch möglichst das ganze Jahr über blühen, damit die Insekten und Vögel eben auch möglichst lange innerhalb der Vegetationszeit Nahrung finden“, sagt Manuela Thomas. Dazu sollte man dafür sorgen, dass es kleine, unterschiedlich gestaltete Ecken gebe. „Etwa Totholzecken, in denen sich Igel oder auch Insekten wohlfühlen. Oder sogenannte Lesesteinhaufen – aufgestapelte Steinhaufen, auf denen sich Reptilien und Insekten sonnen können. Entsprechend sollten sie in der Sonne stehen.“

Sollten Schottergärten also verboten werden? Die BSO-Mitarbeiterin setzt hier eher auf Aufklärung denn auf Verbote. „Es ist wichtig, dass die Menschen verstehen, warum die Schottergärten ökologisch tot sind. Und dass sie letztlich eine trockene Wärmeinsel sind, auf denen kaum etwas wachsen und gedeihen kann“, erläutert Manuela Thomas. Sie setze außerdem auf das Verständnis der Menschen. Und betont: „Wir haben so viele Möglichkeiten, im Garten etwas Gutes für Insekten, Vögel und die Natur im Allgemeinen zu tun.“

Wie steht die Stadtverwaltung zu Steingärten? Im Moment befindet sich der Bebauungsplan für das Neubaugebiet „Eschelsberg“ in der Planungsphase. „Vorgesehen ist, darin vorzuschreiben, dass gewisse Flächen in den Vorgärten begrünt werden müssen“, erklärt Bürgermeister Dietmar Persian. „Wir sehen aber mehr Chancen darin, die Leute davon zu überzeugen, dass ökologisch wertvolle Gärten für das Kleinklima am Ort wichtig sind.“ Er setze daher auf Aufklärung und Information. So soll es vor dem Einstieg in die Vermarktung eine Informationsveranstaltung zu den Themen der ökologischen Gärten, aber auch zu regenerativen Energien oder Photovoltaik geben.

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