Hückeswagen Stadt plant Arztversorgung der Zukunft

Hückeswagen · Laut Kassenärztlicher Vereinigung ist Hückeswagen gut mit Ärzten versorgt. Das dürfte sich spätestens in wenigen Jahren ändern, wenn einige Hausärzte in den Ruhestand gehen. Die Stadt will daher nun die Weichen etwa für ein Ärztehaus stellen.

 In einigen Jahren gehen einige Hückeswagener Hausärzte in den Ruhestand. Wie es dann um die ärztliche Versorgung der Menschen in der Schloss-Stadt bestellt ist, ist derzeit völlig unklar.

In einigen Jahren gehen einige Hückeswagener Hausärzte in den Ruhestand. Wie es dann um die ärztliche Versorgung der Menschen in der Schloss-Stadt bestellt ist, ist derzeit völlig unklar.

Foto: dpa

Die hausärztliche Versorgung in Hückeswagen ist gut. Das mag sich nicht unbedingt mit dem subjektiven Empfinden der Hückeswagener decken, das aber geben die Zahlen her, die die Kassenärztliche Vereinigung für die Einschätzung der Situation zugrunde legt. Danach gibt es in der Schloss-Stadt und in Wipperfürth – beide Städte werden als ein Versorgungsbezirk betrachtet – ausreichend Mediziner, die als Hausärzte niedergelassen sind. Noch besser sind die Zahlen für Radevormwald. Insgesamt gilt: Der Norden des Oberbergischen Kreises hat, ganz anders als der Süden, keinen Ärztemangel zu beklagen.


Wie ist die aktuelle Versorgungslage in Hückeswagen? Von den acht Hausärzten trägt sich zumindest die Hälfte mit Gedanken an den Ruhestand. So geht das Arzt-Ehepaar Dr. Beate und Werner Fabig bereits auf die Suche nach Nachfolgern. „Ich schätze, dass wir in zwei, drei Jahren aufhören wollen“, bestätigt der Allgemeinmediziner auf Anfrage unserer Redaktion. Würde sich niemand finden, der die Praxis an der Goethestraße dann übernimmt, „würden viele Patienten auf einen Schlag auf andere Ärzte verteilt werden“. Auch von zwei Kollegen weiß Fabig, dass sie über den nahen Ruhestand nachdenken.

Ist die Schloss-Stadt tatsächlich mit Ärzten gut versorgt? Fabig macht unmissverständlich deutlich: „Hier fehlen ein bis zwei Hausarztpraxen.“ Einige seiner Kollegen hätten bereits einen Aufnahmestopp für neue Patienten verfügt. Aber den gibt’s auch in anderen Kommunen. So berichtete Fabig von Patienten aus Gummersbach, die zu ihm in die Praxis kämen, weil sie in der Kreisstadt keinen Arzt gefunden hätten.

Was sagen Politik und Verwaltung? FDP-Fraktionschef Jörg von Polheim sprach jetzt im Haupt- und Finanzausschuss seine Sorge aus, dass es in absehbarer Zeit ein deutliches Problem an ausreichenden Hausärzten in Hückeswagen geben könnte. „Die Stadtverwaltung teilt sie“, bestätigte Bürgermeister Dietmar Persian. Dies vor allem mit Blick auf die Altersstruktur: Viele der am Ort niedergelassenen Ärzte werden in einigen Jahren in den Ruhestand gehen. Eine Übergabe der Praxen an jüngere Kollegen ist längst nicht mehr so selbstverständlich wie sie das in früheren Jahrzehnten war, weil Praxen in ländlichen Regionen von den Arbeitsbedingungen und dem Einkommen her heute wenig attraktiv für junge Mediziner sind.

Wie könnte die ärztliche Versorgung in der Zukunft sichergestellt werden? „Das Modell der Zukunft liegt nicht mehr in Einzelpraxen, sondern eher im Bereich der medizinischen Versorgungszentren und der Gemeinschaftspraxen“, sagte Persian. Da müsse die Stadt Weichen stellen und dabei auch über die Einrichtung kommunaler Versorgungszentren nachdenken.


Gab es bereits Gespräche? Bislang ist das Nachdenken nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Persian: „Wir haben schon beim Neubau am Etapler Platz überlegt, ob wir dort so etwas wie ein Ärztehaus etablieren können.“ Das sei damals aber nicht gelungen. „Es rechnet sich einfach nicht für die Ärzte, mit denen wir zuvor intensive Gespräche geführt hatten.“ Die Verwaltung hatte bei allen acht hiesigen Hausärzten angefragt, ob sie gemeinsam an einer Stelle praktizieren würden. „Das hätte sich für uns aber nicht mehr gerechnet“, versicherte Werner Fabig. Zum einen, weil einige Ärzte nicht mehr so lange praktizieren werden, zum anderen, weil dort die Miete deutlich höher gewesen wäre.


Sucht die Stadt dennoch weiter nach Medizinern für Hückeswagen? Das Interesse an einem Medizinischem Zentrum könnte sich ändern, wenn demnächst mehr Einzelpraxen aus Altersgründen aufgegeben werden. „Darauf müssen wir dann als Stadt vorbereitet sein“, unterstrich der Bürgermeister im Ausschuss. Deshalb seien schon jetzt Gespräche auch mit potenziellen Trägern medizinischer Versorgungszentren zu führen. Auch am Konzept eines kommunalen Zentrums müsse weiter gearbeitet werden.

Wie steht der Mediziner zu einem Ärztehaus? „Ich denke, in zehn Jahren werden wir hier in Hückeswagen ein Medizinisches Versorgungszentrum haben. Mit einem Geschäftsführer und einem Inhaber“, prognostizierte Fabig. Sei es in einem Neubau oder einem umgebauten bereits bestehenden Gebäude. Das Hausarztwesen sei zwar eine tolle Sache, die Einzelpraxis können aber nicht mehr das bieten, was politisch gefordert werde. Wenn sich aber mehrere Ärzte zusammenschlössen, könnten sie etwa die medizinischen Geräte gemeinsam nutzen. „Die Reise wird daher in diese Richtung gehen“, betonte er. Denn auch die Bereitschaft, eine eigene Praxis zu führen, sei bei vielen jungen Ärzten nicht mehr gegeben. „Sie wollen lieber angestellt und nicht unternehmerisch tätig sein“, sagte der Allgemeinmediziner. Das gelte vor allem für Frauen, die derzeit mehrheitlich Medizin studierten. Um Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen, setzten viele auf eine Halbtagsstelle. „Da bietet sich das Konstrukt mit einem Ärztehaus geradezu an“, meint Fabig.


Und wie sieht’s mit der Versorgung von Fachärzten in der Schloss-Stadt aus? Keine Hoffnung hegt Bürgermeister Dietmar Persian derweil auf eine Verbesserung der örtlichen Versorgung durch Fachärzte. Hückeswagen sei einfach zu klein für die Ansiedlung weiterer fachärztlicher Praxen. Die Kassenärztliche Vereinigung sehe in diesem Fall den kompletten Oberbergischen Kreis als ein Versorgungsgebiet. Ein Kinderarzt und eine Gynäkologin sind in der Schloss-Stadt niedergelassen (s. Info-Kasten), zu anderen Fachärzten werden die Hückeswagener wohl auch in Zukunft in Nachbarstädte fahren müssen.

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