Landtagswahl in Hückeswagen Mit 23 von der Uni in den Landtag ?

Oberberg · Mit Thorben Peping hat die SPD Oberberg den jüngsten Landtagskandidaten in ihrer Geschichte aufgestellt. Der Student aus Lindlar ist 23 Jahre alt, seit sieben Jahren in der Partei und sitzt seit 2020 für die SPD im Lindlarer Gemeinderat.

 SPD-Landtagskandidat Torben Peping.

SPD-Landtagskandidat Torben Peping.

Foto: SPD Oberberg

Eigentlich hatte sich Thorben Peping für dieses Jahr vorgenommen, mit der Bachelor-Arbeit sein 2018 an der Uni Bonn begonnenes Studium der Politikwissenschaften, Soziologie und Psychologie abzuschließen. Stattdessen entschied er im Sommer 2021, dem Drängen der Partei nachzugeben und zur Landtagswahl im Mai als Kandidat der SPD im oberbergischen Norden anzutreten. Damals, nur Wochen vor der Bundestagswahl, stand die SPD in den Prognosen bei mageren 15 Prozent. Peping sah‘s als Herausforderung, auch schon mit Blick auf die Landtagswahl 2022. Also entschied er: Die Bachelor-Arbeit wird geschoben, stattdessen steht jetzt Landespolitik auf dem Lehrplan. Ein Problem hatte er damit nicht: „Andere gehen nach der Schule für ein Jahr ins Ausland. Das habe ich nie gemacht – ich gehe dann eben mal für ein Jahr intensiv in die Politik und schließe mein Studium danach ab“, habe er damals für sich beschlossen.

Aus dem einen Jahr könnten mehrere werden, sollte Peping tatsächlich in den Landtag gewählt werden, denn das wäre der Start in die Karriere als Berufspolitiker – ein sehr früher Start mit 23. Peping selbst schätzt das pragmatisch ein. Parlamente sollten aus seiner Sicht die gesamte Gesellschaft widerspiegeln, auch im Bezug auf das Alter. Natürlich sei es kein Verdienst, einfach nur jung zu sein: „Jugend ist kein Selbstläufer, man muss auch liefern. Man kann mich gerne auf die Probe stellen, ob ich der Aufgabe gewachsen bin.“ Er habe sich intensiv eingearbeitet in landespolitische Themen: „Da bin ich ein Dokumenten-Fresser.“

Das gilt auch für seine Arbeit in der ehrenamtlichen Kommunalpolitik: Seit der Kommunalwahl 2020 sitzt er für die SPD Lindlar im Gemeinderat und in mehreren Fachausschüssen. Darüber hinaus ist er Sachkundiger Bürger im Jugendhilfeausschuss des Kreises. Schon bei seinem Eintritt in die SPD mit 16 wollte er Verantwortung übernehmen – wie er das als Schülersprecher am Gymnasium gelernt hatte. Für das politische Engagement kam für ihn nur die SPD infrage: „Ich bin ein pragmatischer Mensch, aber das schließt ja Ideale nicht aus. Und meine Ideale habe ich in der Geschichte der SPD und in ihrem Programm wiedergefunden.“

Seit 2020 ist Thorben Peping Vorsitzender der SPD-Nachwuchsorganisation, also der Jusos im Oberbergischen Kreis. Ist er damit automatisch dem linken Flügel der Partei zuzuordnen? Der Lindlarer selbst sieht es nicht so: „Wir Jusos hier auf dem Land gehören zum pragmatischen Lager und sind, was ideologische Strömungen anbetrifft, eher strömungsfrei.“ Das liege auch daran, dass bei den Jusos im Kreis nicht die Studenten in der Mehrzahl sind, sondern Azubis und junge Arbeitnehmer aus ganz unterschiedlichen Berufszweigen. Von den rund 100 Jusos im Oberbergischen seien vielleicht 20 politisch wirklich aktiv. „Und die sind integriert in ihre jeweilige Ortspartei und deren praktische kommunale Arbeit. Das ist weitestgehend ideologiefrei.“

Ohne ideologische Scheuklappen aber mit Idealen: Was heißt das konkret für die politischen Zielsetzungen des Kandidaten? Als für ihn wichtige Themen nennt der Student soziale Gerechtigkeit und, damit einhergehend, Chancengerechtigkeit. Wesentlich dafür seien gleiche Bildungschancen für alle, von der Kita bis zum Schulabschluss. „Ich selbst habe viele Chancen gehabt“, sagt Peping, dessen Eltern beide Lehrer sind. Für viele sehe das immer noch anders aus, da entscheide die soziale Herkunft über die Chancen. Er fordert unter anderem mehr Investitionen in Bildung, beginnend bei mehr Lehrern gerade auch an den Grundschulen.

Wichtig ist dem 23-Jährigen: „Ich trete nicht nur für politische Themen an, sondern auch für einen politischen Kulturwechsel.“ Stichworte dafür seien der menschliche Umgang miteinander in der Politik, mehr Transparenz in der politischen Arbeit und mehr direkte Bürgerbeteiligung. Und: „Politiker müssen ehrlicher auch mit Fehlern umgehen, damit sie in ihrem Handeln wieder glaubhaft werden.“

 Logo Landtagswahl 2022 NRW Nordrhein-Westfalen Landtag ( ohne Tage bis zur Wahl )

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Foto: grafik

Als sich Thorben Peping für die Kandidatur entschied, sah er das angesichts der miserablen Umfragewerte für die SPD vor der Bundestagswahl quasi als „Dienst an der Partei“. Den wollte er aber nicht nur aussitzen, sondern aktiv gestalten. Nach der Bundestagswahl und der Bildung der Ampel-Koalition kann er selbst sich inzwischen gut vorstellen, tatsächlich in den Landtag gewählt zu werden und den Wahlkreis dort zu vertreten. Sollte das für Aufregung im Inneren sorgen, trägt er sie jedenfalls nicht nach außen. Es wundert nicht, dass er den Bundeskanzler schätzt – und dessen „hanseatische Gelassenheit und Sachlichkeit“ als politische Tugenden mit Vorbild-Charakter sieht.

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