ADFC-Pläne für Hückeswagen Die Stadt soll fahrradfreundlicher werden

Hückeswagen · Auch wenn der Radtourismus wegen der Radtrasse seit Jahren boomt, wird das Fahrrad immer noch zu wenig im Alltag genutzt – meint der ADFC. Matthias Müssener und Alfons Herweg fordern daher ein Radwege-Infrastrukturkonzept.

 Die ADFC-Mitglieder Matthias Müssener (l.) und Alfons Herweg möchten Hückeswagen attraktiver fürs Fahrrad machen. Anfang Februar stellen sie einen Antrag an den Rat, der eine Radwege-Infrastrukturkonzept erstellen möge.

Die ADFC-Mitglieder Matthias Müssener (l.) und Alfons Herweg möchten Hückeswagen attraktiver fürs Fahrrad machen. Anfang Februar stellen sie einen Antrag an den Rat, der eine Radwege-Infrastrukturkonzept erstellen möge.

Foto: Herweg

Die Liste ist lang und ambitioniert. Als der Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) im März 2019 zum ersten „Radlertreff“ eingeladen hatte, kam eine Reihe von Anregungen und Ideen zusammen, wie Hückeswagenen fürs Fahrradfahren kurz- bis langfristig attraktiver gemacht werden könnte. So soll für die Radweg-Querung der B 237 bei Dörpe das Tempolimit für Autos herabgesetzt, die Einbahnstraßen Weierbach- und Islandstraße für den gegenläufigen Radverkehr freigegeben oder die schmale Kölner Straße für Autos zur Einbahnstraße werden. Mehr Fahrradständer vor allem im Zentrum werden ebenso gewünscht wie ein Pedelec-Verleih für Touristen, ein Radweg von Mickenhagen zum Beverdamm oder ein Fahrradbeauftragter bei der Stadtverwaltung

Bürgermeister Dietmar Persian, Bauamtsleiter Andreas Schröder und die Tourismusbeauftragte Heike Rösner hätten sich im Anschluss sehr offen und gesprächsbereit gezeigt, versichern Alfons Herweg und Matthias Müssener vom ADFC. Für den nächsten „Radlertreff“ am Dienstag, 28. Januar, 19 Uhr, in der Gaststätte „Alter Markt“ haben die passionierten Fahrradfahrer den nächsten Schritt im Visier: „Wir wollen beantragen, dass die Stadt ein Radwege-Infrastrukturkonzept erstellt“, sagt Herweg. Wobei der 57-jährige Diplom-Sozialpädagoge betont: „Wir sind keine Experten. Für die Planungen müssten Fachleute gewonnen werden.“

Ein Anreiz ist die Förderung des Bundesverkehrsministeriums, das den bundesweiten Ausbau des Radverkehrs bis Ende 2023 mit 1,45 Milliarden Euro fördern will. „Es gibt bereits einen Radverkehrsplan der Bundesregierung“, sagt Müssener. „Da werden oft die Fördermittel nicht abgerufen.“ Das aber könnten sich die beiden Radfahrer für die Schloss-Stadt vorstellen. Mit einer Radwegeplanung wäre ein sicheres Fahren auf zwei Rädern möglich. „Auch wenn das Radfahren im Bergischen problematischer ist“, gibt Müssener zu. Doch dank der E-Mobilität sei inzwischen eine breitere Masse in der Lage, das Rad auch für Besorgungen zu nutzen. Der Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse sei eine Super-Einrichtung, werde aber hauptsächlich touristisch genutzt. „Die Trasse sollte in den Alltag mit eingebunden werden“, fordert der 53-jährige Maschinenbau-Ingenieur.

Für 2020 sind drei Baumaßnahmen geplant, die Radfahrern entgegenkommen dürften. Im Frühjahr wird im Zuge der Fahrbahnsanierung der B 483 Richtung Rade auch der Geh-/Radweg erneuert. Geplant ist seitens der Stadt noch für dieses Jahr, eine Verbindung vom Radweg bei Dörpe ins Gewerbegebiet Winterhagen-Scheideweg (West 2) zu schaffen – „dazu haben wir einen Förderantrag gestellt“, bestätigt Bauamtsleiter Andreas Schröder auf Anfrage unserer Redaktion. Zudem wird der Kreis voraussichtlich nach den Sommerferien den Radweg vom Beverteich entlang der Kreisstraßen 5 und 13 bis zum Wanderparkplatz Neye-Talsperre verlängern.

Die Stadt könnte sich laut Schröder zudem eine Mobilstation mit Parkboxen für Fahrräder und Ladestation für E-Bikes am Bahnhofsplatz vorstellen. Eine Einbahnstraßenregelung für die Kölner Straße lehnt der Bauamtsleiter allerdings ab. „Das ist schon unter dem ökologischen Aspekt nicht klug, weil die Fahrzeuge größere Strecken fahren müssten“, argumentiert Schröder. Über die Islandstraße sei im Rathaus schon intensiv diskutiert worden, sagt er. Aufgrund ihrer Längsneigung sei das Radfahren die Straße hinab Richtung Wilhelmplatz aber nicht ungefährlich. Eine endgültige Entscheidung zum gegenläufigen Radverkehr im Island steht noch aus.

Ein Radverkehrskonzept ist nach Einschätzung der ADFC-Mitglieder wichtig, weil eine hohe Radverkehrsdichte neue Ansätze in der Stadtplanung bedeuten würden. Die Folge könnten weniger Parkplätze für Autos, dafür mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer sein. Auch heißt es in den Zielen, die der Kreisverband vorgibt: „Ein massiv ausgebauter Radverkehr kann einen erheblichen Anteil des urbanen Verkehrs übernehmen.“ Denn laut ADFC sind 50 Prozent der heute mit dem Kfz zurückgelegten Wege unter fünf Kilometer und sogar 70 Prozent unter zehn Kilometer – selbst im Bergischen. Konkret für Hückeswagen würde das bedeuten, dass Wege vereinfacht werden müssten. Herweg schlägt vor, Barrieren zu beseitigen. Und Müssener regt farbige Markierungen für die Übergänge an den Kreisverkehren im Zentrum an, damit Radfahrer leichter den Weg finden. Aber auch Autofahrer könnten so besser auf den querenden Radverkehr aufmerksam werden.

Möglichkeiten, wie das Fahrradfahren attraktiver gemacht werden könnte, sehen die beiden Radfahrer noch viele. So sollten vor jedem Geschäft Radständer installiert werden, Gespräche mit umliegenden Kommunen und den Verkehrsverbünden aufgenommen werden, um das Fahrradfahrern besser mit dem ÖPNV zu vernetzen, oder Arbeitgeber angehalten werden, Fahrradparkplätze und Duschen einzurichten.

 „Wir sind keine Autogegner, wir fahren selber Auto“, versichert Herweg. Aber angesichts des Klimawandels müsse man jetzt schauen, was möglich sei.

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