Baustelle in Hückeswagen Siedlung leidet unter Sperrung der B 483

Reinsbach · Viele auswärtige Auto- und Motorradfahrer nutzen Reinsbach als vermeintliche Abkürzung – und halten sich an keine Regeln. Eine Anwohnerin kritisiert das im Gespräch mit unserer Redaktion.

 Seit auf der nahen und parallel verlaufenden B 483 wegen der Fahrbahnsanierung eine mehrere hundert Meter lange Baustelle eingerichtet ist, fahren deutlich mehr Auswärtige über die schmale Straße der Siedlung. Der Begegnungsverkehr wird dann zum Problem.

Seit auf der nahen und parallel verlaufenden B 483 wegen der Fahrbahnsanierung eine mehrere hundert Meter lange Baustelle eingerichtet ist, fahren deutlich mehr Auswärtige über die schmale Straße der Siedlung. Der Begegnungsverkehr wird dann zum Problem.

Foto: Stephan Büllesbach

Was sie dort gesucht hatten? Wahrscheinlich eine Abkürzung zur Bever oder in die Stadt. So genau weiß das Beate Beck nicht – denn die meisten Autofahrer ließen nicht mit sich reden. Und wenn dann doch jemand anhielt und die Fensterscheibe runterkurbelte, gab es im günstigsten Fall eine blöde Bemerkung, im schlechtesten eine Beleidigung zu hören. Die Anwohner von Reinsbach hatten am ersten Wochenende nach der Vollsperrung der nahen Bundesstraße 483 wieder mal keine Zeit zum Entspannen und Ausruhen. Doch dieses Mal war es weniger der Motorradlärm, der nervte, als vielmehr waren es die vielen Autos und Motorräder mit überwiegend auswärtigen Kennzeichen, die am zweiten Juli-Wochenende durch die enge Siedlung fuhren. Mal mehr oder weniger deutlich zu schnell als die Schrittgeschwindigkeit von maximal sieben km/h, zu der das Schild „Spielstraße“ an der Einfahrt nach Reinsbach auffordert. Immerhin: „Am vorigen Wochenende war’s schon wesentlich ruhiger“, berichtet die Anwohnerin.

Doch die Erinnerungen an das Wochenende zuvor sind noch präsent: „Hier ging die Post ab“, versichert Beate Beck. „Wir dachten, wir wohnen an einer Hauptverkehrsstraße.“ Dabei ist die Straße, die durch die Siedlung führt, nur so breit, dass ein Müllfahrzeug noch soeben durchkommt. Und Begegnungsverkehr ist schwierig – dafür müssen die Fahrzeuge auf die Garageneinfahrten ausweichen.

   Die Siedlung Reinsbach ist während der Vollsperrung der B 483 eine Sackgasse – das entsprechende Schild an der Einfahrt fehlt allerdings noch.

Die Siedlung Reinsbach ist während der Vollsperrung der B 483 eine Sackgasse – das entsprechende Schild an der Einfahrt fehlt allerdings noch.

Foto: Stephan Büllesbach

Wie zum Beweis steuert ein Auto durch Reinsbach. Allerdings langsam, weil seine Fahrerin offensichtlich auf der Suche ist. „Wie komme ich denn jetzt nach Radevormwald?“, fragt die Frau. Beate Beck erklärt ihr die Umleitung über die August-Lütgenau-Straße, Forsten und Lüdorf bis nach Radevormwald. Und sie hilft ihr bei der Suche nach einer Fläche, wo sie drehen kann. Dann fährt die Frau wieder in die Richtung, aus der sie gekommen war. Kurios: Die Frau steuert ein Auto der Polizei.

Ein weiteres Problem: Als Ausfahrt steht momentan während der wochenlangen Baustelle auf der Rader Straße nur die Einfahrt oberhalb des Ortsausgangs zur Verfügung. Die andere Ausfahrt, bei der die Fahrzeuge an der Rader Straße nahe der Einmündung zur K 11 herauskommen, ist gesperrt. Von dort nach Reinsbach hinein ist zwar möglich, aber am Herausfahren sollen zwei Durchfahrt-verboten-Schildern hindern. Tun sie aber bei den meisten nicht: „Viele fahren trotzdem durch“, hat die Anwohnerin festgestellt. Denn gerade das letzte Stück der Straße ist so schmal, dass Wenden kaum möglich ist. Da ignoriert so mancher das Verbot und steuert sein Auto oder Motorrad lieber doch durch die Ausfahrt auf die Rader Straße.

  Aktuell ist die Ausfahrt nahe der Einmündung zur K11 verboten – das wird häufig missachtet.

Aktuell ist die Ausfahrt nahe der Einmündung zur K11 verboten – das wird häufig missachtet.

Foto: Stephan Büllesbach

Der Landesbetrieb Straßen.NRW, der die Sperrung der Durchfahrt angeordnet hat, hat das bewusst gemacht: Denn so soll verhindert werden, dass die schmale Siedlung als Umgehung der Baustellenampel genutzt wird. Ist doch die Bundesstraße genau zwischen Ein- und Ausfahrt von Reinsbach halbseitig gesperrt, und der Verkehr muss hier bei Rot vor der Baustellenampel stehen bleiben. Manche sind dann jedoch offenbar zu ungeduldig und meinen, durch Reinsbach schneller voranzukommen.

Was sie dann allerdings nicht wissen, ist, dass die Siedlung aktuell eine Sackgasse ist. Nur wird das nicht angezeigt. „Es fehlt das entsprechende Schild an der Einfahrt“, sagt Beate Beck. Dabei sollte das eigentlich schon längst da sein, wie Stefan Böhm vom Landesbetrieb Straßen auf Anfrage unserer Redaktion versichert. „Das holen wir jetzt umgehend nach“, verspricht er – und hat Wort gehalten: Inzwischen steht es.

Beate Beck hat noch etwas festgestellt, was sie kritisiert. Vor der Einmündung der K 11 Richtung Mickenhagen ist auf der Fahrbahn der gelbe Haltestreifen markiert, an dem die Fahrzeuge in Fahrtrichtung Radevormwald wegen der nach der Kurve beginnenden Baustelle halten müssen. Die Ampel dagegen steht hinter der Einmündung. „Plötzlich sind hinter mir an der roten Ampel stehende Autos links an der Warteschlange vorbeifahren, um dann nach rechts auf die K 11 abzubiegen“, hat die Anwohnerin beobachtet. Das sei doch wohl ein Verstoß, meint sie.

 Trotz Rotphase fahren immer wieder Autos oder Motorräder an den Wartenden vorbei, um nach der Haltemarkierung nach rechts in die K11 Richtung Aue/Mickenhagen abzubiegen.

Trotz Rotphase fahren immer wieder Autos oder Motorräder an den Wartenden vorbei, um nach der Haltemarkierung nach rechts in die K11 Richtung Aue/Mickenhagen abzubiegen.

Foto: B. Beck

Ist es nicht, sagen Polizeisprecher Michael Tietze und Ralph Haberstroh, Hückeswagener Fachanwalt für Verkehrsrecht, übereinstimmend aus. So beginne der geschützte Bereich erst nach der Ampel. Wer also vorsichtig und nicht bei Gegenverkehr an der Warteschlange vorbei- und auf die K 11 oder Richtung Kaiserhöhe fährt, macht sich keines Vergehens schuldig. „Wenn es jedoch zu einem Unfall kommt, wird der Fahrer in Haftung genommen“, stellt Haberstroh klar. Die Mitschuld liegt dann bei bis zu 100 Prozent.

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