Hückeswagener Orts- und Straßennamen Niederburghof – ruhiges Leben im Naherholungsgebiet

Niederburghof · In Niederburghof zwischen Hückeswagen und Wipperfürth stehen nur vier Häuser. In einem wohnt Karla Stawicki.

 Idyllisch im Grünen und fernab jeglicher Hektik der Stadt: In Niederburghof lässt es sich bestens entspannen.

Idyllisch im Grünen und fernab jeglicher Hektik der Stadt: In Niederburghof lässt es sich bestens entspannen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Rund um die Schloss-Stadt gibt es bei weitem nicht nur Wälder, Wiesen und Talsperren. Zahlreiche kleine Hofschaften sind in Richtung der umliegenden Städte Wipperfürth, Radevormwald oder Wermelskirchen zu finden, nicht selten sind sie nur einige Häuser und damit gerade mal eine zweistellige Einwohnerzahl groß. Eine davon ist Niederburghof, in der Karla Stawicki aufgewachsen ist und bis heute lebt.

Vier Häuser sind in der kleinen Hofschaft, mehr werden es wohl auch nicht mehr werden. „Wir sind im Wassereinzugsgebiet der Dhünn-Talsperre. Das heißt, da darf aus Naturschutzgründen nichts Neues mehr hingebaut werden“, erläutert die 57-Jährige. Sie lebe gerne dort, sagt die Buchhändlerin, habe aber auch einige Freunde und Bekannte, die das überhaupt nicht verstehen könnten. „Da höre ich dann schon mal so Worte wie ,Kuhkaff’“, erzählt Karla Stawicki und schmunzelt. Sie sei an das einsame Leben zwischen Mul, Purd, Kaisersbusch und Wickesberg aber von klein auf gewöhnt. „Und dann lebt es sich hier ganz wunderbar“, sagt sie überzeugt.

 Karla Stawicki hat ihr Leben in Niederburghof verbracht.

Karla Stawicki hat ihr Leben in Niederburghof verbracht.

Foto: Stephan Büllesbach

Erstmals erwähnt werden die beiden Burghofs – neben Nieder- gibt es auch den Nachbarort Oberburghof – im 14. Jahrhundert. 1374 vermerkt das Kölner St.-Ursula-Stift Einkünfte aus „Broichove“ im Kirchspiel Hückeswagen. Die heutige Schreibweise ist da schon zu erkennen, auch wenn über die Jahrhunderte zunächst die Schreibweise „Niederburghoff“ bekannt war, wie Karla Stawicki sagt. „Es gibt da noch alte Schilder, auf denen es mit zwei f geschrieben wird. Aber das ist auch schon lange her.“

Die wenigen Anwohner hätten bis in die heutige Zeit Landwirtschaft betrieben. „Der letzte hat erst kürzlich aufgegeben. Auch meine Familie hat bis in die 1970er Jahre eine Landwirtschaft gehabt“, sagt die 57-Jährige. Einer ihrer Brüder würde indes heute immer noch einige Schafe halten. Es sei abgeschieden in Niederburghof, fraglos. Und das habe auch seine komplizierten Seiten. „Ohne Führerschein und Auto wäre man hier dann doch etwas weit ab vom Schuss. Ich habe das bei meiner Mutter gemerkt, die keinen Führerschein hatte. Aber heute ist das natürlich eher selten“, sagt Karla Stawicki.

Ihre beiden Töchter habe das Leben auf dem Dorf aber ebenso geprägt wie sie selbst. „Eine Tochter wohnt ein paar Häuser weiter in Oberburghof, die andere wohnt in Neuenherweg – ebenfalls sehr ländlich. Und auch ich könnte mir es, zumindest im Moment, nicht vorstellen, in die Stadt zu ziehen“, versichert die 57-Jährige.

Sie genieße es vor allem, einfach aus der Haustür hinaus ins Grüne zu gehen. Entlang der Hofschaft führen gleich zwei Ortswanderwege: jener von Purd zur Wiebach-Vorsperre und der Rundwanderweg A3. „Entsprechend ist schon vor allem bei gutem Wetter viel los hier“, sagt die 57-Jährige.

„Ich gehe sehr gerne spazieren und kenne mich eigentlich auch recht gut aus.“ Dann fängt sie an zu lachen. „Wobei ich mich kürzlich tatsächlich verlaufen habe. Ich wollte mal was Neues ausprobieren – und wusste irgendwann nicht mehr, wo ich war. Rausgekommen bin ich dann in Wermelskirchen.“ Von wo aus man ihr wiederum auch nicht sagen konnte, wie sie zurück nach Niederburghof komme.

Dabei wäre dieser Hinweis vielleicht hilfreich gewesen: Dort, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen. „Ja, es gibt hier ganz viele Tiere: Füchse, Hasen, Wildschweine, Rehe. Nur dem Wolf möchte ich nicht unbedingt begegnen. . .“, betont sie. Der war immerhin im November schon bis Altenholte, was nicht allzuweit entfernt ist. In der Nachbarschaft werden zudem Nandus (s. Info-Kasten), Schafe und Pferde gehalten. „Das ist natürlich vor allem toll für die Enkelkinder“, sagt Karla Stawicki.

Dann denkt sie kurz nach und sagt: „Das ist einfach meine Heimat. Klar, manchmal denke ich auch: Das Haus ist auch schon an die 200 Jahre alt, da muss man viel dran machen. Und was ist, wenn ich mal nicht mehr Auto fahren kann oder will? Aber im Moment lebe ich einfach nur gerne hier.“

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