„Charly“ Krüger wird 80 Jahre alt Vom Torwart zum treffsicheren Stürmer

Hückeswagen · Dieter Krüger, den eigentlich jeder nur unter seinem Spitznamen Charly kennt, vollendet am 27. Mai sein 80.Lebensjahr. Das Mitglied der legendären Landesliga-Mannschaft des Raspo kickte mit über 60.

In seiner Karriere als Fußballer hat Dieter „Charly“ Krüger viele Pokale gewonnen. Auch der für den Torschützenkönig eines Turniers von 1983 des FC Kess steht daheim am Brunnenweg in einer Vitrine.

In seiner Karriere als Fußballer hat Dieter „Charly“ Krüger viele Pokale gewonnen. Auch der für den Torschützenkönig eines Turniers von 1983 des FC Kess steht daheim am Brunnenweg in einer Vitrine.

Foto: Jürgen Moll

Wenn Charly Krüger über den Fußballplatz wirbelte, tat er das mit kleinen, aber schnellen Trippelschritten. Für seine Gegenspieler war der Fußballer des RSV 09 Hückeswagen damit kaum auszurechnen, sein Laufstil ermöglichte ihm zudem eine enge Ballführung. Kein Wunder, dass der gebürtige Westpreuße, der im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern von Elbing nach Hückeswagen geflüchtet war, jede Saison reichlich Tore schoss. Seine kleinen Schritte waren letztlich die Folgen eines schweren Unfalls von 1976, als er mit seinem Wagen an einem regnerischen Tag in Wipperfürth-Niederwipper bei einem missglückten Überholmanöver frontal in ein entgegenkommendes Auto gefahren war. Dabei hatte er sich das Sprunggelenk gebrochen und einen Riss in der Luftröhre zugezogen. „Seitdem spreche ich etwas heiser“, sagt Krüger. Auch das ist längst zu einer Art Markenzeichen geworden.

Dass er einmal ein so guter Fußballer werden würde, der sehr hoch spielen sollte, war ihm nicht in die Wiege gelegt worden. „Als Kind bin ich gegangen wie Charlie Chaplin“, erinnert er sich. Erst als seine Mutter für Einlagen sorgte, konnte Dieter Krüger richtig laufen. Doch da war auch schon der Spitzname „Charly“ hängengeblieben. „Den bin ich nie wieder losgeworden“, sagt er – wobei er nicht unglücklich wirkt.

Nachdem er die Evangelische Stadtschule an der Kölner Straße, wie damals üblich, nach der achten Klasse verlassen hatte, begann er bei der Firma Bêché & Grohs eine Lehre als Dreher; heute heißt der Beruf Zerspanungsmechaniker. 14 Jahre arbeitete Krüger an der Peterstraße, nur unterbrochen durch die beiden Jahre bei der Bundeswehr (1963 bis 1965). 1972 wechselte er nach Kierspe zur Firma Kremann und Esser, wo er 32 Jahre arbeitete, bis er 2004 in den Ruhestand ging.

 „Charly" Krüger (2. v. r.) in der A-Jugend des RSV 09 Hückeswagen.

„Charly" Krüger (2. v. r.) in der A-Jugend des RSV 09 Hückeswagen.

Foto: Archiv Krüger

Zum Fußball kam Krüger eher durch Zufall. Sein Stiefvater und seine Mutter bauten Anfang der 50er Jahren ein Haus am Mühlenfeld nahe des Sportplatzes Schnabelsmühle. „Da war ich zehn Jahre alt“, sagt er. Somit lag es nahe, dorthin auch zum Kicken zu gehen und in den RSV 09 Hückeswagen einzutreten. Auch wenn er später bei anderen Vereinen Fußball spielte, hielt der Hückeswagener dem Raspo immer die Treue: Inzwischen ist er 70 Jahre Mitglied des Traditionsvereins.

Kurios: Seine Kicker-Karriere begann Krüger als Torwart. Dabei war der heute 1,66 Meter großer Hückeswagener zu keiner Zeit mit körperlicher Größe ausgestattet. Zwar konnte er gut Bälle fangen und hatte eine starke Sprungkraft, aber auf seine fehlenden Zentimeter wurden die Gegner schnell aufmerksam. „Bei einem Spiel in Moers habe ich zehn Stück gekriegt. Die schossen alle hoch aufs Tor“, blickt der 79-Jährige zurück. Danach stand für ihn fest: „Ich geh‘ aus dem Tor.“ Fortan spielte er als Stürmer, was die deutlich bessere Entscheidung seiner Trainer war. Denn als solcher startete der junge Fußballer durch.

Die erfolgreiche Raspo-Mannschaft mit „Charly“ Krüger (vorne / 3.v.r.) traf sich zur Meisterfeier im „Lindenhof“.

Die erfolgreiche Raspo-Mannschaft mit „Charly“ Krüger (vorne / 3.v.r.) traf sich zur Meisterfeier im „Lindenhof“.

Foto: BM-Archiv

Krüger spielte als Jugendlicher immer wieder in der Niederrheinauswahl. Und auch für die Kreiswahl schoss er viele Tore, darunter allein vier bei einem 8:3-Sieg über die Wuppertaler Auswahl Mitte der 60er Jahre. Das sahen auch Späher aus Wermelskirchen, die den Hückeswagener dann in den Verein der Nachbarstadt lotsten.

Später kehrte er zwischenzeitlich wieder zum Raspo zurück und wurde Teil der legendären Mannschaft unter Trainer Burghard Rylewitz († 2006), die in der Saison 1971/72 den Aufstieg in die Landesliga schaffte. Heute ist das die siebthöchste Klasse, Anfang der 70er Jahre war das jedoch die vierthöchste – vergleichbar heute mit der Regionalliga. Entsprechend hoch war das Niveau der Hückeswagener Fußballer dieser Zeit. Im gleichen Jahr stieg auch die zweite Mannschaft des RSV in die 1. Kreisklasse auf – das waren noch glanzvolle Fußball-Zeiten beim Raspo.

Nach dem Aufstieg wechselte Krüger zum RSV Meinerzhagen, zu dem er über Arbeitskollegen Kontakt hatte – der spielte damals in der höchsten Amateurklasse, der heutigen dritten Liga. Während seiner Zeit als Soldat kickte er zudem bei Minden 05 und damit ebenfalls in der höchsten Amateurliga. Als 45-Jähriger stürmte er noch in der Bezirksliga. Und ein weiterer Höhepunkt war 1992/93, als er im Alter von 50 Jahren zusammen mit seinen beiden Söhnen Dirk (heute 57) und Ralf (52) unter Trainer Heino Maulshagen mit dem Raspo in der Kreisliga A spielte.

Mit über 60 kickte Krüger noch bei den Alten Herren, spielt aber seit seinem 45. Lebensjahr Tennis beim HTC. Bis vor zwei Jahren stand er noch zwei, drei Mal auf dem Tennisplatz. Aus gesundheitlichen Gründen spielt er inzwischen aber „nur“ noch einmal die Woche im Doppel Dafür trifft er sich jeden Dienstagmorgen mit einigen seiner Landesliga-Mannschaftskameraden im Café Bauer und freitags zum Skat.

Seinen runden Geburtstag feiert Charly Krüger im engsten Kreis im Kolpinghaus. „Dabei fühle ich mich noch nicht wie 80“, sagte er und grinst.

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