Corona-Krise Menschen zwischen Sorge und Vernunft

Hückeswagen · Trotz des sonnigen Wetters am Wochenende war es in der Schloss-Stadt ungewohnt ruhig. Die meisten Menschen beherzigten den Rat der Experten und blieben zu Hause.

 Vor dem Rewe-Markt bildete sich am Samstag wegen der verschärften Einlassregelungen eine Schlange.

Vor dem Rewe-Markt bildete sich am Samstag wegen der verschärften Einlassregelungen eine Schlange.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Das milde, frühlingshafte Wetter lud geradezu zum Grillen und zu Freizeitaktivitäten in der Natur ein. Doch auf den Hückeswagener Straßen blieb es leer. Nur wenige Motorradfahrer besuchten die Bever-Talsperre, die sonst ein beliebtes Ausflugsziel ist. Auch die Islandstraße war beinahe menschenleer. Lediglich vor den Lebensmittelgeschäften bildeten sich lange Menschenschlangen – mit gehörigem Abstand zueinander.

Die Aufforderung der Landesregierung, auch ohne Ausgangssperre auf soziale Kontakte zu verzichten, damit das Coronavirus nicht weiter von Mensch zu Mensch übertragen wird, scheint zu fruchten. Geöffnet hatte am Samstag auch die Post. Den Abstandshalter, der aus Gründen der Diskretion schon immer vor dem Annahmeschalter stand, hatte Post-Shop-Betreiber Dirk Oberlies nur noch ein Stück weiter weggerückt als sonst. „Die Leute bestellen zurzeit mehr, geben Pakete auf oder holen sie ab“, berichtete Oberlies. Das Mengenaufkommen wäre zwar nicht mit der Weihnachtszeit zu vergleichen, aber dennoch verstärkt.

Da alle sonstigen Geschäfte bereits schließen mussten, blieb der Einkaufsbummel am Wochenende aus. Viele Geschäfte bieten aber einen Lieferservice und hatten ihre Telefonnummern im Schaufenster ausgehängt. Geöffnet hatte Rita’s Weinlädchen, auch wenn nicht viele Kunden im Laden vorbeischauten. „Meine Stammkunden rufen an, wenn sie etwas brauchen, und ich stelle ihnen das dann vor die Tür“, berichtet Inhaberin Rita Schuldner-Lapp von dem Service, den sie nicht erst seit der Corona-Situation anbietet.

Die Läden, die geöffnet haben, versuchen die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten. Das gesamte Team im Friseursalon „Hairlounge“ arbeitete mit Atemmasken. „Das machen wir schon seit Donnerstag“, sagte eine der Mitarbeiterinnen. Friseur Kevin Gedert plagen Ängste, da die Kunden ausbleiben. „Ich wünsche mir auch für die Frisöre eine klare Regelung“, sagte er. In der Montanusapotheke wurden zum Schutz der Mitarbeiter große Acrylglasscheiben an der Verkaufstheke installiert. „Wir haben schon die ganze Woche viel zu tun und liefern auch viele Medikamente aus“, sagte Teamleiterin Diana Gruner. Einen solchen Sprechschutz als Schutz vor Tröpfcheninfektion hatte sich der Rewe-Markt provisorisch gebastelt. Dort standen vor den Kassen Gitter, die mit Frischhaltefolie umwickelt waren. Auf dem Boden vor dem Eingang und an den Kassen klebten Abstandsmarkierungen im Zwei-Meter-Abstand, denn es darf nur eine bestimmte Anzahl an Käufern gleichzeitig eingelassen werden. Die Kunden nahmen die Wartezeiten beim Eintreten mit Geduld in Kauf, so wie Beate Selbach, die ihren Wocheneinkauf tätigte. Lediglich die leeren Regale stießen ihr auf. „Die Hamsterkäufe hätten viel früher unterbunden werden müssen, dann wären die Regale jetzt nicht so leer“, sagte die Hückeswagenerin.

Vor dem Aldi-Markt an der Ladestraße fuhr am Samstag ein großer Lieferwagen vor, um neue Ware zu bringen. „Wir liefern nicht öfter als sonst, haben dafür aber mehr Ware geladen“, sagte der Fahrer. In den Backshop der Familie Polheim am Etapler Platz durften maximal zwei Personen gleichzeitig eintreten. „Es ist ein Lernprozess, aber es funktioniert mittlerweile“, sagte Sabine von Polheim. Es wurden aber auch Situationen beobachtet, wo sich Personen ohne Rücksicht auf Abstand in die Wartereihen drängeln, wie einige Hückeswagener berichteten. In der Bäckerei Steinbrink, die das Café abgesperrt hatte und nur noch Ware zum Mitnehmen verkaufte, hätte eine Kundin sogar die Stühle der Inneneinrichtung eigenhändig nach draußen vor den Laden getragen, um dort gemütlich ihren Kaffee zu trinken. „Mir ist so ein Verhalten total unverständlich. Und wir sind alle erschöpft vom vielen Diskutieren. Einige wollen es einfach nicht verstehen“, sagte eine der Verkäuferinnen.

Etwas mehr Autos als auf den Parkplätzen der Innenstadt standen an der Wuppervorsperre. Den Rundweg nutzten etliche Spaziergänger und Jogger, um Sonne und frische Luft zu tanken oder ihre Hunde auszuführen. In den Siedlungen winkten und riefen sich Nachbarn von den Balkonen aus zu. Gruppenansammlungen waren aber selbst in den Wupperauen nicht zu sehen. Die Vernunft und den Ernst der Lage haben die meisten Hückeswagener offensichtlich erkannt. Das lässt hoffen.

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