Interview „Neue Wohnung, neue Leute, neue Stadt“

Bergisches Land · Johanna Beermann (19) beginnt ein Lehramtsstudium in Münster an. Sie spricht darüber, wie es ist, das Bekannte hinter sich zu lassen.

 Studienanfängerin Johanna Beermann aus Hückeswagen bei einer künstlerischen Übung. Die junge Frau ist sehr sportlich und will deshalb auch Sport in Münster studieren.

Studienanfängerin Johanna Beermann aus Hückeswagen bei einer künstlerischen Übung. Die junge Frau ist sehr sportlich und will deshalb auch Sport in Münster studieren.

Foto: Beermann

Frau Beermann, welchen Studiengang werden Sie demnächst beginnen?

Beermann Ich werde ab dem Wintersemester 2018/2019 Lehramt für Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen studieren. Dabei können unterschiedliche Fächer kombiniert werden. Ich habe mich für die Fächerkombination Biologie und Sport entschieden.

War das Ihre erste Wahl oder gab es Alternativen?

Beermann Ich habe mich schon immer für Biologie und ganz besonders Sport interessiert. Deswegen stand für mich von Beginn an fest, dass ich genau in diese Richtung gehen möchte. Der Studiengang Sportmanagement hat mich auch sehr angesprochen, wird aber meistens nur an privaten Hochschulen angeboten. Das kostet natürlich nicht wenig Geld und hat mich daher etwas abgeschreckt. Mit dem Lehramtsstudium kann ich zum einen ausprobieren, ob mir die Fächer und das Studieren an sich gefallen. Das weiß man ja erst, wenn man es ausprobiert hat.

In welche Stadt und an welche Universität geht es?

Beermann Ich habe mich bei mehreren Unis beworben. Angenommen wurde ich in Münster an der Westfälische Wilhelms-Universität, der WWU.

Wonach haben Sie die Universität ausgesucht?

Beermann Um ganz ehrlich zu sein, habe ich mich zunächst nur daran orientiert, wo ich die beiden Fächer überhaupt miteinander kombinieren kann. Das ist nämlich nicht an allen Unis möglich. Die Favoriten entstehen dann, wenn man sich mehr mit den Unis und deren Standorten und Städten beschäftigt. Da kommen Fragen auf, wie: Welchen Ruf haben Uni und Stadt? Wie weit sind sie von daheim entfernt? Wie teuer sind die Wohnungen dort? Ich wollte mich aber nicht zu sehr auf meine Favoriten festlegen, Köln und Münster, damit eventuelle Absagen nicht zu schlimm sind.

Mussten Sie eine Aufnahmeprüfung machen oder einen bestimmten Notenschnitt haben?

Beermann Beim Lehramt braucht man je nach Fach einen bestimmten Durchschnitt, es werden aber auch andere Dinge berücksichtigt. Etwa Wartesemester oder bereits abgeschlossene Ausbildungen. Für Sportstudiengänge muss man an einigen Unis an einem Sporteignungstest bestehen. Die Prüfung in Münster ist dann bestanden, wenn die Leistungsanforderungen in allen Einzelleistungen erfüllt wurden. Dazu gehörten etwa Schwimmen auf Zeit, Kugelstoßen, Weitsprung, verschiedene Turnaufgaben und ein Mannschaftsspiel nach Wahl und ein Zwei-Kilometer-Lauf in vorgegebener Zeit.

Haben Sie schon eine Wohnung in der neuen Stadt?

Beermann Als ich die Zusage hatte, habe ich mich auf Wohnungssuche begeben und auch relativ schnell eine nette WG gefunden.

War es schwierig, eine Wohnung zu finden?

Beermann Einfach war es jedenfalls nicht. Ich hatte viele WGs angeschrieben und nach einem Besichtigungstermin gefragt. Auf etwa 20 Anfragen, haben sich vier bei mir gemeldet, dann musste man auch noch einen Termin finden, der für alle passt. Ich war innerhalb von zehn Tagen bei vier Besichtigungen. Von den ersten drei habe ich direkt eine Absage bekommen. Die vierte WG ist es dann schließlich geworden, und ich bin wirklich glücklich, dass es nicht länger gedauert hat. Die Wohnungssuche beansprucht doch ziemlich viel Zeit, gerade weil Münster 120 Kilometer weit weg ist und ich jedes Mal mit dem Auto dorthin fahren musste. Das Warten auf eine Zu- oder Absage ist auch ziemlich nervenaufreibend. Gerade dann, wenn einem eine bestimmte Wohnung besonders gut gefällt.

Was für ein Gefühl ist es, aus der Heimatstadt fortzuziehen?

Beermann Natürlich ist es anfangs ungewohnt und seltsam, nicht mehr Zuhause in seinem gewohnten und vertrauten Umfeld zu wohnen und nicht mehr seine Freunde in der Nähe zu haben. Allerdings freue ich mich auch auf all das Neue, das auf mich zukommt. Neue Wohnung, neue Leute, neue Stadt. Es beruhigt mich, zu wissen, dass ich auch jederzeit nach Hause kommen kann, wenn ich dort nicht zurechtkommen sollte. Was ich aber nicht glaube.

Bereitet man sich darauf irgendwie vor?

Beermann Tja, das würde ich auch gerne wissen. Ich habe zwei ältere Schwestern, die ich schon mal auf bestimmte Fragen angesprochen habe, aber da kamen dann meistens nur Antworten wie: „Das wird man dir alles noch erklären“, oder „Das wirst du dann sehen“. Ich hoffe einfach darauf, dass die beiden damit recht haben.

Kennen Sie in der neuen Stadt schon irgendwen?

Beermann Da ich in Münster den Sporteignungstest gemacht habe, habe ich dort schon flüchtig ein paar Leute kennengelernt, die auch dort anfangen werden zu studieren. Wirklich gut kennt man sich da aber noch nicht. Ich bin aber recht zuversichtlich, dass ich schnell Anschluss und neue Freunde finden werde.

Haben Sie sich auch auf Ihr Studium irgendwie vorbereiten können?

Beermann Ich habe meine alten Schulsachen und Lernzettel mal wieder rausgekramt, aber alles weitere lasse ich auf mich zukommen. Ich sage immer: Solange ich mit dem Studieren noch nicht angefangen habe, genieße ich noch meine freie Zeit. Lernen kann ich dann im Studium genug, damit muss ich mich nicht jetzt schon verrückt machen.

Sie waren ja nach dem Abitur bereits für einige Monaten im Ausland – macht einen das selbstsicherer?

Beermann Ich war in Neuseeland und später noch mal in Costa Rica. Ich persönlich finde, dass einen das definitiv selbstsicherer macht. Man lernt dort selbständiger zu werden, auf fremde Leute zuzugehen und das teilweise in einer anderen Sprache. Dazu macht man noch einzigartige Erfahrungen, trifft auf neue Kulturen und sieht unglaublich schöne Ecken der Erde.

Für wie wichtig schätzen Sie einen solchen Auslandsaufenthalt ein – sollte jeder das machen?

Beermann Natürlich ist eine solche Reise nicht für jedermann und auch kein Muss vor dem Studium. Aber ich denke, dass man an diesen Erfahrungen wachsen und lernen kann. Man bekommt auch einen kleinen Eindruck davon, wie es ist, alleine zu wohnen, eigene Entscheidungen treffen zu müssen. Ganz nebenbei lernt man den richtigen Umgang mit Geld – zumindest theoretisch. Außerdem hat es mich persönlich immer stolz gemacht, zu wissen, dass ich mir die Reisen selbst finanziert habe. Ich habe vorher viel dafür gearbeitet und gespart.

Worauf freuen Sie sich im Zusammenhang mit dem neuen Lebensabschnitt am meisten?

Beermann Ich freue mich auf eine neue Umgebung, auf neue Leute und auf das Gefühl von Unabhängigkeit durch eine eigene Wohnung und das Studentenleben allgemein. Es wird nicht mehr diesen geregelten und vorgegebenen Tagesablauf wie in der Schule geben. Ich kann mir meine Zeit selbst einteilen und meine Kurse mehr oder weniger selbst zurechtlegen. Und natürlich freue ich mich auch auf die Studentenpartys.

Und wovor haben Sie eher Respekt?

Beermann Ein bisschen Angst habe ich davor, dass ich mir den falschen Studiengang ausgesucht habe und dass ich nicht mit dem Druck der Klausuren zurechtkomme. Dass mir dann doch alles einfach zu viel werden könnte.

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