Naturschutz in Hückeswagen Neue Insektenhotels starten in die Saison

Hückeswagen · Im November wurden drei große Exemplare in den Außenbereichen der Stadt installiert. Jetzt ziehen die ersten Bewohner ein. Das Projekt wird von Studenten wissenschaftlich begleitet. Der Ein-Euro-Verein stellt zehn Hotels auf.

 Maximilian Lörch (r.) von der Biologischen Station Oberberg  und Bürgermeister Dietmar Persian begutachten das neue Insektenhotel und freuen sich auf die neuen Bewohner.

Maximilian Lörch (r.) von der Biologischen Station Oberberg und Bürgermeister Dietmar Persian begutachten das neue Insektenhotel und freuen sich auf die neuen Bewohner.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Das Hotelgewerbe in der Schloss-Stadt erlebt derzeit einen Aufschwung – wenn auch nur für Wildbienen. Die Biologische Station Oberberg (BSO) hat drei große Insektenhotels im Auftrag der Stadt gebaut und aufgestellt, die nun die ersten „Gäste“ erwarten. Eins dieser gut zwei Meter hohen „Fünf-Sterne-Hotels“ steht auf dem Campingplatz „Campissimo“ von Manfred Müller in Wefelsen. Der Campingplatzbesitzer hat dazu einen Platz auf seiner Wiese am Ufer der Bever-Talsperre zur Verfügung gestellt.

„Ich finde das eine tolle Sache und wollte schon selber ein Insektenhotel bauen“, berichtet Müller. Als er den Zeitungsartikel über das Vorhaben der Stadt gelesen hatte, habe er sich gleich darum beworben. „Hier gibt es Wasser und eine Wiese ohne Landwirtschaft. In Kürze möchte ich noch einen Blumenstreifen anlegen, damit die Bienen Nahrung finden“, sagt Müller. Optimale Bedingungen für die Insekten, weiß Maximilian Lörch von der BSO. „Man muss gar keine Blumenwiese anlegen, wichtig ist eine vielfältig strukturierte Landschaft mit Pflanzen, die zu verschiedenen Jahreszeiten blühen“, macht der Projektmitarbeiter und Biologe deutlich.

Zwölf Insektenhotels, die die Umweltgruppe der BSO entworfen hat und baut, wurden bisher aufgestellt – neun in Radevormwald, drei in Hückeswagen. In der Schloss-Stadt wurden sie bereits im November in Wefelsen, in der Purd und in der Nähe von Steffenshagen aufgestellt. 3000 Euro waren dazu nötig, weitere 3000 Euro sollen nun für sogenannte Ernteverzichtstreifen zum Einsatz kommen. „Wir sind dazu im Gespräch mit den Landwirten, die von der Idee recht angetan sind“, kündigt der Biologe an. Ein Teil der landwirtschaftlich genutzten Flächen darf dann nicht vor Juli gemäht werden, damit die Pflanzen zur Blüte kommen und die Bienen Nahrung haben. „Die Landwirte erhalten dafür einen finanziellen Ausgleich“, versichert Lörch.

Die CDU hatte vor zwei Jahren im Stadtrat den Antrag gestellt, einen Ansatz von 6000 Euro im Haushalt der Stadt für 2019 zu bilden. „Das Projekt soll eine Vorbildfunktion haben und auch andere Leute animieren, entsprechende Nisthilfen zu erschaffen oder ihre Gärten entsprechend zu gestalten“, sagte Bürgermeister Dietmar Persian bei seinem Besuch des Insektenhotels in Wefelsen. Das Projekt habe nun auch Studenten der Universitäten Bochum und Düsseldorf auf den Plan gerufen. Sie kontrollieren die Niststätten wöchentlich, dokumentieren die Bewohner und das Umfeld und werten die Daten wissenschaftlich aus.

Jetzt, Anfang März, ist der Betrieb noch nicht sehr groß. Die Löcher im Eschenholz, in den Lehmziegeln und Bambusrohren sind noch weitgehend unbewohnt. „Hauptsächlich nutzen Scheren- und Mauerbienen die Nisthilfen. Anderen Wildbienenarten bevorzugen Sandflächen, Erdböden oder auch Totholzstapel als Unterschlupf“, erklärt Lörch.

Wichtig für selbst gebaute Insektenhotels sind sauber gebohrte Löcher ohne Späne, damit die Tiere sich nicht an den Flügeln verletzen. Ein Gitter hält Vögel davon ab, die proteinreichen Larven aus den Löchern zu picken. Ein überstehendes Dach schützt den Unterschlupf zudem vor Regen und Nässe.

Auch die Mitglieder des Ein-Euro-Vereins wollen dem Insektensterben entgegenwirken. Bei einer Projektabstimmung im vergangenen Jahr hatte sich die Mehrheit für die Anschaffung von zehn Insektenhotels entschieden. Bis spätestens April sollen diese vom Bauhof im Stadtgebiet aufgehangen werden. „Wir haben die entsprechenden Standorte im Bereich der Innenstadt bereits ausgesucht“, sagt Frank Jeschke, Vorsitzender des Beirats. Zu den anvisierten Standpunkten zählen der Stadtpark, die Wupperauen, die Wupper-Vorsperre, der Friedhof, der Tierfriedhof in Erlen­sterz und die Realschule.

Dass die Stadt jetzt noch zusätzlich Insektenhotels in den Außenortschaften installiert, empfindet Jeschke als sinnvolle Ergänzung. „Es geht doch im Endeffekt darum, insektenfreundliche Flächen zu schaffen. Wir haben mit unseren Hotels dazu beigetragen, was unser kleiner Verein leisten kann“, sagt er. Mit den Nisthilfen und weiteren begrünten Flächen würden emotionale Zeichen gesetzt, die andere Menschen zur Nachahmung anregen könnten. Das ist auch im Interesse der Stadt und der Biologischen Station Oberberg.

Manfred Müller freut sich auf die neuen Campingplatz-Bewohner im Miniformat. Auch wenn diese – anders als die Pächter der 100 Stellplätze in Wefelsen – keine Standgebühren zahlen.

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