Bürgermonitor Hückeswagen Biker fährt bei Überholvorgang beinahe Polizist tot

Hückeswagen · Eine Radtour hätte für einen Hückeswagener und einen Motorradfahrer in einer Katastrophe enden können.

  Eine Radfahrerin befährt die Überquerungshilfe zwischen Dörpe und Winterhagen bei fließendem Verkehr – eine alltägliche Szene am Radweg. Ein anderer Radler hatte hier jedoch jüngst einen Schreckensmoment.

Eine Radfahrerin befährt die Überquerungshilfe zwischen Dörpe und Winterhagen bei fließendem Verkehr – eine alltägliche Szene am Radweg. Ein anderer Radler hatte hier jedoch jüngst einen Schreckensmoment.

Foto: Stephan Büllesbach

Wenn alles richtig schief gelaufen wäre, wäre Frank Rösner jetzt tot. Überfahren von einem Motorradfahrer, der in Dörpe beim Überholen eines Autos in Richtung Hückeswagen links an der Fußgängerinsel vorbeigefahren war und damit auf der Gegenfahrbahn. Den Biker hätte es bei der möglichen Kollision aber wohl auch erwischt, und zumindest schwere Verletzungen wären die Folge gewesen. Dieses Schreckensszenario ist zwar so nicht eingetroffen. Der Polizist aus Hückeswagener meldete sich dennoch am „Bürgermonitor“ unserer Redaktion, um auf die möglichen Folgen eines solchen verbotenen Tuns des Bikers aufmerksam zu machen.

Rösner war mittags mit seinem Fahrrad auf der Radtrasse unterwegs Richtung Bergisch Born; Ziel war Leverkusen-Opladen. „In Winterhagen geht’s bergab, und schnell erreicht man Geschwindigkeiten jenseits der 30 km/h“, berichtet der Polizeihauptkommissar. Da am Ende die Querung der Bundesstraße 237 nahe Dörpe folgt, habe er frühzeitig abgebremst und nach links geschaut. „Um mich zu vergewissern, ob von dort Fahrzeuge kommen.“ Da frei war, trug sich der Hückeswagener für einen kurzen Moment mit dem Gedanken, in langsamer Fahrt zumindest schon mal über den ersten Fahrstreifen bis zur Überquerungshilfe zu rollen. „Es sollte aber, Gott sei’s gedankt, nicht sein“, sagt Rösner.

Denn ein ihm nicht fremdes Geräusch ließ ihn instinktiv nach rechts schauen, wo er den beschleunigenden Motorradfahrer erblickte, der soeben zum Überholen eines Autos ansetzte. „,Natürlich’ links an der Insel vorbei und damit auf Kollisionskurs mit mir – wenn ich denn gefahren wäre.“ Der Polizist weiß schon von berufs wegen, dass die Vorfahrt des Bikers auf der gesamten Breite der Fahrbahn gilt. Er spricht jedoch über unsere Redaktion den ihm unbekannten Motorradfahrer direkt an: „Musste das sein? Zumindest mal das Rechtsfahrgebot hast Du bei diesem Manöver äußerst großzügig und egozentrisch missachtet.“

Auch wenn er sein Kennzeichen hätte komplett ablesen können – „ich weiß nur, dass Deine Maschine im Oberbergischen Kreis zugelassen ist und wir kurzen Blickkontakt gehabt haben“ –, wäre dem Motorradfahrer die Rechtsordnung zugutegekommen. „Denn nach wie vor haben wir zu meinem Bedauern und sicher auch vieler anderer Verkehrsteilnehmer keine Halterhaftung im fließenden Verkehr“, stellt Rösner klar. Allerdings gibt er zu verstehen, dass es doch noch eine Chance auf ein Kennenlernen gebe. Denn der von dem Biker überholte Autofahrer dürfte ebenso erschrocken gewesen sein, wie der Fahrradfahrer, und habe sich vielleicht das Motorrad-Kennzeichen gemerkt. „Gerne kann er es bei mir unter Tel. 02261 8199310 loswerden.“ Denn dann will Rösner dem Biker möglicherweise einen Besuch abstatten. „Wir versuchen dann gemeinsam zu ergründen, warum im Oberbergischen Kreis diese Saison schon fünf Motorradfahrer bei Unfällen ihr Leben verloren haben.“

Der Polizist von der Direktion Verkehr der Kreispolizeibehörde fährt selbst Motorrad. „Ich betrachte es dann als Herausforderung, die Regeln im Straßenverkehr einzuhalten – kein Überholen im Überholverbot, kein Überschreiten der zugelassenen Geschwindigkeiten, kein Linksvorbeiziehen, um an der roten Ampel die Pole Position zu haben“, bemerkt er mit leichter Ironie. „Und was soll ich Dir sagen: Man kann es schaffen – vorausgesetzt, man will.“

Zum Schluss appelliert Rösner an den „Kollegen der Motorrad fahrenden Zunft“: „Lass doch künftig so einen Blödsinn sein oder besser gesagt, so ein grob verkehrswidriges, weil gefährliches Verhalten. Denk’ mal drüber nach. Eine gute und bewahrte Fahrt wünscht der Dir unbekannte Radfahrer“, betont Rösner. Der könnte dem betroffenen Biker jetzt nicht mehr ganz so unbekannt sein.

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