Umweltschutz in Hückeswagen Mit der Plastikbox zur Wurst-Theke

Hückeswagen · Im Edeka-Markt von Marcus Byhan können Kunden ab sofort verpackungsfrei Frischwurst und frischen Käse an der Theke kaufen. Auch bei Rewe denkt man über Konzepte nach, um den Plastikmüll deutlich zu reduzieren.

 Verkäuferin Eva Ritter überreicht dem Kunden Frank Stephan sein Fleisch in einer Plastikdose, ohne diese berührt zu haben.

Verkäuferin Eva Ritter überreicht dem Kunden Frank Stephan sein Fleisch in einer Plastikdose, ohne diese berührt zu haben.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Das Bewusstsein der Menschen, wenn es um die Themen Plastikmüll, Lebensmittelverpackungen und deren Vermeidung geht, ist auch in der Schloss-Stadt in den vergangenen Monaten gewachsen. Nachdem die Supermärkte praktisch keine großen Plastiktüten mehr abgeben, und wenn doch, dann nur gegen Geld, geht es nun zumindest beim Edeka-Markt von Marcus Byhan auf Wiehagen einen weiteren Schritt in Richtung plastikfreiem Einkaufen. Ein großes Schild vor dem Eingang kündigt es bereits an. An der Wurst- und Käsetheke können Kunden ab sofort mit eigenen Kunststoffboxen einkaufen. „Das ist eine wunderbare Sache, mit der wir eine Menge Plastikmüll einsparen können“, sagt Byhan begeistert.

Wie genau funktioniert das? Das große Problem beim verpackungsfreien Einkaufen an den Theken mit frischer Ware, ist die Hygiene. Genauer gesagt, deren Wahrung. „Deswegen haben wir spezielle Tabletts aus Edelstahl angeschafft“, erzählt Byhan. Denn die Zone hinter der Theke ist ein Bereich, in den nichts von außen kommen darf. Damit soll verhindert werden, dass der hygienische Bereich mit Keimen oder Schmutz kontaminiert wird. „Unsere Mitarbeiterinnen hinter der Theke dürfen nichts annehmen, was die Kunden ihnen geben. Also ist es nicht möglich, eine Plastikbox einfach so anzunehmen und zu befüllen“, sagt Byhan. An dieser Stelle kommen die Tabletts ins Spiel. So kann der Einkauf ablaufen. Heike Wolkenstein arbeitet hinter der Wurst- und Käsetheke. Wenn nun ein Kunde mit einer Plastikbox kommt, in die er etwa Emmentaler haben will, stellt sie das Edelstahl-Tablett auf die Ablage. „Der Kunde stellt nun seine Box in das Tablett, ich nehme es wieder zu mir und stelle es auf die Waage“, sagt die Edeka-Mitarbeiterin. Die Plastikbox berührt sie dabei nicht. Nachdem die Ware eingefüllt und abgewogen ist, stellt sie das Tablett wieder auf die Ablage, der Kunde nimmt seine Box und den Kassenzettel – und hat die Gewissheit, bei diesem Einkauf keinen Plastik- oder Papiermüll verursacht zu haben.

Was sagt das Ordnungsamt dazu? Natürlich kann Byhan eine solche neue Vorgehensweise nicht einfach so einführen. „Die Veterinärbehörde in Gummersbach muss das natürlich genehmigen. Und als wir das angekündigt hatten, war auch bald ein Mitarbeiter vom Ordnungsamt hier, um sich das anzusehen“, sagt Byhan. Das Konzept habe direkt überzeugt, und so sei die Genehmigung ganz unbürokratisch gegeben worden. „Es gibt im Moment leider noch keine landesweit einheitliche Regelung. Das heißt, dass die Kommunen zuständig dafür sind. In Dabringhausen hat mir ein Kollege etwa erzählt, dass er die Genehmigung nicht bekommen habe“, sagt Byhan. Der Marktleiter ist voll des Lobes für die Behörde in Gummersbach. Und hofft nun, dass das Konzept von den Kunden auch angenommen werde.

Was sagen die Kunden? Eine Woche lang gibt es die Möglichkeit nun, im Edeka-Markt mit der Plastikbox zur Wursttheke zu gehen. „Das ist natürlich ein Lernprozess, der nicht von heute auf morgen bei allen Kunden ankommt. Aber ich habe schon einige positive Rückmeldungen von Kunden bekommen“, sagt Byhan. So etwa auch von Frank Stephan. „Ich finde das richtig gut. Und ich gehe auch davon aus, dass viele Leute das annehmen. Es ist eine gute Sache, dass auf diese Weise Müll vermieden werden kann“, sagt der Hückeswagener. Die Leute müssten einfach nur dafür sensibilisiert werden, dann würde es von ganz alleine laufen. „Das sieht man doch auch beim Obst und Gemüse. Hier gibt es doch auch immer weniger Plastiktüten, die Kunden wollen doch unverpackt kaufen“, sagt Stephan.

 Die Verkäuferin überreicht den Emmentaler in der Dose des Käufers, die auf einem Tablett steht. Die Dose hat sie nicht berührt.

Die Verkäuferin überreicht den Emmentaler in der Dose des Käufers, die auf einem Tablett steht. Die Dose hat sie nicht berührt.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Was machen die Mitbewerber? Der Rewe-Markt am Etapler-Platz in Hückeswagen hat in dieser Hinsicht auch einiges vor. „Wir verbrauchen derzeit die restlichen Plastiktüten für Obst und Gemüse, die wir noch auf Lager haben. Es wird aber künftig keine neuen geben“, sagt Marktleiter Udo Filter. Künftig solle es im Rewe-Markt nur noch Mehrweg-Netze (rundes Foto: büllesbach) oder Papiertüten geben. Was den verpackungsfreien Einkauf an der Frischtheke angehe, könne er noch nicht sagen, wohin die Reise bei Rewe gehe. „Aber es gibt hier auf jeden Fall auch weiterführende Überlegungen. Der Kunde will es schließlich – und darauf reagieren wir natürlich“, sagt Filter. Und um das Thema bei Obst und Gemüse noch weiter in die Köpfe der Kunden zu bekommen, werde nun auch in den Werbeprospekten an prominenter Stelle darauf hingewiesen, dass Mehrweg die Zukunft sei.

 Äpfel im Netz statt in der Plastiktüte.

Äpfel im Netz statt in der Plastiktüte.

Foto: Stephan Büllesbach

Und sonst? Der Weg weg von Einweg und hin zu Mehrweg ist in den Konzernen auf jeden Fall angekommen. Das könne man auch daran sehen, dass die Firma Edeka Anfang des neuen Jahres eine nationale Kampagne gegen den Verpackungsmüll startet, sagt Byhan. „Ich finde auch, dass Wasser in Einwegflaschen deutlich teurer sein sollte, als die Mehrwegflaschen. Da muss und wird sich künftig noch eine ganze Menge tun“, ist der Edeka-Marktleiter überzeugt.

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