Tradition in Hückeswagen Die Frau aus dem „Eismachertal“ wird 80

Hückeswagen · Bruna Valenti, die seit 60 Jahren das Eiscafé Valenti am Wilhelmplatz führt, feiert am Montag Geburtstag. Mit 17 kam sie aus ihrer Heimatstadt Belluno nach Deutschland. Sie steht noch heute hinterm Tresen und verkauft Eis und Kaffee.

 Die Inhaberin der Eisdiele Valenti feiert am Montag 80. Geburtstag und steht noch immer hinterm Tresen.

Die Inhaberin der Eisdiele Valenti feiert am Montag 80. Geburtstag und steht noch immer hinterm Tresen.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Bruna Valenti ist noch ein junges Mädchen von 17 Jahren, als sie Mitte der 1950er Jahre ihre italienische Heimat in Richtung Deutschland verlässt. „Das war noch vor den vielen Gastarbeitern aus Italien, die vor allem in den 1960er Jahren nach Deutschland kamen“, sagt die Inhaberin der Eisdiele Valenti am Wilhelmplatz. Dennoch hat es die Jugendliche ins Ruhrgebiet gezogen, ehe sie einige Jahre später ihrem späteren Mann in die Schloss-Stadt folgt.

Am Montag feiert sie ihren 80. Geburtstag – und verkauft nach wie vor selbstgemachte Eiscreme, Kaffee und Waffeln. Geboren wird Bruna Valenti 1940 in der kleinen Stadt Belluno in der Region Venetien im Nordosten Italiens. 1957 wandert sie mit 17 Jahren nach Essen aus, wo schon Freundinnen der Familie leben. „In Belluno habe ich in einer Schneiderei gearbeitet, ich wollte aber lieber in einer Eisdiele arbeiten. Das habe ich dann auch getan, zunächst in Essen und später in Bochum“, sagt die Jubilarin. Im Ruhrgebiet, damals noch eine vom Kohlenstaub verschmutzte Gegend, hat sie ihren späteren Mann Francesco kennengelernt, der seinerseits auch aus der Eismacherregion im Nordosten Italiens kommt.

1959 eröffnet Francesco Valenti in der Schloss-Stadt, am gleichen Ort wie heute, am Wilhelmplatz, seine Eisdiele. Zwei Jahre später ist Bruna Valenti nachgekommen, im November 1961 haben die beiden dann geheiratet. Bereits vor 20 Jahren ist ihr Mann bei einem Unfall verstorben, das Paar hat drei Kinder, zwei Mädchen und einen Jungen. „Alle sind mehr oder weniger im Eisgeschäft tätig“, sagt Bruna Valenti. Der Apfel fällt in der Familie Valenti offensichtlich nicht weit vom Stamm. Tochter Marisa hat ein Eiscafé in St. Tönis, ihre Schwester Silvana betreibt eines in Erkrath, und der älteste Sohn Renzo hat einen Eis- und Imbisswagen in der Nachbarstadt Radevormwald.

Das Eiscafé hat das Leben von Bruna Valenti nachhaltig bestimmt. Und auch wenn die erste Zeit in Deutschland nicht immer ganz einfach war, hat sie den Schritt in die Fremde nicht bereut. „Klar, zuerst hatten wir schon Heimweh. Wir sind auch in den Wintern immer nach Italien gefahren“, sagt Bruna Valenti. Im Rückblick sei sie sich zwar nicht sicher, ob sie einen solch einschneidenen Schritt noch einmal machen würde. „Aber ich habe es immer sehr genossen, Eis zu verkaufen. Und tue es noch heute“, sagt sie. Nach so langer Zeit in Deutschland fühle sie sich weder italienisch noch deutsch, wie sie lachend sagt. „Man ist so etwas dazwischen, halb Deutsche, halb Italienerin.“

Auch wenn Hückeswagen in der Zeit des Wirtschaftswunders noch ganz anders ausgesehen hat, es die Fußgängerzone noch lange nicht gab – das Eiscafé Valenti hat die Jahrzehnte am gleichen Ort überdauert. „Ich fand es früher ein wenig schöner, alles war überschaubarer“, sagt Bruna Valenti. In den 1980er Jahren haben die Valentis die Eisdiele dann umgebaut. Damals hat sie ihr heutiges Aussehen bekommen. „Und in diesen Jahren haben wir auch das Angebot mit Waffeln und Kaffee erweitert“, sagt das Geburtstagskind.

Was über die vergangenen Jahrzehnte geblieben ist, sind die meisten Eissorten. „Früher gab es ja nicht diese vielen Sorten wie heute. Und die Grundsorten, etwa Vanille, Nuss, Schokolade oder Stracciatella, die gibt es heute ganz genauso wie vor 60 Jahren“, sagt Bruna Valenti. Sie würden von den Kunden gewünscht und gehörten einfach dazu. „Natürlich gibt es dann auch aktuelle und neue Sorten, aber immer gemischt mit den traditionellen Sorten“, betont die 80-Jährige.

Die Tradition des Eismachens ist den Menschen im Val di Zoldo in den südlichen Dolomiten, in dem auch Belluno liegt, einfach in die Wiege gelegt. „Es ist auch als ‚Eismachertal’ bekannt, die meisten der italienischen Eismacher kommen von dort“, sagt Bruna Valenti. Kein Wunder also, dass sich die Hückeswagener schon seit vielen Jahrzehnten am Eis von Bruna Valenti und ihrer Familie erfreuen.

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