Thema Machbarkeitsstudie Mindestens drei Jahre für neues Schwimmbad

Hückeswagen · Die Vorstellung der Machbarkeitsstudie für das Bürgerbad in der Ratssitzung durch zwei Experten gibt der Politik viel zu denken. Sie muss entscheiden zwischen einer teuren Sanierung oder zwei Neubauten.

 So, wie seit fast 50 Jahren bekannt, wird es das Hückeswagener Bürgerbad wohl nicht mehr geben. Offen ist aber, ob es komplett neu gebaut oder saniert wird. Auf jeden Fall wird das künftige Bad ein Flachdach bekommen.

So, wie seit fast 50 Jahren bekannt, wird es das Hückeswagener Bürgerbad wohl nicht mehr geben. Offen ist aber, ob es komplett neu gebaut oder saniert wird. Auf jeden Fall wird das künftige Bad ein Flachdach bekommen.

Foto: Stephan Büllesbach

Die Hausmeister der Löwen-Grundschule, in deren Aula am Montagabend die Sondersitzung des Stadtrats stattfand, hatten zunächst 85 Stühle für Zuhörer aufgestellt. Tatsächlich kamen mehr als 100, denn das Thema „Bürgerbad“ stößt bei vielen Hückeswagenern auf großes Interesse. Im Publikum saßen neben Vertretern von Vereinen wie den Frühschwimmern, der DLRG und des ATV auch Eltern mit Kindern. Bevor Thomas Duzia und Hans-Helmut Schaper vom Technischen Ausschuss der Deutschen Gesellschaft für das Badwesen (s. Info-Kasten) ihre seit Montag bei der Stadtverwaltung vorliegende Machbarkeitsstudie erläuterten, stellte Bürgermeister Dietmar Persian noch einmal klar: „Das Bad ist wichtig für Schulen, Sportvereine, Familien, Seniorinnen und Senioren. Wir alle wollen dafür sorgen, dass wir auch weiterhin ein Bad in Hückeswagen haben werden.“

Die Vorgeschichte Das Bürgerbad im Brunsbachtal ist seit November 2020 geschlossen – zunächst wegen des Lockdowns, seit Januar 2021 wegen der maroden Dachkonstruktion, was bei einer Routinekontrolle aufgefallen war. Sauna und Restaurant können zwar betrieben werden, das Hallenbad aber nicht. Die Stadt beauftragte jetzt die beiden Gutachter, eine Machbarkeitsstudie anzufertigen. „Unsere Vorgabe war es, dass bei einer Sanierung oder einem Neubau eine Energieeinsparung von mindestens 50 Prozent erzielt wird“, berichtete Duzia. Die dürfte sogar noch darüber liegen. Im August und kurz vor Silvester hatten die beiden Experten das Bürgerbad besucht und eingehend untersucht.

Der Sanierungsbedarf Das am 20. Juli 1974 eröffnete Hallenbad ist im Grunde genommen ein einziger Problemfall. „Die Hülle entspricht nicht der heute üblichen Bauweise“, betonte Duzia im Stadtrat. Saniert werden müssten die Haus- und Badewassertechnik, das Holztragwerk des Dachs und der Beton, zudem ist der Brandschutz unzureichend. Die Gutachter haben festgestellt, dass der Wärmeschutz ebenfalls nicht mehr zeitgemäß ist und dass es aufgrund der alten Technik einen hohen Heizbedarf gibt. „Wenn das Gebäude saniert werden soll, müsste es in den Rohbau-Zustand versetzt und anschließend energetisch erneuert werden“, machte Duzia deutlich.

 Gut 100 Zuhörer waren zur Sondersitzung des Stadtrats gekommen, um dabei zu sein, als die Machbarkeitsstudie für das Hallenbad vorgestellt wurde.

Gut 100 Zuhörer waren zur Sondersitzung des Stadtrats gekommen, um dabei zu sein, als die Machbarkeitsstudie für das Hallenbad vorgestellt wurde.

Foto: Stephan Büllesbach

Im Fall einer Sanierung Sollte sich die Politik für eine Sanierung des fast 50 Jahre alten Hallenbads entscheiden, müssten unter anderem die äußere Klinkerschale entfernt, eine Dämmung und ein Ausgleichsputz sowie neue Klinkerriemchen angebracht werden. Dazu müsste das Kuppeldach aufwendig saniert und mit Dampfsperre, Dämmung, Abdichtung sowie neuen Oberlichtern und Lichtbändern versehen werden. Veraltet ist auch die Lüftungstechnik sowie die Lüftung des Restaurantbereichs, denn dort gibt es keine Wärmerückgewinnung. Durch eine neue Lüftungsanlage könnte dort laut Schaper bis zu 82 Prozent an Energie eingespart werden. Erneuert werden müssten nach Auffassung der Experten alle Lüftungsgeräte sowie die Luftführung in der Schwimmhalle.

Auch die Badewassertechnik ist teilweise nicht mehr zeitgemäß, wie die Beckenhydraulik im Mehrzweck- und Kinderbecken, die so gar nicht mehr zulässig ist. Der Filter für das Schwimmbecken ist „hoffnungslos unterdimensioniert“ (Duzia). Zudem fehlt im Mehrzweckbecken ein Schwallwasserbehälter, was unter Umständen lebensgefährlich sein kann. „Denn geraten zum Beispiel Haare in die Ansaugung, könnte man unter Wasser gezogen werden und ertrinken“, erläuterte Schaper. Das Gleiche gelte für die großen Pumpen, die einen Schwimmer ansaugen und im schlimmsten Fall an den Beckenrand regelrecht festkleben würde.

Das Dach Das Anfang der 1970er-Jahren errichtete Runddach wird heutzutage beim Hallenbau nicht mehr verwand. Schon allein deshalb, weil es kaum Platz für eine Fotovoltaikanlage hat – die Dachfläche im Brunsbachtal ist laut Schaper gerade einmal zehn Prozent nutzbar für Fotovoltaik. Das könnte aber dadurch umgangen werden, indem eine Art Carport über einen Teil der Parkplätze gebaut wird, auf dem die Kollektoren installiert werden.

Die drei Optionen Bei einer Sanierung des Hückeswagener Bürgerbads rechnen die Gutachter mit Bruttokosten von 20,8 Millionen Euro (inklusive Hochbau mit 4,75 Millionen, technische Gebäudeausstattung mit 6,8 Millionen sowie die Baunebenkosten und Unvorhergesehenes mit sechs Millionen). Für die beiden Neubau-Varianten nahmen Duzia und Schaper zwei bereits bestehende Hallenbäder als Referenzen: Das 2018 in Betrieb genommene Kreishallenbad Weilheim an der Lahn mit einer ähnlich großen Wasserfläche, wie es das Bürgerbad jetzt hat, würde jetzt hochgerechnet mit dem aktuellen Inflationsindex gut 15 Millionen Euro kosten – das wäre die große Lösung als Familienbad. Die kleinere Lösung, ein Bad nur für den Vereins- und Schulsport, könnte nach jetzigem Stand etwa 8,4 Millionen Euro kosten – als Beispiel nannten die Gutachter das Hallenbad Wollffskeel in Würzburg (2022).

Die Besonderheiten Bei einer Sanierung würden alle Fliesen, Wandverkleidungen und die Abhangdecken entfernt und ein Großteil der sichtbaren Leitungen erneuert. „Viele Leitungen sind aber nicht sichtbar, ihr Zustand ist deshalb unklar“, erläuterte Dieter Klewinghaus, Leiter des Gebäudemanagements, auf Anfrage unserer Redaktion. Ein Teil der Technik, wie Filter, könne eventuell bleiben oder werde vergrößert. „Die Lüftungsanlage kommt neu, ein Teil der Pumpen bleibt, der Rest muss erneuert werden.“ Die Spielgeräte können wohl wiederverwendet werden, die Rutsche eventuell auch, müsste aber umgebaut werden. „Sauna und Restaurant bleiben bestehen und werden nur teilweise angefasst“, sagte Klewinghaus.

Für einen Neubau preisen die Experten weitere 1,5 bis zwei Millionen Euro für den Abriss des Altbaus ein. Die Heizzentrale in einem abgetrennten Gebäudeteil soll ebenso wie die Sauna erhalten bleiben. Deren Ruhebereich ragt aber aktuell ins Schwimmbad hinein.

Die Bauzeit Ob Sanierung und Neubau – es wird in etwa gleich lange dauern, bis wieder im Brunsbachtal geschwommen werden kann. Die notwendige Planungs- und Genehmigungsphase dauert mindestens eineinhalb, der gleiche Zeitraum kommt dann noch für die Bauarbeiten hinzu, sodass es vom politischen Beschluss bis zur (Neu-)Eröffnung mindestens drei Jahre dauern dürfte. Ein etwaiger Abbruch könnte schon während der Planungs- und Genehmigungsphase vorgenommen werden.

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