Interkommunales Klimawandelanpassungskonzept Kreis und Kommunen gehen Klimawandel an

Hückeswagen · Gemeinsam soll ein Interkommunales Klimawandelanpassungskonzept erstellt werden. Ziel ist es, Wissen und Ideen zu bündeln, um den Folgen des sich verändernden Klimas begegnen zu können.

Nach der Starkregenkatastrophe von Juli 2021 versuchten Feuerwehr und THW, das am Wehr der Wupper-Vorsperre angeschwemmte Treibgut aus dem Wasser bzw. dem Öl-Schleim zu bergen .

Nach der Starkregenkatastrophe von Juli 2021 versuchten Feuerwehr und THW, das am Wehr der Wupper-Vorsperre angeschwemmte Treibgut aus dem Wasser bzw. dem Öl-Schleim zu bergen .

Foto: THW

Der Klimawandel ist – je nach Sichtweise – bereits da oder steht unmittelbar bevor. Die Kreisverwaltung hat in diesem Frühjahr damit begonnen, ein Interkommunales Klimanwandelanpassungskonzept (KWAK) zu erstellen und dazu die Kommunen und andere Beteiligte mit ins Boot geholt. Bei der Auftaktveranstaltung in Gummersbach ging es darum, die Ausgangslage im Oberbergisches Kreis zu klären, die Gestaltung des Prozesses, der zum endgültigen Konzept führen soll, festzulegen und vor allem die Beteiligten aus dem Kreisgebiet ins Boot zu holen. Die mit der Erstellung des Konzepts beauftragte Bürogemeinschaft stellte die ersten Ergebnisse der Klimaanalyse vor.

Deutliche Worte fand Landrat Jochen Hagt. „Das Interkommunale Klimawandelanpassungskonzept für Oberberg ist ein wichtiger Schritt, um uns den Folgen der Klimaveränderungen noch gezielter zu stellen“, sagte er. Man müsse nur die Augen aufmachen, um zu sehen, dass diese Folgen nicht nur weit, weit weg zu spüren seien, sondern auch hier im Bergischen Land. Zu erkennen ist das an abgeholzten Waldflächen, dahingerafft von Trockenheit und Borkenkäfer, und Mangelernten vor allem im Grünlandbereich, die in den vergangenen Jahren dafür gesorgt haben, dass Landwirte ihren Milchviehbestand reduzieren mussten – und natürlich auch an der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021. „Die Veränderungen des Klimas und deren Auswirkungen gehören zu den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit“, unterstrich Hagt.

Auch die beiden Büros B.A.U.M Consult GmbH und GreenAdapt – Gesellschaft für Klimaanpassung mbH machten in ihren Vorträgen deutlich, dass in allen möglichen Szenarien, die etwa vom Max-Planck-Institut berechnet wurden, Veränderungen auf Oberberg in unterschiedlich starker Ausprägung zukommen würden. So etwa, dass die Durchschnittstemperaturen in allen Jahreszeiten stetig zunehmen würden, weniger Frosttage und weniger Schnee- und Kälteereignisse auftreten würden, der Jahresniederschlag abnehme und eine insgesamt größere Zahl von Extremwetterereignissen wahrscheinlich werde. Dazu kämen lange Hitze-, Trockenheits- und Dürreperioden.

Um dem schnellstmöglich zu begegnen, müsse man in Teamarbeit ein Konzept erstellen. Frank Herhaus, Dezernent für Planung, Regionalentwicklung und Umwelt beim Kreis, betonte, dass „sinnvolle Lösungen zu den Fragen und Problemen sowie konkrete Maßnahmen nicht alleine, sondern nur gemeinsam mit den Kommunen erarbeitet werden können“. Jetzt müssten Ideen und Wissen gebündelt werden. „Und das bedeutet, dass alle Akteure aus Verbänden, Ehrenamt, Wirtschaft, Verwaltungen, Bildung, Land- und Forstwirtschaft sowie den Städten, den Gemeinden und der Kreisverwaltung zusammengeführt werden müssen, um gemeinsam die Herausforderungen anzugehen.“ Der Landrat betonte, dass die durch das Konzept anstehenden Maßnahmen Geld kosten würden – und forderte entsprechende Finanzhilfen von Land und Bund.

Konkret wurde es, als Herhaus sieben Cluster mit 14 Handlungsfeldern benannte. „Die Cluster sind Gesundheit und Katastrophenschutz, Wasser, Land, Infrastrukturen, Wirtschaft sowie Planen, Bauen und Raumplanung“, sagte Herhaus. Dabei gehe es um Fragestellungen wie etwa: Wie wirken sich zunehmen Hitzeperioden auf unsere Gesundheit aus? Wie kann die Trinkwasserversorgung in Trockenzeiten sichergestellt werden? Was machen extreme Witterungen mit der Landwirtschaft? Welche Beiträge können durch die Stadtplanung geleistet werden? „Ein Ziel des KWAKs ist, die Leitfrage zu klären, welche Maßnahmen wir ergreifen können, um den nicht mehr abzuwendenden Veränderungen im Oberbergischen zu begegnen“, erläuterte Herhaus.

Für Hückeswagen war bei der Veranstaltung der neue Klimaschutzmanager Marius Burmester dabei. „Es wurde noch nicht wirklich konkret für die Kommunen, das wird aber sicherlich noch kommen“, sagte er. Burmester findet es aber grundsätzlich sehr gut, dass das Thema Klimawandel auch auf Kreisebene ernstgenommen werde. „Gerade die Rede von Landrat Hagt fand ich sehr eindringlich.“

Positiv sah der Klimaschutzmanager zudem, dass viele verschiedene Player vor Ort waren, um die Bestandsaufnahme mit ihrem Wissen zu unterstützen. „Ich halte es für sehr wichtig, dass möglichst viele Personen und Gruppen aus den Kommunen dabei sind. Das KWAK wird uns in Hückeswagen dann auch hoffentlich dabei unterstützen, unsere eigenen vulnerablen Stellen zu erkennen und zu priorisieren“, sagte Burmester. Diese seien nicht wesentlich anders als im restlichen Kreisgebiet. „Unsere Wälder sind in schlechtem Zustand, der Starkregen und seine Auswirkungen, die zunehmende Hitzeentwicklung und auch das Thema Wasserwirtschaft“, zählte Burmester auf, der aktuell ein Klimaschutzkonzept für Hückeswagen erstellt. „Das ist gerade meine Hauptbeschäftigung.“

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