Interview „Kirche ohne Frauen geht gar nicht“

Hückeswagen · Beate Knecht, Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd), hält die Diskussion über Frauen in der Kirche für überfällig. Im Interview spricht sie über ihre Sichtweise auf die Aktion „Maria 2.0“.

 Die Initiative „Maria 2.0“ hatte in der vorigen Woche Frauen zu einem Kirchenstreik aufgefordert.

Die Initiative „Maria 2.0“ hatte in der vorigen Woche Frauen zu einem Kirchenstreik aufgefordert.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Frau Knecht, wie haben Sie von „Maria 2.0“ erfahren?

Knecht Tatsächlich erst aus der Zeitung, am Donnerstag vor der Aktionswoche. Ich habe daraufhin von einem Gemeindemitglied eine Mail bekommen, in der er mir seine Unterstützung versicherte, falls die kfd etwas in dieser Richtung planen würde. Ich habe mich dann erst näher damit beschäftigt und festgestellt, dass das ja schon in der darauffolgenden Woche war. Es kam also schon etwas plötzlich.

Ist die da geführte Debatte überfällig oder überflüssig?

Knecht Eine Diskussion über Frauen in der Kirche ist überfällig – aber nicht die Aktion als solche. Es gibt allerdings auch bei uns in der Frauengemeinschaft solche und solche Meinungen. Manche warten sehnsüchtig darauf, dass sich konkret etwas ändert. Sie sehen „Maria 2.0“ als Chance, dass etwas passiert. Andere sehen das eher zögerlich und würden lieber eine andere Form des Protests wählen. Abgesehen davon bringe ich mich als Frau im Rahmen der kfd-Arbeit mit sehr viel Freude in die Gemeinde ein.

Gab es die Option, an „Maria 2.0“ teilzunehmen?

 kfd-Vorsitzende Beate Knecht äußerte sich im Interview sehr offen zu „Maria 2.0“.

kfd-Vorsitzende Beate Knecht äußerte sich im Interview sehr offen zu „Maria 2.0“.

Foto: Beate Hoffmann

Knecht Als ich davon gehört hatte, habe ich direkt den Vorstand informiert. Wir haben überlegt, was wir tun. Wir hatten eben das Familienfest im Rahmen unseres Jubiläums am 12. Mai gehabt, dann war am Donnerstag unsere Frauengemeinschaftsmesse – das hätten wir alles absagen müssen. Die einhellige Meinung war, nichts abzusagen. Das Familienfest war unser Jubiläum, wir haben da Wochen darauf hingearbeitet – eine Absage wäre eher dumm als mutig und würde uns eher geschadet als genützt haben. In der Frauengemeinschaftsmesse können wir eigene Texte einbringen, und Pastor Klein hat uns da auch noch nie etwas gestrichen, selbst wenn es kritisch war. Ich war mit der Vorbereitung der Messe zufälligerweise dran und habe „Maria 2.0“ aufgegriffen – Pastor Klein übrigens in seiner Predigt auch. Die kfd Hückeswagen wird sich aber an der Aktionswoche „Macht euch stark für eine geschlechtergerechte Kirche!“ vom 23. bis 29. September beteiligen. Das entsprechende Aktionspaket habe ich bereits bestellt.

Stehen Sie mit Pastor Klein im Austausch?

Knecht Im Anschluss an die Frauenmesse am Donnerstag war Pastor Klein bei unserem Frühstück dabei. Da hat es richtig gute Gespräche gegeben zu diesem Thema. Wir haben etwa über die Aussage von Papst Johannes Paul II. debattiert: „Die Priesterfrage ist endgültig geklärt, Frauen können keine Priester werden.“ Warum ist das so? Warum kann er das so sagen? Das Gespräch war so gut, dass ich danach zu Pastor Klein gegangen bin und ihn gebeten habe, diesen Austausch auszuweiten.

Ist Kirche ohne Frauen eigentlich möglich?

Knecht Nein, und ich spreche da nicht vom Kaffee kochen und Waffeln backen. Ich glaube, dass Frauen in gewisser Hinsicht diplomatischer und feinfühliger vorgehen. Diese Eigenschaften sind oft angebracht. Kirche ohne Frauen geht gar nicht!

Wird unsere Generation eine Öffnung der Kirche noch erleben?

Knecht Es ist ja Bewegung drin – auch durch Aktionen wie „Maria 2.0“. Was aber die Priesterweihe von Frauen angeht, bin ich schon skeptischer. Ich bezweifle, dass wir das noch erleben werden. Aber ich bin sehr dafür, dass Frauen in allen Gremien der Kirche – also auch ganz oben – vertreten sein sollen.

Warum tut sich die Kirche so schwer damit?

Knecht Da bin ich ehrlich gesagt auch ratlos. Vielleicht, weil es immer so war? Oder weil man eingefahrene Schienen nicht so leicht verlassen kann? Und wie gesagt – es gibt auch bei uns in der kfd Frauen, die am liebsten alles so lassen würden, wie es ist. Interessanterweise ist das keine Altersfrage.

Würde ein Aufbrechen der alten Strukturen – Wegfall des Zölibats, Frauen als Priester – wieder für mehr Zulauf in der Kirche sorgen?

Knecht Ich glaube zunächst, dass die Frauen, die „Maria 2.0“ ins Leben gerufen haben, das Wohl der Kirche im Sinn haben – und nicht nur die Karriereleiter nach oben wollen. Dennoch glaube ich, dass es sich eher um ein Glaubensproblem handelt. Wenn ich die Evangelische Kirche betrachte, dann hat sie – auch ohne Zölibat und mit weiblichen Pastorinnen – teils mit noch größeren Mitgliederverlusten zu kämpfen.

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