Online-Plattform Hier testet ein Hund sein eigenes Futter

Hückeswagen · Ein Unternehmen aus der Schloss-Stadt Hückeswagen schickt Hunde- und Katzenfreunden Tiernahrung zum Bewerten. Wie ein Hund sein Futter testet und welche Rolle die Halter spielen, sagt Geschäftsführer Stephan Schlüter.

 Australian-Shepherd Toffi darf auch mal probieren, wenn Stephan Schlüter, Annabella Sippel und Katharina Dolle (v.l.) Hundefutter-Testsäcke erhalten.

Australian-Shepherd Toffi darf auch mal probieren, wenn Stephan Schlüter, Annabella Sippel und Katharina Dolle (v.l.) Hundefutter-Testsäcke erhalten.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Wenn es mit der eigenen Karriere als digitaler Influencer, also einem Beeinflusser, nicht klappt: Vielleicht haben ja die eigenen Haustiere etwas mehr Talent. Oder zumindest einen gepflegten Appetit. Denn genau darauf setzt das in Hückeswagen ansässige Unternehmen Futtertester Community GmbH.

Es handelt sich um eine Online-Plattform, auf der angemeldete Tester Tierfutter bewerten können. Natürlich nicht, indem sie es selbst verzehren, sondern es ihren Haustieren vorsetzen. Anschließend beurteilen die Menschen dann, ob das Futter angenehm riecht (für den Besitzer), wie es aussieht, wie die Tiere mit der Größe der Futterstückchen und deren Konsistenz zurechtkamen und ob Hund, Katze, Kaninchen oder Wellensittich das Futter mit Begeisterung verschlungen haben oder während der Testphase eher mäkelig um den Napf geschlichen sind.

Nach Angaben von Geschäftsführer Stephan Schlüter, der dem Portal gemeinsam mit Katharina Dolle vorsteht, sind mehr als 27.800 Haustierbesitzer mit über 72.000 Tieren angemeldet: vom Frettchen bis zum Hamster. Die GmbH gehört zu einer Marketingagentur, der Schlüter ebenfalls vorsteht. „Futtertester.de arbeitet kostendeckend“, erklärt der 40-Jährige das Geschäftsmodell. Während die angemeldeten Haustierbesitzer sich für Tests bewerben können, und dann, sofern sie ausgewählt werden, für etwa zwei Wochen Futter geschickt bekommen, bezahlen sie als Tester nichts. Von den Herstellern, die sich eine positive Öffentlichkeit von den Tests erhoffen, erhält Futtertester.de hingegen eine Gebühr. „Wir veröffentlichen aber alle Meinungen“, betont Schlüter. Negative Bewertungen würden weder zensiert noch unter den Tisch fallen gelassen. Für die Hersteller gebe es somit keine Garantie, ob Hund und Katze das neue Futter tatsächlich schmeckt. Meist seien sich die tierischen Tester allerdings recht einig, ob das neue Futter zum Napfhüter oder begeistert verschlungen werde.

Als Konkurrenz zu „Stiftung Warentest“ sieht sich das Hückeswagener Unternehmen nicht. Es verfolge einen anderen Ansatz: „Wir überprüfen zum Beispiel nicht, ob die angegebenen Inhaltsstoffe stimmen oder verwendetes Soja tatsächlich genfrei angebaut wurde“, sagt Schlüter.

Es gehe statt um Laborwerte um Praktisches: Wie kommt das Futter tatsächlich im Alttag bei den Verbrauchern an? Und das seien nun mal Hund, Katze und deren Besitzer. Letztere kritisierten zum Beispiel auch Aspekte jenseits des eigentliches Futtermittels: Sind die Verpackungen nicht wieder verschließbar, schmeckt das teure Trockenfutter dem Hund womöglich schnell nicht mehr, weil der Geruch verloren geht. Andere Futtermittel schimmelten schnell oder würden hart. All das werde von den kritischen Heimtierbesitzern genau beobachtet und angemerkt.

Bleiben Futtersäcke übrig, testen auch die beiden Bürohunde am Firmensitz an der Gewerbestraße in Hückeswagen gerne mit und freuen sich über Neues im Napf – wobei der eine etwas mäkeliger sei als der andere. Schlüter betont zudem, dass die Plattform nicht repräsentativ ist. Sie gebe lediglich Tendenzen und biete damit Herstellern und Verbrauchern gute Anhaltspunkte. „Für Hundefuttertests versenden wir Futter für mindestens zwei Wochen an etwa 200 Probanden“, erklärt Schlüter. Allerdings: Was Bello und Mieze schmeckt, muss nicht unbedingt gesund sein. Ob Geschmacksverstärker, Zucker oder Zusatzstoffe, von denen Tierärzte abraten, enthalten sind, prüfen die Betreiber des im Jahr 2010 gegründeten Portals nicht.

Schlüter habe die Erfahrung gemacht, dass es vor allem kleinere Hersteller seien, die ihre Produkte testen lassen, weil sie selbst überzeugt von ihren Leckerchen, Pellets oder Dosen seien.

Hersteller, die für Haustiere ungesunde Zusatzstoffen wie Zucker verarbeiten, stellten hingegen seltener Testfutter zur Verfügung.

Weitere Informationen finden Interessierte im Internet.

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