Hückeswagener Chor hört nach 120 Jahren auf Würdevoller Abschied für die Kantorei

Hückeswagen · Ein letztes Mal sang der Kirchenchor im Sonntagsgottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde. Damit geht eine traditionsreiche Historie zu Ende. Eine neue Singgruppe soll ins Leben gerufen werden.

 Mit dem letzten Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ ging eine 120-jährige Geschichte zu Ende.

Mit dem letzten Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ ging eine 120-jährige Geschichte zu Ende.

Foto: Jürgen Moll

Große Sonnenblumen erhielten die ehemaligen Sängerinnen und Sänger der Evangelischen Kantorei am Sonntag in der Pauluskirche. Es war ein Zeichen des Dankes für ihren Einsatz bei der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes. „Sie haben damit vielen Besuchern ein Stück Sonne mitgegeben“, sagte Elvira Persian, Vorsitzende des Presbyteriums.

Ein letztes Mal standen 15 Mitglieder des Chors vor dem Altar und sangen unter der Leitung von Kantorin Inga Kuhnert. „Heute ist ein besonderer Gottesdienst, weil eine wichtige Gemeinschaft ein letztes Mal ihren Dienst tut“, sagte Elvira Persian. 120 Jahre lang hätte der Kirchenchor durch Generationen hindurch den Menschen mit ihrer Gabe und ihrer Musik Freude bereitet, sie getröstet, Segen gespendet, aber auch selbst Segen erfahren.

Um die Kirchenmusik zukunftsfähig zu machen, sei jetzt jedoch eine Zäsur notwendig gewesen. Ein schwerer Akt für die Kantorin, die nun eine neue, flexible Singgruppe ins Leben rufen will. „Heute wird nur die alte Form zu Grabe getragen“, ist Kantorei-Sängerin Dagmar Klemann überzeugt.

Trotz aller Traurigkeit über den Abschied richtet sie, wie auch der ehemalige Vorstand der Kantorei, den Blick nach vorne und damit auf das Konzept „Sonntags um 10“ , mit dem neue Impulse gesetzt werden sollen. Langjährige Chormitglieder konnten ihre Tränen nicht zurückhalten. „Ich habe mein halbes Leben in dem Chor gesungen – es ist ein Abschied von etwas Wertvollem, der tief unter die Haut geht“, sagte eine Choristin. Wehmut war nicht nur bei den Mitgliedern, sondern auch in der Gemeinde zu spüren, die dem Chor nach dem letzten Lied Applaus spendete. „Die Kantorei war eine segensreiche Gruppe und eine singende Gemeinschaft, die sich gegenseitig getragen und geholfen hat“, betonte Pfarrer Reimund Lenth. Es sei daher nur konsequent, sie mit Würde zu verabschieden und nicht langsam ausschleichen zu lassen. Das wäre letztendlich geschehen, da der Chor in den vergangenen Jahrzehnten immer kleiner wurde und zuletzt nicht mehr auftrittsfähig war.

Elvira Persian erinnerte an die schönen Zeiten, die die Choristen zusammen erlebt haben, wie die gemeinsamen Proben am Montagabend, Ausflüge und Konzerte. Um die Erinnerungen noch einmal Revue passieren zu lassen, waren alle zuletzt aktiven und auch ehemalige Kantorei-Mitglieder nach dem Gottesdienst zu einem gemeinsamen Essen ins Gemeindezentrum Lindenberg eingeladen. „Hier werden bestimmt noch viele Anekdoten aus den vergangenen Jahren erzählt“, sagte Dagmar Klemann, die mit ihren 45 Jahren zu den jüngeren Mitgliedern zählte. Doch nicht alle Choristen folgten der Einladung. Zu schmerzhaft empfanden Einige das Ende dieser traditionsreichen Institution und Chorgemeinschaft.

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