Behindertensport in Hückeswagen Judoka aus Leidenschaft will nach ganz oben

Hückeswagen · Laura Schwiergolik ist 20 Jahre und trainiert professionell im Judo-Leistungszentrum in Frechen. Der Sport hat sie mutiger gemacht.

 Laura Schwirgolik (20) ist Judo-Profi im Behindertensport. Ihr Hobby hat sie mittlerweile zum Beruf gemacht. Ihr Hauptziel ist der schwarze Gürtel – und die Teilnahme an den Weltmeisterschaften.

Laura Schwirgolik (20) ist Judo-Profi im Behindertensport. Ihr Hobby hat sie mittlerweile zum Beruf gemacht. Ihr Hauptziel ist der schwarze Gürtel – und die Teilnahme an den Weltmeisterschaften.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Dass im Hückeswagener Behindertensport eindrucksvolle Leistungen erbracht werden, ist bekannt. Dass aber eine junge Frau, die schon seit acht Jahren Judo beim Reha- und Behindertensport (RBS) lernt, seit kurzem im Judo-Leistungszentrum der Gold-Kraemer-Stiftung in Frechen professionell trainiert, ist schon eine echte Besonderheit. Laura Schwiergolik ist 20 Jahre jung und kam 2012 durch ihre Freundin Fiona Heider zum RBS. „Sie ist da einfach mal mitgekommen, es hat ihr aber direkt so gut gefallen, dass sie dabeigeblieben ist“, sagt Lauras Mutter Jutta Wichert-Schwiergolik. Und hat dabei einen so großen Ehrgeiz entwickelt, dass sie jetzt hauptberuflich Judoka ist.

„Der Anruf kam im Mai des Vorjahres, die Trainerin Gaby Gramsch hat bei uns angerufen und gefragt, ob Laura Teil eines neuen Leistungszentrums der Stiftung sein wollte“, sagt Jutta Wichert-Schwiergolik. Die junge Frau musste nicht lange überlegen. „Ich habe direkt einen Koffer gepackt und gesagt: Ja, das mache ich!“, sagt sie und lacht. Die Judo-Abteilung im RBS wurde rund um das Jahr 2008 von Brigitte Thiel ins Leben gerufen, der RBS-Vorsitzenden.

„Kennengelernt habe ich den Sport, als ich meinen Übungsleiterschein gemacht habe. Da habe ich erkannt, dass das kein Kampfsport ist, sondern der Selbstbehauptung dient; die Menschen mit Handicap lernen so, dass sie sich wehren können“, sagt Brigitte Thiel. Irgendwann habe sie Kontakt zu Walter Gülden aufgenommen, der bei Bayer 04 Leverkusen eine echte Judo-Koryphäe gewesen sei. „Er hat mir gesagt: Bring deine Judoka nach Leverkusen, dann probieren wir ein Training – und wer bleiben mag, kann das machen“, sagt Brigitte Thiel. Gülden, mittlerweile verstorben, habe sich sehr für die Judoka mit geistiger Behinderung eingesetzt. „Aber auch seine Nachfolger, Thomas Freitag und Beathe Holzhey, setzen das weiter fort“, sagt die RBS-Vorsitzende. Seit 2014 seien ihr Sohn Christian, Fiona Heider, Lisa Eschbach und Laura Schwiergolik jeden Samstag zum Training nach Leverkusen gefahren.

Für Laura Schwiergolik ist das einstige Hobby mittlerweile zum Beruf geworden. Nach ihrem Schulabschluss hat sie zunächst in der Werkstatt der Lebenshilfe in Wermelskirchen gearbeitet. Jetzt trainiert sie 15 bis 20 Stunden pro Woche – natürlich Judo, dazu aber auch Fitness- und Ausdauertraining. Die 20-Jährige lebt seit September in Frechen in einer Wohngemeinschaft zusammen mit zwei anderen Frauen, die ebenfalls im Leistungszentrum trainieren. „Das funktioniert recht gut“, sagt die junge Frau. Neben den Trainingseinheiten, die in Oberhausen, Köln oder Brühl mit Trainer Henning Schäfer stattfinden, gibt es auch Schulungen und zwei zweiwöchige Praktika pro Jahr. Natürlich stehen auch Turniere an – etwa die Verbandsmeisterschaften in Speyer oder die Deutschen Meisterschaften in Hannover.

„Mein Hauptziel ist es aber, den schwarzen Gürtel zu bekommen – und bei den Weltmeisterschaften mitzumachen. Das ist ein echter Traum“, sagt die 20-Jährige. Für die Eltern, Mutter Jutta und Vater Wilfried, sei es nicht einfach gewesen, die Tochter gehen zu lassen. Doch mittlerweile sind sie sehr stolz und glücklich, was Laura erreicht hat. „Wir finden es toll, dass sie so glücklich ist, mit dem, was sie macht“, sagt Jutta Wichert-Schwiergolik. „Viel wichtiger ist uns aber, dass Laura so viel mutiger geworden ist, selbstbewusster. Es ist richtig schön, sie so zu sehen“, sagt der Vater.

Das merken die Eltern nicht nur daran, dass ihre Tochter ganz einfach zugesagt hatte, auch wenn damit der Umzug in eine fremde Stadt verbunden war. „Sie muss auch jeden Tag mit dem Bus zum Training fahren – und lebt selbstständig in einer WG. Das ist großartig“, sagt Jutta Wichert-Schwiergolik.

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