Kultur in Hückeswagen Country-Songs im Dutzend
Hückeswagen · Die Musik des „Man in Black“ wurde am Samstagabend endlich im Forum an der Weststraße lebendig. Die Johnny-Cash-Coverband „The Cashbags“ begeisterte ihr Publikum mit ihrer authentischen Performance.
Das Forum an der Montanusschule hätte schon mehrfach der Austragungsort für die Johnny-Cash-Coverband „The Cashbags“ aus Dresden sein sollen. Drei Mal war das Konzert allerdings Corona zum Opfer gefallen. Nun war es am Samstag endlich so weit: Die fünfköpfige Band brachte die Musik des wegen seines Kleidungsstils „Man in Black“ genannten Johnny Cash in die Schloss-Stadt.
Und das mit einer überaus eindrucksvollen Perfektion. Denn nicht nur Robert Tyson klang exakt wie die 2003 im Alter von 71 Jahren verstorbene Country-Legende. Seine Stimme hatte in der Tat genau das Timbre, das man von den Cash-Aufnahmen kannte. Und auch seine drei Mitmusiker – die „Tennessee Three“, Tobias Fuchs am Schlagzeug, Bassist David Seezen und der Gitarrist Stephan Ckoehler – spielten den eingängigen Country- und Westernsound schön und authentisch.
Nun war das Forum sicherlich nicht die schönste Veranstaltungshalle, die man sich vorstellen konnte. Aber das war das legendäre Folsom State Prison schließlich auch nicht, in dem Johnny Cash im Jahr 1965 eines der wegweisendsten Live-Alben der Musikgeschichte – „At Folsom Prison“ – aufgenommen hatte. Man musste gar nicht so sehr in der Musik des Johnny Cash zu Hause sein, um sich im Forum darin wohl aufgehoben zu fühlen. Denn die Songs waren nicht nur blitzsauber gespielt, sondern auch direkt jedermann im Publikum zugänglich. Rund 200 Zuschauer waren an diesem Samstagabend ins Forum gekommen – und waren schwer begeistertet. Es wurde im Takt des jeweiligen Songs mitgeklatscht, überall sah man schunkelnde und mitwippende Menschen, die sich sichtlich pudelwohl fühlten bei Hits wie „Jackson“, „Hey Good Lookin‘“ von Hank Williams oder die Bob-Dylan-Coverversion „It Ain‘t Me, Babe“. Und wer das erwähnte Album „At Folsom Prison“ kannte oder schon einmal ein anderes der legendären Live-Konzerte des Johnny Cash gesehen hatte, dürfte sich an ganz ähnliche Begeisterungsbekundungen des Publikums erinnern. Natürlich durften im weiteren Verlauf des Konzerts auch Klassiker wie „Get Rhythm“, „I Walk The Line“ oder „Ring Of Fire“ nicht fehlen – es gab aber auch das eine oder andere Schmankerl zu hören, die auch beinharte Johnny-Cash-Fans zufriedenstellten.
„The Cashbags“ spielten nicht einfach nur nach, was Johnny Cash und seine Band vor mehr als einem halben Jahrhundert aufgenommen und live gespielt hatten. Im Gegenteil, die Band schlüpfte in eine Rolle, wurde zu Johnny Cash und den „Tennessee Three“. Wobei das vor allem Mister Cash selbst betraf – und natürlich die wunderbare June Carter-Cash alias Valeska Kunath, die im langen roten Kleid einen nicht nur optisch überaus reizvollen Kontrast zum ganz in schwarz gekleideten Johnny Cash bildete. Sie sang zudem engelhaft und glockenklar, spielte etwa bei „Wildwood Flower“ auch die Harfe und sprach ihre Ansagen ganz genauso im typischen und breiten Südstaaten-Slang wie Tyson, der indes den Vorteil der US-amerikanischen Geburt hatte. Dabei klang er genauso wie Johnny Cash, so dass man fast ein wenig aufpassen musste, um alles zu verstehen. Auch das gegenseitige und liebevolle Necken des Ehepaars hatten die beiden Musiker richtig gut drauf, sodass man zeitweise wirklich das Gefühl hatte, nicht im Jahr 2023 sondern eher im Jahr 1960 zu sein.
In Musik kann man sich verlieren, die Gegenwart mit all ihren Herausforderungen und permanenten Ansprüchen einfach einmal ausblenden. Das klappte auch bei „The Cashbags“ wunderbar, etwa bei „Country Roads“ oder „If I Were A Carpenter“, die diese kurze Funktion mit ihren schönen Harmonien und Rhythmen ganz famos zu übernehmen wussten. Und wenn dann auch noch der Text problemlos mitgesungen werden kann, dann ist der Glücksmoment perfekt.