OGB-Geschäftsführerin Simone Ufer Eine Perspektive aufzeigen

Interview | Hückeswagen · Die OGB betreibt seit 40 Jahren in Hückeswagen den Lindenhof zur Hilfe für psychisch Behinderte – sowie viele weitere Einrichtungen im Kreis. Wir haben mit Geschäftsführerin Simone Ufer gesprochen.

 Simone Ufer ist die Geschäftsführerin der Oberbergischen Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte (OGB).

Simone Ufer ist die Geschäftsführerin der Oberbergischen Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte (OGB).

Foto: OGB

Was genau verbirgt sich hinter der OGB?

Simone Ufer Bei der OGB handelt es sich um die Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte mbH. Die OGB ist vor mehr als 40 Jahren als gemeinnützige GmbH aus dem Oberbergischen Verein für psychisch behinderte Menschen hervorgegangen, hat heute etwa 170 Mitarbeitende und unterhält zwölf Einrichtungen sowie eine Geschäftsstelle im Oberbergischen Kreis.

Wo ist die OGB vertreten und was bietet sie an?

Ufer Die Zielgruppe der OGB sind erwachsene Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung und/oder einer Suchterkrankung sowie dem Wunsch, Begleitung und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Das Angebot der Oberbergischen Gesellschaft reicht von sehr niederschwelliger und auch aufsuchender Beratung über Freizeit- und tagesstrukturierende Angebote bis zur umfassenden individuellen Unterstützung mit der Vermietung von Wohnraum in unseren besonderen Wohnformen.

Seit wann gibt es die OGB?

Ufer Die Eintragung des Oberbergischen Vereins zur Hilfe für psychisch Behinderte im Vereinsregister war am 22. Dezember 1978. Zielsetzung war, außerklinische Strukturen und Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen im Oberbergischen Kreis zu schaffen. Bis 1985 wurden vier besondere Wohnformen eröffnet sowie die Beratungshäuser im Kreisnorden und -süden sowie in der -mitte. Die Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte wurde 1985 als 100-prozentiges Tochterunternehmen des Vereins gegründet. Die Schwestergesellschaft der OGB GmbH, die RAPS-Werkstätten (Rehabilitation Arbeit Produktion Service), öffneten am 18. Juli 1988 ihre Tore auf dem ehemaligen Gelände der psychiatrischen Klinik in Marienheide. 1995 erfolgte die Gründung der WRS (Wir realisieren Service) als Integrationsunternehmen durch die Geschäftsführungen des Klinikums Oberberg und des Oberbergischen Vereins als Dienstleistungsunternehmen für Gesundheitseinrichtungen. Somit sind Unterstützungsleistungen in den Bereichen Soziale Teilhabe, Teilhabe an Arbeit und Arbeit in Inklusionsunternehmen für unser Klientel gewährleistet. Bis heute wurden diese Angebote stetig ausgeweitet. Derzeit unterstützen wir 160 Personen, die bei uns wohnen. Es sind zirka 200 Personen, die eigenständig wohnen, und zusätzlich etwa 350 Personen, die regelmäßig von unseren Experten beraten werden.

Der Lindenhof in Hückeswagen gehört zum „Inventar“ der OGB – warum gibt es dieses Angebot ausgerechnet in der Schloss-Stadt?

Ufer In der Tat gehört der Lindenhof mit zu den ältesten Einrichtungen der OGB. Dies hängt damit zusammen, dass Suchterkrankungen anders als andere psychische Beeinträchtigungen bereits vor 50 Jahren als behandlungsbedürftig angesehen wurden. Damals wollte man insbesondere Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit die Möglichkeit bieten, sich in einem geschützten Rahmen und ohne das Suchtmittel Alkohol wieder zu stabilisieren. Eine besondere Rolle bei der Entscheidung für Hückeswagen hat die zum Lindenhof gehörende Holzwerkstatt gespielt. Diese bietet unseren Klienten damals wie heute neben der pädagogisch-therapeutischen Unterstützung die Möglichkeit, durch die Tagesstruktur und die Herstellung verschiedener Holz-Gegenstände Selbstwirksamkeit zu erfahren und so (berufliche) Perspektiven für ein Leben nach dem Lindenhof zu entwickeln.

Die zweite Einrichtung in Hückeswagen, das Demenzheim „Wohnwerk“, musste zum Jahresende 2021 aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden. Warum hatte sich das nicht rentiert?

Ufer Bei der Eröffnung des Wohnwerks ist die OGB mit dem Ziel angetreten, pflegebedürftige und demenziell erkrankte Menschen sehr individuell, mit einem umfassenden Betreuungsangebot und in einer kleinen, gemütlichen und für unsere Klienten überschaubaren Wohn-Umgebung zu versorgen. Die Rückmeldung unserer Bewohner, der Angehörigen und auch der Aufsichtsbehörden waren durch das große Engagement unserer Mitarbeitenden immer sehr positiv. Dennoch konnte diese Einrichtung genau wegen ihrer geringen Größe und dem dennoch notwendigen hohen Personaleinsatz sowie vielfältiger Bemühungen unsererseits langfristig nicht wirtschaftlich betrieben werden.

Die Immobilie gehört noch der OGB – was passiert damit?

Ufer Derzeit ist die Immobilie einerseits durch das Start-Projekt der Ökumenischen Initiative Wipperfürth genutzt. Darüber hinaus haben wir einen Teil an die Stadt Hückeswagen vermietet, die den zur Verfügung stehenden Wohnraum für Menschen nutzt, die aus der Ukraine geflohen sind. Eine weitere Nutzung wird in nächster Zeit durch das Klinikum Oberberg erfolgen, das durch die Eröffnung einer psychiatrischen Institutsambulanz im Erdgeschoss unserer Immobilie die psychiatrisch fachärztliche Versorgung im Norden des Oberbergischen Kreises maßgeblich verbessern wird.

Würden Sie gerne ein weiteres Projekt in Hückeswagen etablieren?

Ufer Derzeit haben wir einige Überlegungen für die eigene Nutzung der Immobilie. Sobald Teile der Einrichtung nicht weiter als Unterkunft für geflüchtete Menschen genutzt werden, können wir uns gut vorstellen, weiteren Wohnraum für unser Klientel anzubieten. Der Bedarf nach zentrumsnahem, bezahlbarem Wohnraum mit fachlich guter Begleitung ist weiterhin sehr hoch.

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