Café KieWie Integrationstreff wird weiterhin gut angenommen

Wiehagen · Seit bereits vier Jahren gibt es den Treffpunkt im Café KiWie der Evangelischen Kirchengemeinde auf Wiehagen. 25 bis 30 Besucher aus vielen Ländern nutzen das Angebot jede Woche. Großes Problem ist der fehlende Wohnraum.

 Treffen am Tisch (v. l.): Merid Tadesse, Charles Donkor, Otar Mangoschvili, Max Günther und Friedhelm Selbach.

Treffen am Tisch (v. l.): Merid Tadesse, Charles Donkor, Otar Mangoschvili, Max Günther und Friedhelm Selbach.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Es ist viel los im Café KiWie am Drosselweg. An allen Tischen sitzen junge Frauen und Männer neben älteren Semestern, Kinder flitzen durch die Räume, im hinteren Bereich sitzt eine junge Frau auf dem Boden und spielt mit kleineren Kindern, und auch der Kickertisch ist bestens frequentiert. Es ist Mittwochnachmittag, der Integrationstreff beginnt immer gegen 17 Uhr und dauert etwa zwei Stunden. Zwei Stunden, in denen die Menschen einander begegnen können. Zwei Stunden, in denen Integration als die normalste Sache der Welt erscheint.

Eingerichtet wurde der Treff Anfang 2016, nachdem ein Jahr zuvor eine große Zahl von Menschen Schutz und Frieden in Europa, in Deutschland und auch in Hückeswagen gesucht hatte. „Wir sind nach wie vor da, und das ist gut“, betont Friedhelm Selbach, Presbyter der Kirchengemeinde.

Selbach freut sich sehr, dass die Themen Flucht, Integration und vor allem auch Kommunikation in der Kirchengemeinde wichtig sind. Dass sie an die Öffentlichkeit geht, dass sie zeigt, dass die vielzitierte Willkommenskultur ganz einfach gelebt werden kann – wenn es Menschen gibt, die sich dafür engagieren. „Wir sind zwischen zehn und zwölf Helfer, die Ansprechpartner sind, sowohl, wenn es um konkrete Fragen und Probleme geht, aber auch, wenn es einfach um das gemütliche Miteinander und den Gedankenaustausch geht“, sagt Selbach. Und tatsächlich: Der Blick schweift durch den Raum, überall wird geredet, Menschen aus Deutschland, Iran, Irak, Ghana, Guinea, Syrien, Afghanistan, Nigeria, Georgien oder Pakistan sprechen ganz selbstverständlich miteinander. Dazu gibt es Kaffee, Tee, Gebäck oder Obst. Ganz normal eben.

Auch Charles Donkor sitzt an einem der Tische. Der meist gut gelaunte Remscheider, der bis zum Vorjahr als Flüchtlingskoordinator im Kirchenkreis Lennep tätig war und dessen Stelle nicht verlängert wurde, hat schon früher im Integrationstreff geholfen. „Jetzt haben wir ihn tatsächlich für eine Teilzeitstelle gewinnen können“, sagt Selbach erfreut. „Ich habe von meiner vorherigen Tätigkeit viele Kontakte und viel Erfahrung, die ich hier einbringen kann“, sagt Donkor. Denn natürlich ist nicht alles Sonnenschein, auch in diesen zwei Stunden am Mittwochnachmittag nicht.

Denn Integration, so eifrig und willig sie auch betrieben wird, steht und fällt mit der Gesellschaft und den Bedingungen, in denen sie stattfindet. „Ein großes Problem ist der Wohnraum. Es gibt in Hückeswagen nur wenige kleine Wohnungen – und viele Interessenten dafür“, sagt Selbach. Und so sei ein Teil der Arbeit der ehrenamtlichen Helfer eben auch, mit den Geflüchteten auf die Suche nach Wohnungen und Vermietern zu gehen. Gleiches gelte für den Bereich der beruflichen Integration. „Auch hier sind wir darauf angewiesen, dass Geschäftsinhaber und Unternehmer den Menschen eine Chance geben – etwa im Praktikum oder dann auch in der Ausbildung“, sagt Selbach.

Denn eine große Zahl der Menschen, die zum Integrationstreff kämen, seien junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren. „Aber regelmäßig kommen auch einige junge Familien mit Kindern, die mittlerweile unsere Schulen besuchen“, sagt Selbach. Merid Tadesse ist mit 31 Jahren schon etwas älter als der Schnitt. Der junge Mann aus Eritrea ist seit sechs Jahren in Deutschland. „Ich bin seit vier Jahren hier in Hückeswagen, drei Jahre komme ich schon ins Café KiWie“, sagt er in fließendem Deutsch. „Du hast doch im Februar Geburtstag“, wirft Selbach ein, „kann es sein, dass das auch ein Mittwoch ist? Dann kannst du ja hier feiern.“ Ein Vorschlag, wie er normaler nicht sein könnte.

Max Günther ist gerade 15 Jahre alt geworden und mit seiner Mutter ebenfalls regelmäßig im Café KiWie. „Ich unterhalte mich gerne, spiele mit den anderen Besuchern Kicker. Nach der Konfirmation bin ich gefragt worden, ob ich mir vorstellen könnte, öfter zu kommen“, sagt der Junge. Und auch hier ist einfache, schöne Normalität zu beobachten, wenn die Gruppe junger Männer am Kickertisch steht – und sich gegenseitig anfeuert. Und alle damit einen weiteren kleinen Schritt der Annäherung gehen.

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