Hückeswagener Pensionen und Gaststätten um 1927 Das blühende Gaststättengewerbe in der Schloss-Stadt

Hückeswagen · Dem „Erzählcafé“ ist ein Wanderführer von 1927 in die Hände gefallen. Darin werben insgesamt 43 Hückeswagener Gaststätten und Pensionen.

 Anita Belenguer mit dem Wanderführer von 1927, in dem 43 Gaststätten und Pensionen werben.

Anita Belenguer mit dem Wanderführer von 1927, in dem 43 Gaststätten und Pensionen werben.

Foto: Heike Karsten

Dem Erzählcafé gehen die Themen nicht aus. Seit fast fünf Jahren treffen sich interessierte gebürtige und zugezogene Hückeswagener in der Stadtbibliothek. Am Freitag schwelgten Anita Belenguer, Gabriele Hein, Monika Tittes, Ulla Bauer und Christine Bütow in Erinnerungen an eine lebendige Stadt. Denn dem Erzählcafé ist ein Buch in die Hände gefallen, das neuen Stoff für Erzählungen bietet. Es ist ein Wanderführer durch die Hückeswagener Geschichte und Gegend von Wilhelm Blankertz, das 1927 erschienen ist.

Doch nicht nur der Inhalt ist lesenswert, sondern vor allem die Werbeanzeigen haben es den Erzählcafé-Teilnehmern angetan. Im Inneren des Umschlags ist eine beachtliche Zahl an Gaststätten und Pensionen abgedruckt – insgesamt 43. Doch nicht alle konnten bisher zugeordnet werden. Anita Belenguer hat über den Geschichtsverein recherchiert und ist vor allem in den Artikeln von Heimatforscherin Hella Krumm über die alten Häuser und Straßenzüge der Stadt fündig geworden.

Die Marktstraße war damals besonders dicht mit Wirtschaften besiedelt: Das Hotel „Zur Krone“, die Pension „Zur Börse“, das Restaurant „Zur Sängerklause“ und das Café „Hermann Hausberg“ (heute Pizzeria) reihten sich aneinander. Direkt am Schloss befand sich das Restaurant „Zum Ratskeller“. Ähnlich sah es auf der Friedrich-, Island-, Peter- und Kölner Straße aus. Zudem befanden sich Gaststätten rund um die Bever-Talsperre sowie in vielen Außenortschaften wie Neuenholte, Winterhagen, Oberhombrechen und Goldenbergshammer.

Die Gastwirtschaft Wilhelm Knautz (heute Hofgarten) wirbt mit gut bürgerlicher Verpflegung und eigener Schlachtung, der Gasthof Fritz Hebbinghaus bietet stets frische Forellen und der Luftkurort Haus Hammerstein preist Zimmer mit fließendem Wasser an. Interessant sind dabei auch die ein- bis dreistelligen Telefonnummern in den Anzeigen.

Dass es so viele Einkehrmöglichkeiten gab, verwundert die Teilnehmer des Erzählcafés nicht. „Allein in der Friedrichstraße war fast jedes Haus ein Geschäft“, sagte Gabriele Hein. Christine Bütow erinnerte sich noch an die Sonntagsspaziergänge mit den Eltern. „Danach kehrten wir immer ein und die Kinder bekamen eine Limo.“ Und dann waren da noch die Ehefrauen, die ihre Männer abfingen, damit nicht ein großer Teil des Lohntüteninhalts in der nächsten Gaststätte ausgegeben wurde.

Die kleinen Werbeanzeigen werden noch längere Zeit für Gesprächsstoff sorgen. Wer etwas zu den ehemaligen Gaststätten und Pensionen berichten kann oder einfach nur zuhören möchte, ist herzlich eingeladen. Das Erzählcafé findet an jedem ersten Freitag im Monat ab 11 Uhr in der Bücherei statt.

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