Jagdszene in Hückeswagener Wohngebiet Hund hetzt Reh in Treppengeländer

Hückeswagen · Zu einem außergewöhnlichen Einsatz wurde am Freitag die Feuerwehr auf den Fürstenberg gerufen: Ein Reh war auf der Flucht in einem Kellertreppengeländer steckengeblieben und musste befreit werden.

Auf der Flucht vor dem Hund blieb das Reh in einem Treppengitter stecken. Die Feuerwehr befreite es mit Hilfe von Spreitzern, der Jagdpächter brachte es zurück in den Wald.

Auf der Flucht vor dem Hund blieb das Reh in einem Treppengitter stecken. Die Feuerwehr befreite es mit Hilfe von Spreitzern, der Jagdpächter brachte es zurück in den Wald.

Foto: Feuerwehr

Für Anwohner des Fürstenbergs war es eine dramatische Szene, die sich am Freitagnachmittag in ihrem Garten abgespielt hatte. Laut der Beobachtungen der dort wohnenden vierköpfigen Familie soll ein mittelgroßer Hund ein Reh quer durch das Wohngebiet gehetzt haben. In seiner Panik war das Tier schlussendlich im Kellergeländer der Familie steckengeblieben. Der Familienvater machte seinem Ärger über den bisher unbekannten Hundehalter mit einem Facebook-Eintrag in der Gruppe „Du weißt, du bist Hückeswagener, wenn. . .“ Luft.

„Deinem Hund machen wir gar keine Vorwürfe. Der hat halt getan, was man so tut, wenn man bei jemandem landet, der nicht für die korrekte Erziehung sorgen kann und offenbar unfähig ist, mit einem solchen Tier umzugehen“, schrieb er dort. Das Tier könne sich schließlich nicht aussuchen, bei was für einer Pfeife er sein Dasein friste. Den Hund konnte die Familie in der ganzen Aufregung nicht fotografieren. „Wir hätten dem Ordnungsamt gerne ein Foto des Hundes zur Verfügung gestellt“, bedauert die Familie im Nachhinein. Die Priorität lag jedoch darauf, dem Reh Hilfe zukommen zu lassen. „Wir waren einerseits damit beschäftigt, die Kinder zu beruhigen, die unfreiwillig Zeugen des grausigen Geschehens werden durften und mussten andererseits die Feuerwehr rufen“, beschrieb der Zeuge des Geschehens.

Gegen 16.20 Uhr traf die Feuerwehr in dem Garten an der Hermann-Löns-Straße ein. In Absprache mit dem zuständigen Jagdpächter Manfred Hücker wurde das Tier schließlich befreit. „Ich habe dem Reh eine Decke über den Kopf gelegt, während die Feuerwehr mit einem Spreizer die Streben des Geländers auseinandergedrückt hat“, berichtete Hücker über die Befreiungsaktion auf Anfrage unserer Redaktion. In eine Decke gewickelt wurde das Tier in einer Wanne im Auto zum Waldrand in Hambüchen gebracht und konnte dort wieder in die Freiheit entlassen werden. „Das Reh hat uns kurz angeguckt und ist dann ganz normal abgesprungen“, berichtete der Jäger.

Schwerere Verletzungen seien nicht erkennbar gewesen. Wohl habe es aber an Kopf und Fuß geblutet – was an einer Blutlache vor der Kellertür und Blutstropfen im Wohnzimmer und Flur des Reihenhauses durch das Heraustragen deutlich zu sehen war. Für die Kinder und Eltern, die die Hetzjagd mit ansehen mussten, sei es ein Schock gewesen, da das blutende Reh in seiner ausweglosen Lage und in Panik laut geschrien und gezappelt hatte.

Auf den Eintrag in Facebook gab es mehr als 50 Kommentare. Viele berichteten von Problemen mit unangeleinten Hunden. „Soviel ich weiß, sollten die Hundehalter an der Wuppervorsperre ihre Hunde anleinen. Von zehn Hundehaltern macht das vielleicht einer“, schrieb eine Hückeswagenerin. Die freilaufenden Hunde kämen dann gerne auf einen zugelaufen. Nicht jeder möchte von einem fremden Hund angesprungen oder beschnuppert werden. „Von dem Jagen der Tiere mal ganz abgesehen“ Eine andere Frau stellte klar: „Ich muss meinen Hund jederzeit in meinem Einwirkungskreis haben. Wenn dies nicht gewährleistet ist, gehört er an die Leine.“ Dieses Verhalten von Hundehaltern sei ein allgemeines Problem in Hückeswagen, schrieb eine weitere Facebook-Nutzerin: „Mir begegnen täglich Hunde, die nicht abrufbar sind. Natürlich laufen diese ohne Leine. Hoffentlich lernen die Halter daraus, damit so etwas nicht noch einmal passiert.“

In Deutschland gibt es bezüglich der Anleinpflicht für Hunde keine einheitliche Richtlinie, auf Hückeswagener Stadtgebiet gilt jedoch die Regel: „Hunde sind so zu halten, zu führen und zu beaufsichtigen, dass von ihnen keine Gefahr für Leben oder Gesundheit von Menschen oder Tieren ausgeht (§ 2 Abs. 1 Landeshundegesetz NRW).“ Demnach hätte der Hundehalter bei dem Fall auf dem Fürstenberg gegen dieses Gesetz verstoßen und zumindest eine Ordnungswidrigkeit begangen.

Jagdpächter Manfred Hücker hielt am Samstag noch einmal nach dem Reh Ausschau, hatte es aber nicht entdeckt. „Wir werden jetzt verstärkt darauf achten“, kündigte er an. Immer wieder beobachte er Hundehalter dabei, wie sie mit ihren Tieren verbotenerweise über fremde Grundstücke wie Felder und Wiesen oder auch quer durch den Wald fernab der Wege spazieren – und zwar mit und ohne Leine.

Sorgen bereiten ihm aber auch die vielen Wildunfälle. „Vor zwei Jahren haben wir 20 Rehe von der Straße geholt, im vorigen Jahr waren es noch zehn“, sagte Hücker. Besonders schlimm sei es auf der K 1 bei Erlensterz nahe des Tierfriedhofs. Dass die Rehe mittlerweile auch die Gärten in Siedlungen aufsuchen, so wie auf dem Fürstenberg, wundert den Jäger nicht. „Der Wald wird durch das Baumsterben immer kleiner. Wo sollen die Tiere auch hin?“, betonte er.

Feuerwehr-Sprecher Morton Gerhardus berichtete: „Alle bekannten Informationen wurden an die zuständige Ordnungsbehörde weitergeleitet.“ Inwiefern von dort Ermittlungen zu dem Hund erfolgten, sei nicht bekannt.

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