Traditionsverein Heimat- und Verkehrsverein löst sich auf

Hückeswagen · Schweren Herzens hat sich der Vorsitzende Lutz Jahr dazu durchgerungen, den 1887 gegründeten Traditionsverein in der kommenden Woche offiziell aufzulösen. Zuletzt hatte der Verein 23 Mitglieder, zu Hoch-Zeiten waren es über 70.

 Der Vorsitzende Lutz Jahr blättert in alten Unterlagen: Ihm fällt es sichtlich schwer, den Verein in der kommenden Woche aufzulösen.

Der Vorsitzende Lutz Jahr blättert in alten Unterlagen: Ihm fällt es sichtlich schwer, den Verein in der kommenden Woche aufzulösen.

Foto: Joachim Rüttgen

Leicht macht es sich Lutz Jahr wahrlich nicht. Der Vorsitzende des Heimat-, Verkehrs- und Verschönerungsvereins (HVV) ist emotional berührt, wenn er darüber spricht, was am kommenden Donnerstag offiziell vollzogen werden soll: die Auflösung des 1887 gegründeten Traditionsvereins. „Es fällt richtig schwer“, sagt der 68-Jährige und atmet tief durch. Honorige Herren – Industrielle, Tuchmacher, Apotheker und der Bürgermeister – hätten den Verein vor 131 Jahren aus der Taufe gehoben. Umso schwerer fiel nun der Abschied.

Hauptursache für die Auflösung ist, dass der Nachwuchs fehlt. Viele Jahre hätten sich die Vorstandsmitglieder in der Verantwortung gegenüber den Gründungsvätern gefühlt, ihre Gedanken, Motivationen und Beweggründe aufrecht zu erhalten und sie weiter zu verfolgen. „Aus Ehrfurcht und Hochachtung wollten die Vorstände den HVV erhalten. Aber was nutzt einem Verein ein Vorstand, wenn dieser fast über Jahrzehnte dem Verein Leben einhauchen muss, wenn die Mitglieder ausbleiben?“, fragt Jahr.

So sei es nachvollziehbar, dass sich die Vereinsarbeit oft im Verborgenen abspielte, „nahezu zum Stillstand kam und sich auf ein Mindestmaß beschränkte“, sagt Jahr. Zudem seien die Mitgliedsbeiträge damals wie heute sehr gering gewesen, mithin große Sprünge nicht möglich. Bis zuletzt betrug der Jahresbeitrag sechs Euro. Stets war der Verein auf Spenden angewiesen. „Trotzdem haben wir immer viel geleistet und zu einem schönen Stadtbild beigetragen“, sagt Jahr. Auch zur 900-Jahr-Feier der Stadt habe man viel beigetragen. Tief getroffen habe den Verein der Tod des langjährigen Vorsitzenden Gunter Höstermann im November 2016. Er war 39 Jahre Mitglied. Jahr bringt es auf 47 Jahre, er wurde 1971 Schatzmeister und ist seit 2012 Vorsitzender und Geschäftsführer.

 1987 bei einer Festversammlung zum 100-jährigen Bestehen – vorne rechts Gunter Höstermann.

1987 bei einer Festversammlung zum 100-jährigen Bestehen – vorne rechts Gunter Höstermann.

Foto: Heimat- und Verkehrsverein

Tragisch das Schicksal von Hans Anton Wiehager: Er wurde im Mai 2009 zum Vorsitzenden gewählt, im Juli 2009 starb er. „Trotzdem beweisen zwölf Vorsitzende in 131 Jahren eine große Kontinuität“, findet Jahr, der 1966 seine Ausbildung bei der Stadt begann, später elf Jahre im Bauamt arbeitete und bis zur Rente 2009 Leiter des Ordnungsamtes war.

Er betont, dass das Damoklesschwert der Auflösung seit 2009 über dem Verein schwebt. „Wir wollten den Verein aufrechterhalten, auch wenn wir es phasenweise nur noch schafften, gelegentlich mal ein paar Bänke aufzustellen“, sagt er und erinnert sich gerne an Baumverkaufsaktionen, Gespräche mit den Bewohnern der Altstadt, damit die ihre Häuser mit Blumenkästen verschönern, an Wanderbeschilderungen, Ruheplätze und überdachte Sitzplätze an der Wupper. Auch das große Weberdenkmal an der Islandstraße ist dem HVV zu verdanken, ebenso die große Bronzetafel am Schloss zur Geschichte.

Was mit dem Restvermögen des Vereins passiert, steht noch nicht fest. Darüber entscheiden die Mitglieder. „Wir werden sicher noch ein paar Parkbänke kaufen, und brauchen auch noch Reserven für Notargebühren und Gerichtskosten“, sagt Jahr. Er hofft, dass der HVV auch noch einige gemeinnützige Vereine unterstützen kann.

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