Nächtliche Evakuierung in Hückeswagen Hartkopsbever von Wasser überflutet
Hartkopsbever · Erst am Donnerstagmorgen wurde das ganze Ausmaß der enormen Überschwemmungen sichtbar. Die Anwohner von Kleineichen können die Siedlung am Donnerstag nicht mit dem Auto verlassen, da die Bevertalstraße noch teilweise unter Wasser steht und gesperrt ist. Einige Anwohner kommen deshalb nicht zu ihrem Arbeitsplatz.
Die Wassermassen, die nach den starken Regenfällen aus der Bever-Talsperre ins Tal stürzten, haben große Schäden angerichtet. In der Nacht zu Donnerstag begann die Feuerwehr mit der Evakuierung der Anwohner entlang der Bevertalstraße, der Peterstraße und in Hartkopsbever. Es war ein beängstigendes Szenario mit Lautsprecherdurchsagen, Martinshörnern und Sirenen im Hintergrund.
Anwohner Jürgen Kühne berichtet: „Sie kamen mit Booten, um die Anwohner zu holen. Aber ich hatte keine Lust auf eine Nacht in der Turnhalle.“ Stattdessen verbrachte die Familie die Nacht im Auto, das sie weiter oben in der Siedlung Kleineichen in Sicherheit gebracht hatte. Ihr Haus konnten sie vor den Wassermassen jedoch nicht schützen. „Das Wasser stand locker zwei Meter hoch“, berichtet der Familienvater. Sechs Pumpen waren im Einsatz. „Das hat aber nichts gebracht“, fügt er hinzu. Und auch am nächsten Tag ist der Keller noch zu zwei Drittel mit Wasser gefüllt, da es nicht ablaufen kann. „Es muss irgendwann versickern“, sagt Jürgen Kühne.
Pech hatte auch Hans-Gerd Schmitz, der am Donnerstag in den frühen Morgenstunden über die Bevertalstraße zu einer Firma An der Schlossfabrik fahren wollte. Er blieb mit seinem Mercedes mitten auf der Straße im Wasser stecken. „Ich wollte rückwärts setzen, aber dann trieb ich ab, und der Wagen lief bis zum Fenster voll Wasser“, berichtet er von der dramatischen Situation. „Rettungskräfte mit Unimog seien ihm zur Hilfe gekommen und hätten den 75-Jährigen mit den Füßen voran durch das Autofenster aus seiner misslichen Lage befreit. „Gegen Mittag wartet Hans-Gerd Schmitz noch immer auf den ADAC, der zugesagt hat, sein Fahrzeug zu bergen.
An der Straßenkreuzung vor der Runkelsiedlung (Kleineichen) sind Einsatzkräfte des THW im Einsatz und verteilen Sandsäcke mit dem Gabelstapler. Geschäftiges Treiben herrscht auch am Wasserwerk der BEW. „Die Trinkwasserversorgung ist nicht in Gefahr“, versichert BEW-Mitarbeiter Guido Urban. Vielmehr liegt das Augenmerk auf dem Staudamm des Beverteichs, der in unmittelbarer Nähe zum Wasserwerk liegt. Falls er den Wassermassen nicht standhält, könnte es zu einer Flutwelle und damit zu weiteren Schäden kommen. Auch der Boden am Umspannwerk in Kleineichen ist völlig aufgeweicht. Direkt dahinter befindet sich ein großer Unterstand für Wohnwagen und Wohnmobile. Karl-Heinz Bobring versucht, zu Fuß zu seinem Wohnmobil zu gelangen, um zu sehen, ob es Schaden genommen hat. „Wir sind erst gestern Mittag aus Richtung Aschaffenburg zurückgekommen“, sagt der Hückeswagener.
Voll Wasser gelaufen ist auch das Fitnessstudio Injoy an der Schlossfabrik. Auf Facebook kursieren Bilder von Trainingsgeräten, die nur noch zur Hälfte aus den Wassermassen herausragen. Nach der langen Schließung in der Corona-Krise ist das ein weiterer herber Rückschlag für die Betreiber und natürlich für die dort trainierenden Mitglieder.
Die Anwohner von Kleineichen können die Siedlung am Donnerstag nicht mit dem Auto verlassen, da die Bevertalstraße noch teilweise unter Wasser steht und gesperrt ist. Einige Anwohner kommen deshalb nicht zu ihrem Arbeitsplatz. Wann Jürgen Kühne und seine Familie wieder zurück in ihr Haus können, ist auch noch völlig ungewiss. Nicht nur der Keller der achtköpfigen Familie ist voll Wasser gelaufen, sondern auch die Küche und das Schlafzimmer. Wasser im Keller ist für den Anwohner von Hartskopsbever nicht neu: „Wenn es im Winter viel geregnet hat, stand schon mal der Keller 30 Zentimeter unter Wasser. So viel wie jetzt war es aber noch nie“, sagt Kühne.