Gummi Berger in Hückeswagener Mitarbeiter finanzieren Führerschein des ukrainischen Praktikanten
Kleineichen · Die Mitarbeiter der Hückeswagener Gummi-Berger-Niederlassung haben ihrem jungen Kollegen Vlas Sadovnyk, der in Wermelskirchen die Integrationsklasse besucht, zum 18. Geburtstag eine Anschubfinanzierung für den Führerschein geschenkt.
Während Marco Cantella an einem Kundenfahrzeug arbeitet, reicht Vlas Sadovnyk ihm die benötigten Werkzeuge an. Damit das so gut funktioniert, hat der Praktikant der Firma Gummi Berger viel geübt. Die Innentür seines Spinds ist mit gelben Post-it-Zetteln zugeklebt, auf denen alle wichtigen Teile – von der Schraube bis zum Ratschenschlüssel – aufgemalt und mit den entsprechenden Begriffen in Deutsch und Ukrainisch beschriftet sind. Denn Sadovnyk stammt aus dem osteuropäischen Land. Mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder ist er vor dem Krieg in der Heimat nach Deutschland geflohen. Im ehemaligen Wohnwerk an der Peterstraße hat die Familie eine Unterkunft gefunden.
Seit gut einem halben Jahr arbeitet der 18-Jährige bei der Hückeswagener Niederlassung der Gummi Berger GmbH & Co. KG, An der Schlossfabrik, mit. „Eines Tages stand er mit dem Handy in der Hand vor mir“, erinnert sich Niederlassungsleiter und Kfz-Meister Luigi Salcuni. Per Übersetzungsprogramm auf dem Mobiltelefon fragte der junge Ukrainer nach einem Praktikumsplatz. Die Chance hat Vlas Sadovnyk von Gummi Berger bekommen und vor allem auch genutzt und sich von seiner besten Seite gezeigt.
Mit der Betreuerin der Wermelskirchener Schule, die der 18-Jährige besucht, war ein dreimonatiges Praktikum abgesprochen. „Mittlerweile wurde das Praktikum zum dritten Mal verlängert“, sagt Luigi Salcuni und fügt hinzu: „Ich habe Vlas als tollen Menschen kennengelernt und war von Anfang an von seiner Person überzeugt. Ich habe mich nicht geirrt. Er ist ein liebevoller, motivierter und engagierter junger Kerl.“ So denkt nicht nur der Niederlassungsleiter, sondern alle sechs Mitarbeiter am Standort haben den jungen Ukrainer schon in ihr Herzen geschlossen.
Vor zwei Wochen hat das Team seinem Praktikanten daher zur Volljährigkeit ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht. „Wir haben alle zusammengeschmissen und 1000 Euro für seinen Führerschein gesammelt“, berichtet Salcuni. Dazu wurde die Kaffeekasse geplündert, der Rest wurde aus den eigenen Portemonnaies aufgestockt. Die Überraschung war den Mitarbeitern gelungen: Der Ukrainer hatte sich extrem über das Geschenk (in Form eines Gutscheins) gefreut und vor Freude Tränen in den Augen. Auch seine Mutter sei gerührt gewesen und hätte sich mehrfach bedankt, wie die Mitarbeiter erzählen. Mit dieser Chance soll dem Ukrainer nun der Weg in eine Ausbildung erleichtert werden. Denn falls Vlas Sadovnyk im Kfz-Segment bleiben möchte, wäre die Fahrerlaubnis ein großer Vorteil bei der Bewerbung.
Im Team der Kollegen ist Vlas längst bestens integriert. Er trägt die gleiche Arbeitskleidung wie die Gesellen und wird auch zu Treffen der Kollegen außerhalb der Arbeitszeit eingeladen. „Er ist uns allen schon ein bisschen ans Herz gewachsen“, versichert der Kfz-Meister.
Neben der Integrationsklasse, die der 18-Jährige in Wermelskirchen besucht, und dem ukrainischen Online-Unterricht übt er die deutsche Sprache ganz praktisch im Umgang mit den Kollegen in der Reifen-Werkstatt bei Gummi Berger. „Er hat schon sehr positive Fortschritte gemacht. Seine Lehrerin sagte, sie erkenne den Jungen nicht wieder“, berichtet Luigi Salcuni. In der Werkstatt wird er in alle Arbeiten einbezogen und wie ein Auszubildender behandelt. Dabei schaut der junge Ukrainer den Gesellen und Meistern bei der Arbeit über die Schulter und darf auch eigene Aufgaben übernehmen.
Natürlich wollen die Kollegen ihren so engagierten und interessierten Praktikanten mit dem Geschenk nicht allein lassen und helfen jetzt bei der Anmeldung an der Fahrschule und der Suche nach einer passenden Weiterbildung. „Er hat uns dazu animiert, ihn zu unterstützen. Jetzt wollen wir ihm zeigen, dass es Menschen gibt, die an ihn glauben“, betont Luigi Salcuni.