Interview mit Graham Thomas vom Golfclub Dreibäumen „Der Brexit war ein Fehler“

Hückeswagen · Graham Thomas vom Golfclub in Dreibäumen ist Brite – und Europafreund. Er spricht darüber, warum er mittlerweile aber die doppelte Staatsbürgerschaft hat.

 Graham Thomas  vor dem Clubhaus der Anlage in Dreibäumen. Der Engländer hat vor kurzem auch die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen.

Graham Thomas vor dem Clubhaus der Anlage in Dreibäumen. Der Engländer hat vor kurzem auch die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen.

Foto: Peter Meuter

Herr Thomas, was ging am 31. Januar, dem Brexit Day, in Ihnen vor?

Graham Thomas Der Tag war mir gar nicht mehr so wichtig, ich war im Urlaub. Ich wusste, dass er kommt. Aber ich habe dann nicht mehr groß drüber nachgedacht, als es soweit war. Vorher habe ich mir durchaus viele Gedanken dazu gemacht.

Als die Entscheidung gefällt war, war das ein Schock?

Thomas Nicht so richtig. Denn wir haben uns darauf vorbereitet und die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen und den Einbürgerungstest gemacht. Wir sind so lange in Deutschland, dass wir entschieden haben, das zu machen. So haben wir unsere Sicherheit, und die Angst war weg. Das fehlende Verständnis dafür ist aber geblieben. Für uns spielen auch ganz praktische Alltagsüberlegungen eine Rolle: Wir haben ein Enkelkind in Großbritannien und eines in Deutschland. Wie einfach – oder schwierig – wird es etwa künftig, hin- und her zu fahren? Es waren mehr persönliche als internationale Gedanken, die uns im Vorfeld durch den Kopf gingen.

Haben Sie auch noch die britische Staatsangehörigkeit?

Thomas Ja, wir haben die doppelte Staatsangehörigkeit.

Was sind Ihre Prognosen für die Zukunft Großbritanniens?

Thomas Ich bin kein Experte, aber man merkt vor Ort schon eine Erleichterung, dass es endlich eine Entscheidung gegeben hat. Viele Freunde und Familienmitglieder haben Boris Johnson gewählt, weil sie gesagt haben, Jeremy Corbyn können sie nicht wählen. Auf Englisch gibt es das Sprichwort: „The choice between the devil and the deep blue sea“, was soviel wie „Die Wahl zwischen Pest und Cholera“ bedeutet. Das haben wohl viele auch langjährige Labour-Wähler getan. Ob sie wissen, was sie da gewählt haben, weiß ich nicht. Ich bin auch der Meinung, dass in Brüssel viele Fehler gemacht werden. Aber es ist jetzt eine Chance, diese Fehler zu korrigieren. Und es ist auch eine Notwendigkeit, sonst kommen vielleicht andere auf die Idee, ähnlich zu handeln – der Brexit war ein Schuss vor den Bug.

Glauben Sie, der Austritt könnte in Europa Nachahmer finden?

Thomas Populismus ist weit verbreitet, in Frankreich oder Italien gibt es viele EU-Gegner. Europa muss sich Gedanken machen, wie es weitergehen kann. Wenn man in ein paar Jahren sieht, dass Großbritannien nach dem Brexit gut dasteht, können andere denken, Ähnliches zu machen.

Warum ist der europäische Gedanke so wichtig?

Thomas Die Arbeits- und Bewegungsfreiheit in vielen Ländern ist ein großer Gewinn. Als ich in den 80er Jahren nach Deutschland gekommen bin, war noch eine Aufenthaltserlaubnis nötig. Auch der Euro macht das normale Leben viel einfacher – kein Wechseln mehr in andere Devisen. Auch wirtschaftlich, ohne hier Experte zu sein, ist Europa eine gute Sache. Spätestens beim Fußball merkt man allerdings, dass jedes Land für sich steht. Der Gedanke, dass alle Europäer sind, ist leider utopisch, das bekommt man aus dem Menschen nicht mehr raus.

Wird es ein EU-Mitglied Schottland geben?

Thomas Wenn man die Schotten in den Sozialen Netzwerken hört, dann ja. Aber Johnson wird das blocken. Ich glaube auch nicht, dass Schottland als einzelnes Land wirklich überleben könnte. Aber es ist schon so, dass die Schotten eher pro-europäisch als die Engländer sind. Ich kann mir vorstellen, dass es in ein paar Jahren noch einmal eine Abstimmung geben wird.

War der Brexit ein Fehler?

Thomas Ja, der Brexit war ein Fehler.

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