Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf
EILMELDUNG
Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf

Antrag der Hückeswagener Grünen Geld für Kultur in der Krise – Politiker fürchten Neid-Debatte

Hückeswagen · Die Grünen fordern in einem Antrag städtische Zuschüsse für Kulturschaffende. Aber vor der entscheidenden Ratssitzung gibt es Bedenken bei CDU, FDP und FaB.

 Wer soll die möglichen Fördermittel der Stadt erhalten? Der Verwaltung schwebt vor, etwa den Trägerverein des Kultur-Hauses Zach zu unterstützen.

Wer soll die möglichen Fördermittel der Stadt erhalten? Der Verwaltung schwebt vor, etwa den Trägerverein des Kultur-Hauses Zach zu unterstützen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Aktuell scheint es fraglich, ob Kulturschaffende aus Hückeswagen eine kommunale Corona-Hilfe bekommen. Die Grünen haben den Antrag gestellt, dass die Stadt 4000 Euro bereitstellt, um aus diesem Etatposten örtliche Kulturschaffende, die durch die Pandemie in besonderer Weise benachteiligt sind, finanziell zu unterstützen. Finanziert werden soll das aus Einnahmen, die die Stadt mit Bußgeldern wegen Verstößen gegen die Corona-Verordnung erzielt hat.

Der Antrag wird erst in der Ratssitzung am 23. März auf der Tagesordnung stehen. Schon bei einer ersten Beratung im Haupt- und Finanzausschuss war aber in der vorigen Woche deutlich geworden, dass die Grünen mit Gegenwind rechnen müssen. Der Fraktionschef der CDU, Christian Schütte, und die FaB-Fraktionsvorsitzende Brigitte Thiel meldeten schon mal Bedenken an. Beiden geht es um das Thema Gerechtigkeit. Offenbar besteht aber auch Sorge, dass Hilfen speziell für Künstler zu einer Neid-Debatte in der Stadt führen könnten – ausgerechnet in einer Krisenzeit, in der immer wieder das Miteinander beschworen wird.

Er sehe viele Schwierigkeiten bei der konkreten Umsetzung der Hilfe, sagte Christian Schütte. Die Politik müsse sich die grundsätzliche Frage nach der Gerechtigkeit im Umgang mit den Bürgern stellen, denn: „Corona hat auch viele andere Berufsgruppen und Organisationen finanziell schwer getroffen, vom Gastronomen über den Einzelhandel bis hin zu den Sportvereinen. Da sehe ich vor einem Beschluss noch viel Beratungsbedarf.“ Den sieht laut Brigitte Thiel auch die FaB: „Wo bleibt die Gleichbehandlung?“, fragte sie. Eine Präzisierung des Antrags erwartet die FDP, unterstrich Jörg von Polheim: „Wer ist mit dem Begriff Kulturschaffende konkret gemeint? Der Personenkreis muss deutlicher benannt werden.“ Grundsätzliche Sympathie für den Antrag signalisierte dagegen Jürgen Becker für die SPD: „Es ist doch besser, wir unterstützen wenigstens einen Bereich als gar keinen.“

 Auch im Rathaus ist das Thema bereits diskutiert worden. Bürgermeister Dietmar Persian sagte dazu: „Wir können uns durchaus vorstellen, dass die Stadt nach Beschluss des Rates 4000 Euro zur Verfügung stellt.“ Von der Haushaltsplanung her dürfte das eher unproblematisch sein. So ist für die Schlosskonzert-Reihe wieder der jährliche städtischer Zuschuss in Höhe von 3500 Euro eingeplant, der aber auch schon 2020 nicht abgerufen wurde, da die Konzerte wegen Corona nicht stattfinden konnten. Auch in den nächsten Monaten wird es sie nicht geben. Das Geld könnte also anderweitig in die Kultur fließen. Im Blick hat die Stadt dabei aber laut Persian weniger einzelne Kulturschaffende als vielmehr Einrichtungen wie die Musikschule und das Kultur-Haus Zach, deren Haushalte durch die Pandemie in Schieflage geraten.

Die (öffentliche) Ratssitzung muss nun am 23. März zeigen, ob es zeitnah zur intensiven Beratung des Antrags und dann auch zu einem Beschluss kommt. Dass insgesamt 4000 Euro nur ein sehr kleiner Bruchteil dessen sind, was die örtliche Kultur in der langanhaltenden Krise wirklich braucht, ist jetzt schon allen Beteiligten klar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort