Hückeswagen vor zehn Jahren Als ixetic noch von Expansion sprach

Winterhagen-Scheideweg · Das Werk in West 2, in dem Hydraulikpumpen für die Automobilindustrie gefertigt wurden, kannte viele Jahre nur einen Weg – den nach oben. Vor zehn Jahren waren die Nachrichten noch gut, 2018 wurde das Werk geschlossen.

 17 Jahre wurden im Gewerbegebiet Winterhagen-Scheideweg Cakuumpumpen für Dieselfahrzeuge produziert. Noch im Februar 2012 herrschte eitel Sonnenschein über dem Unternehmen ixetic, doch Ende 2018 wurde das Werk geschlossen.

17 Jahre wurden im Gewerbegebiet Winterhagen-Scheideweg Cakuumpumpen für Dieselfahrzeuge produziert. Noch im Februar 2012 herrschte eitel Sonnenschein über dem Unternehmen ixetic, doch Ende 2018 wurde das Werk geschlossen.

Foto: Dörner, Hans (hdo)

Die Adresse Georg-Schaeffler-Straße 1 gibt es zwar erst seit etwa 20 Jahren, sie hat aber schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Als das Gewerbegebiet Winterhagen-Scheideweg Ende der 90er Jahre erschlossen wurde, war das letzte Teilstück oberhalb der Bundesstraße 237 noch Teil der Heinrich-Schicht-Straße, die Hauptverkehrsstraße durch West 2. Im November 2021 bezog die Firma LuK Automobiltechnik den Neubau auf dem 95.000 Quadratmeter großen Grundstück und produzierte fortan dort statt im ehemaligen Busatis-Werk an der Industriestraße Hydraulikpumpen vornehmlich für Dieselfahrzeuge in der ganzen Welt. Und weil das Unternehmen zur Schaeffler-Gruppe gehörte, kam von der Geschäftsführung der Wunsch auf, die letzten 100 Meter der Heinrich-Schicht- in Georg-Schaeffler-Straße umzubenennen. Die Stadt kam dem Wunsch nach.

2006 standen dann gleich zwei Namensänderungen an: Aus LuK wurde zunächst Hyvatec und später dann ixetic. Einige Jahre expandierte das Unternehmen an diesem Standort so sehr, dass es mit mehr als 400 Mitarbeitern zu Hückeswagens zweitgrößtem Unternehmen nach Klingelnberg aufstieg (s. Info-Kasten). Im Februar 2012, also vor genau zehn Jahren, versicherte Unternehmenssprecher Kajetan Gressler im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir investieren weiter in das Werk.“ Ein Bekenntnis, dass die zu diesem Zeitpunkt etwa 300 Mitarbeiter in Hückeswagen mit Wohlwollen hörten.

Das Hückeswagener Werk galt vor zehn Jahren als „einer der umsatzstärksten Standorte“ innerhalb des Unternehmens mit Hauptsitz im hessischen Bad Homburg, wie Interims-Werkleiter Lothar Münch damals herausstellte. Er leitete das Werk seit Oktober 2011, da ixetic bis dato keinen Nachfolger für den Ende März 2011 ausgeschiedenen Werkleiter Dietmar Marx gefunden hatte. Gut 300 Millionen Euro Umsatz machte der Automobil-Zulieferer 2011, der in Hückeswagen Getriebe- und Vakuumpumpen montieren ließ. Ein Drittel davon fiel auf das Hückeswagener Werk.

Nach einem Durchhänger in den Jahren 2009 und 2010, bedingt durch die weltweite Wirtschaftskrise, unter der vor allem die gesamte Automobilindustrie zu leiden hatte, ging es bei ixetic wieder kräftig nach oben. „Wir sind nach wie vor auf Wachstumskurs“, bestätigte Gressler. Die Zahlen unterstrichen das: Im Kalenderjahr 2011 verbuchte ixetic ein Umsatzwachstum von 9,3 Prozent – dieser Wert lag deutlich über dem ohnehin schon positiven Branchentrend.

Es boomte also im Unternehmen – und vor allem im Hückeswagener Werk. Der Standort sollte auch deshalb vergrößert werden, „weil wir nur in Hückeswagen und in unserem Werk in Bulgarien noch die Möglichkeit dazu haben“, sagte Gressler. In Bad Homburg sei ein Wachsen nicht mehr möglich. Und Münch versicherte: „Wir sind für 2012 exzellent aufgestellt.“ Die Auftragslage sei sehr gut.

Doch die Ära der Firma Schaeffler in West 2 sollte nur noch wenige Monate dauern, denn die Gruppe verkaufte ixetic Ende 2012 an eine neue Mutter: Das kanadisch-österreichische Unternehmen Magna International mit Hauptsitz in Toronto/Kanada hatte Anfang Dezember 2012 mit dem britischen Finanzinvestor „Motion Equity Partners“, dem Noch-Eigentümer des führenden Herstellers von Hydraulik- und Vakuumpumpen für die Autoindustrie in Bad Homburg, einen entsprechenden Kaufvertrag unterzeichnet. Die Kaufsumme belief sich auf rund 308 Millionen Euro.

2014 gab es gute Nachrichten vom Magna-Standort an der Georg-Schaeffler-Straße: Das Unternehmen gab ein Standortbekenntnis für Hückeswagen ab und kündigte Expansionspläne an. Doch weitere zwei Jahre später ging die Angst unter den etwa 260 Mitarbeitern um, stand doch die Schließung des Werks im Gespräch. Und tatsächlich wurde Ende 2016 bekanntgegeben, dass das Hückeswagener Werk von Magna Powertrain zum 31. Dezember 2018 geschlossen wird.

 Eine Vakuumpumpe von ixetic.

Eine Vakuumpumpe von ixetic.

Foto: ixetic

Seit Anfang 2019 gehören das Werk und das Grundstück der Firma Pflitsch. Der Kabelverschraubungsunternehmer von der Wupper-Vorsperre richtete dort sein Werk 2 für Kabelkanäle ein – 1300 Quadratmeter für Büro und 7000 Quadratmeter Fertigungsfläche.

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