Nachruf Ein Leben für die Liberalen

Hückeswagen · Jörg Kloppenburg, der Orts- und Kreisvorsitzende der FDP, starb in der Nacht zu Dienstag völlig überraschend im Alter von 61 Jahren. Die Kommunalpolitiker im Stadtrat verlieren „einen geschätzten Kollegen“.

 Jörg Kloppenburg verstarb im Alter von 61 Jahren.

Jörg Kloppenburg verstarb im Alter von 61 Jahren.

Foto: Alicia Kloppenburg

Ehrlich, nett, angenehm, engagiert – mit diesen Adjektiven beschreiben die Fraktionsvorsitzenden aus dem Stadtrat den Verstorbenen. Aber sie sind sich auch alle einig, dass Jörg Kloppenburg in der politischen Diskussion immer seine eigene Meinung vertreten hatte. Und die konnte mitunter sehr unbequem sein. So mancher seiner Ratskollegen oder auch die Vertreter der Verwaltung sahen sich nicht selten unverholener Kritik gegenüber. Seine langjährige Arbeit als Rechtsanwalt half ihm bei der Argumentation und Wortwahl gewiss. Doch Kloppenburg war auch jemand, der den politischen Streit nicht mit ins Private nahm. „Nach den Sitzungen habe ich mit ihm hin und wieder noch bei einem Bier zusammengesessen“, sagt etwa CDU-Fraktionschef Christian Schütte.

Der Verstorbene war vor allem eins: ein Kämpfer. Das wurde immer wieder deutlich, wenn er sich für seine Partei, die FDP, sowie seine Ansichten vehement ins Zeug legte. So kämpfte er etwa dafür, dass der Kostenrahmen für den Neubau der Löwen-Grundschule von der Verwaltung strikt eingehalten wird. Dass er zu kämpfen vermochte, zeigte Kloppenburg ebenfalls vor der vorigen Bundestagswahl im September 2017. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte er damals: „Ich kämpfe weiter – vorrangig darum, dass die Liberalen wieder in den Bundestag einziehen.“ In der Tat hatte der Kreis- und Ortsverbandsvorsitzende der Liberalen seinen Beitrag dazu geleistet, dass die FDP im Herbst 2017 wieder in das Parlament zurückgekehrt waren. Und das mit 10,7 Prozent gleich zweistellig, was fast einer Sensation gleichkam nach der mit 4,8 Prozent verlorenen Wahl vier Jahre zuvor, die gleichbedeutend mit dem Rauswurf aus dem Bundestag war.

 Dabei hätte der Hückeswagener, der vor mehr als 61 Jahren in Remscheid geboren worden war, beinahe in der aktuellen Legislaturperiode selbst im Berliner Parlament sitzen können. War er doch von den oberbergischen Liberalen als Bundestagskandidat aufgestellt worden, und mit einem ähnlich guten Wahlergebnis in NRW wie wenige Monate zuvor bei der Landtagswahl hätte er über die Liste in den Bundestag einziehen können. Allerdings war Kloppenburg wenige Wochen vor der Wahl aus formalen Gründen von der Landesliste gestrichen worden – er hatte vergessen, die Unterlagen zur Landesliste zu unterschreiben. Seinem Naturell entsprach es hingegen, die anfängliche große Enttäuschung in positive Energie umzusetzen. Daher verwunderte es nicht, als er damals betonte: „Ich bin nicht die Ente, die die Flügel einzieht.“

Das tat er auch nicht in den politischen Gremien in Hückeswagen. Denn neben seiner Arbeit als Rechtsanwalt gehörte seine Leidenschaft der Politik. Der widmete er sich intensiv auf kommunaler Ebene bis zu seinem plötzlichen und unerwarteten Tod.

Wer ihn in Hückeswagen in seinen Ämtern als Ratsmitglied und Ortsvorsitzenden beerbt, steht derzeit in den Sternen. „Da haben wir noch keinen Kopf für“, bestätigt FDP-Fraktionschef Jörg von Polheim. Zu tief sitze der Schock über den plötzlichen Tod des Parteifreunds. „Wir denken in erster Linie an die Familie – an die Frau und die Tochter“, betont von Polheim. Als stellvertretender Vorsitzender dürfte jedoch Markus Reichwein die Geschäfte des Ortsverbands vorerst leiten. Die Liberalen werden am Samstag darauf verzichten, an einem Infostand Werbung für die Europawahl zu machen, sagt von Polheim.

Wann und wo die Beerdigung stattfindet, ist noch unklar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort