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Radfahren in Hückeswagen Ein sehr langer Weg der ganz kleinen Schritte

Hückeswagen · Hückeswagen soll und will fahrradfreundliche Stadt werden. Das vor zwei Jahren angestoßene Projekt erweist sich als ein mühsamer Prozess.

 Seit es den Radweg in Hückeswagen gibt (hier zwischen Kleineichen und Wupperaue), hat das Radeln in der Stadt an Attraktivität gewonnen.

Seit es den Radweg in Hückeswagen gibt (hier zwischen Kleineichen und Wupperaue), hat das Radeln in der Stadt an Attraktivität gewonnen.

Foto: Stephan Büllesbach

Auf dem Papier ist Hückeswagen eine von zwei Pilotkommunen im Land, die sich auf den Weg gemacht haben, ganz offiziell fahrradfreundliche Städte zu werden. Unterstützt werden sie dabei von der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS). Sie hat sich für Hückeswagen und Ascheberg als Pilotkommunen entschieden, weil dort Potenzial gesehen wird für neue Formen der Nahmobilität im ländlichen Raum. Gemeint ist eine Mobilität innerhalb der Stadt und in deren Umfeld, bei der trotz mangelhafter Infrastruktur des Öffentlichen Personennahverkehrs nicht mehr nahezu die gesamte Verkehrs- und Stadtplanung ausgerichtet ist am Individualverkehr mit dem Auto.

Schon im Sommer 2020 war über eine Mitgliedschaft der Stadt in der AGFS politisch diskutiert worden. Nach der Kommunalwahl wurde ein Jahr später dann der Beschluss gefasst, sich als Stadt gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft auf den Weg zu machen. Konkret getan hat sich seitdem aber wenig. Die Stadt ist nach wie vor nicht Mitglied in der AGFS, denn dem ist ein längeres Genehmigungsverfahren vorgeschaltet. Unter anderem muss ein umfassendes Nahverkehrs-Konzept vorgelegt werden. Damit müsste die Stadt ein Fachbüro beauftragen, denn im Rathaus gibt es dafür die personellen Kapazitäten nicht. Momentan schon gar nicht, denn von drei Stellen im Bereich Stadtplanung ist aktuell nur eine besetzt.

„Die Arbeit am Thema dauert auch so lange, weil wir einfach zu wenig Personal im Rathaus haben“, sagte Bürgermeister Dietmar Persian im Ausschuss. Das sei nach der Anfangseuphorie schon „etwas enttäuschend und auch ernüchternd“. Das Ziel, Hückeswagen fahrrad- und fußgängerfreundlicher zu machen, sei aber weiterhin in Politik und Verwaltung unumstritten. Das sei auch schon in die Planungen für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) eingeflossen. „Wir sind gut unterwegs, aber es ist ein langer Prozess“, betonte Persian.

Die AGFS hat derweil ein Fachbüro eingeschaltet, um einen „Quick Check“ zu machen. Dahinter verbergen sich eine Bestandsaufnahme zu Rad- und Fußwegen in Hückeswagen und erste Handlungsempfehlungen zu ihrer Optimierung. Sie stellte ein Mitarbeiter des Büros im Ausschuss vor. Einige Ideen daraus: Die Bahnhofstraße sollte zur Fahrradstraße werden, die Parkplätze in der Islandstraße sollten verschwinden, in der Friedrichstraße könnte der Radverkehr entgegengesetzt zum Autoverkehr den Berg hoch geführt werden. Außerdem schlägt das Büro unter anderem „Fahrrad-Parkhäuser“ im Stadtbereich vor, in dem teure Räder und E-Bikes gesichert abgestellt werden können, sowie die Ausschilderung von Fußwegen mit Minuten- statt Kilometer-Angaben zur Laufzeit.

Der „Quick-Check“ ist noch viel umfassender, ersetzt jedoch nicht das für die Mitgliedschaft im AGFS notwendige Nahverkehrs-Konzept. Auch so bietet er aber politischen Zündstoff: Die Bahnhofstraße kann auch nach dem geplanten Umbau nicht für Autos gesperrt werden, solange sie weiter als Bundesstraße klassifiziert ist. Die Parkplätze in der Einkaufszone Islandstraße sind ein schon früher heiß diskutiertes Politikum. Und dass die Bachstraße erst fahrradfreundlich werden kann, wenn die äußere Ortsumgehung gebaut ist, ist weder neu noch ändert es etwas daran, dass die Stadt seit Jahrzehnten vergeblich auf die Umgehung wartet.

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