Hückeswagenerin Bronislawa Schäfer feiert 95. Geburtstag Einstehen für die weibliche Sichtweise in der Politik

Hückeswagen · Bronislawa Schäfer, CDU-Stadträtin von 1975 bis 1994, und seit 73 Jahren Mitglied der kfd, feiert am 30. Juli ihren 95. Geburtstag. Geboren wurde sie in Westpreußen, seit 1946 lebt sie in der Schloss-Stadt.

 Bronislawa Schäfer lebt seit einiger Zeit im Altenzentrum Johannesstift, wo sie heute ihren 95. Geburtstag feiert.

Bronislawa Schäfer lebt seit einiger Zeit im Altenzentrum Johannesstift, wo sie heute ihren 95. Geburtstag feiert.

Foto: Stephan Büllesbach

Politik spielte für Bronislawa Schäfer immer eine große Rolle. Als sie jedoch am 30. Juli 1925 in Westpreußen das Licht der Welt erblickte, war ihr das nicht gerade in die Wiege gelegt worden. Denn zu dieser Zeit war es noch relativ frisch, dass Frauen überhaupt wählen durften: Ihr Wahlrecht hatten sich die Frauen erst 1919 mühsam erkämpft. Seit sie 20 Jahre alt ist, geht Bronislawa Schäfer regelmäßig zur Wahl, und später saß sie 19 Jahre lang für die CDU im Stadtrat. Heute vollendet die engagierte Frau ihr 95. Lebensjahr.

Als Agnes Biciste als erste und bislang einzige Frau Bürgermeisterin von Hückeswagen wurde, war Bronislawa Schäfer erstmals in den Stadtrat gewählt worden. Das war 1975. Vier Jahre zuvor war sie der CDU beigetreten, nachdem sie sich zuvor auch bei der FDP umgesehen hatte. Doch bei der Union sei sie letztlich hängengeblieben, erzählte die Frau in einem früheren Gespräch mit unserer Redaktion. „Die Kinder waren groß, ich suchte geistige Beanspruchung, und ich wollte politisch aktiv sein“, blickte Bronislawa Schäfer damals zurück.

 Von 1975 bis 1994 saß Bronislawa Schäfer für die CDU im Stadtrat.

Von 1975 bis 1994 saß Bronislawa Schäfer für die CDU im Stadtrat.

Foto: Hans-Dieter Schmitz/Hans-Dieter Schmitz/Archiv

In den 19 Jahren, in denen sie unter den (ehrenamtlichen) Bürgermeistern Helmut Ptock (SPD / 1979 bis 1989) und Manfred Vesper (CDU / 1989 bis 1997) im Rat mitarbeitete, „saß ich nicht gerade in den ,typischen’ Ausschüssen für Frauen“, erinnerte sie sich. Ihre Anliegen vertrat sie hauptsächlich im Bau-, Planungs- und Haupt- und Finanzausschuss. Bronislawa Schäfer: „Mir war es wichtig, eine weibliche Sicht der Dinge einzubringen und als Frau und Mutter Tipps zu geben.“

Im Zweiten Weltkrieg hatte Bronislawa Schäfer ihren Kriegsdienst am Flughafen Rahmel (heute: Rumia) in Pommern versehen, wo sie auch ihren späteren Mann kennenlernen sollte, der aus Hückeswagen kam. Nach der Flucht lebte sie zunächst eine Zeit lang in Hamburg, wo sie 1946 auch das erste Mal wählen gehen konnte. Im gleichen Jahr zog sie schließlich zu ihrem späteren Mann. Mit ihm hat sie drei Kinder, wovon eine Tochter allerdings bereits gestorben ist. Die 93-Jährige hat zudem sieben Enkel und 15 Urenkel. Lange wechselte sie ihren Lebensmittelpunkt zwischen Mallorca und dem Schwarzen Weg, doch seit einiger Zeit lebt sie nun im Altenzentrum Johannesstift.

Bei der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) Hückeswagen ist Bronislawa Schäfer Rekordhalterin: Seit mittlerweile 73 Jahren ist sie kfd-Mitglied und damit das langjährigste. Das älteste ist sie aber nicht, eine andere Hückeswagenerin ist ein paar Monate älter.

Beim Rückblick auf ihr Leben zeigte sich Bronislawa Schäfer nur einmal wirklich traurig, konnte sie doch nie einen Beruf erlernen. Als der Zweite Weltkrieg beendet zu Ende ging, war sie noch keine 20 Jahre alt, doch eine Ausbildung bekamen damals fast nur Männer. Dabei hätte sie gerne etwas in Richtung Biologie gemacht. „Das und das Zusammenwirken mit Chemie interessiert mich auch heute noch“, erzählte sie.

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