Liberaler Bürgerpreis in Hückeswagen Auszeichnung für die Sterbebegleitung
Hückeswagen · Der FDP-Ortsverband würdigte mit der Verleihung des 15. Liberalen Bürgerpreises das Engagement der Hospizgruppe Hückeswagen „Die Weggefährten“. Die Laudatio sprach Nicole Westig, pflegepolitische Sprecherin im Bundestag.

Erfreut über die Wahl des FDP-Ortsvereins zur Verleihung des 15. Liberalen Bürgerpreises im Heimatmuseum zeigten sich (v.l.) Cornelia Päper, Nicole Westig, Jörg von Polheim, Prof. Dr. Friedrich Wilke, Gerhard Welp sowie der Hospizverein-Ortsvorsitzender Werner Fabig. Foto: Heike Karsten
Foto: Heike KarstenFür die Versorgung und Begleitung am Lebensende sind die Ehrenamtlichen häufig von großer Bedeutung. Ihre Arbeit findet jedoch im Stillen, wie in Heimen, Krankenhäusern oder Privatwohnungen statt. Bei der Verleihung des Liberalen Bürgerpreises am Samstagmittag im Heimatmuseum wurde dieses Engagement in den Mittelpunkt gerückt und entsprechend gewürdigt. Denn der FDP-Ortsverein hatte sich im Jahr 2020 dafür ausgesprochen, die Hückeswagener Hospizgruppe „Die Weggefährten“ für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Liberalen Bürgerpreis auszuzeichnen.
Die Übergabe des Preises an den Vorsitzenden der Hospizgruppe, Werner Fabig, fand nun mit einjähriger Verspätung statt. „Der Bürgerpreis 2020 ist kein Druckfehler, sondern Corona hat uns einen Strich dadurch gemacht“, sagte FDP-Fraktionsvorsitzender Jörg von Polheim bei der Begrüßung der Gäste.
Die Hauptaufgabe der „Weggefährten“ ist die Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen in Hückeswagen sowie deren Angehörigen – unabhängig von Konfession und Herkunft. Gerhard Welp, Ehrenvorsitzender der FDP-Hückeswagen und ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Hospizgruppe, erinnerte an die Anfänge. „1999 wurde die Hospizgruppe von sechs Frauen gegründet, die zunächst Bewohner des Johannesstifts betreuten“, sagte Welp. Zu dieser Zeit sei es noch schwer gewesen, über das Thema in der Öffentlichkeit zu sprechen. Zudem musste sich der Verein bis 2011 allein über Spenden finanzieren. Ende 2014 übergab Dr. Dieter Albacht den Vorsitz an den Hückeswagener Arzt Werner Fabig, der am Samstag den Preis in Empfang nahm. „Diese Auszeichnung ist längst überfällig“, sagte Cornelia Päper als stellvertretende Bürgermeisterin. Hospizarbeit erfordere viel Mut und Engagement und sei unverzichtbar.
Die Laudation bei der Feierstunde im Museum hielt Nicole Westig. Als pflegepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion kümmert sie sich auch um die Hospiz- und Palliativversorgung und ist deshalb mit dem Thema mehr als vertraut. „Gute palliative und hospizliche Betreuung, wie Sie sie als ‚Wegefährten’ unermüdlich leisten, kann Lebensqualität schaffen, wenn die Lebenszeit knapp wird“, sagte die Politikerin. In Zeiten des demographischen Wandels, in denen auch das Familiennetzwerk immer größere Flächen überspannen muss und viele Menschen im Alter einsam sind, sei das Ehrenamt besonders wichtig. „Ohne Ehrenamt geht es nicht. Aber Ehrenamt braucht Hauptamt“, betonte Nicole Westig. Deshalb sei es auch eine Aufgabe der Politik, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das Ehrenamt gelingen kann.
Professor Dr. Friedrich Wilke, stellvertrerender Landrat des Kreises, forderte dazu auf, die Themen „Sterbehilfe“ und „Palliativmedizin“ noch mehr in die Öffentlichkeit zu rücken und die persönliche Patientenverfügung „unverzüglich in Angriff zu nehmen“.
Werner Fabig sah sich bei der Übergabe des Preises als Vertreter und Teil der Hospizgruppe. „Wir arbeiten als Gruppe zum Wohl der Menschen dieser Stadt, die am Ende ihres Lebens angekommen sind“, sagte der Vorsitzende. Den aktuell 24 Trauerbegleitern in Hückeswagen, zu denen inzwischen auch fünf Männer zählen, gebühre der Dank und Respekt. „Sie nehmen auch immer etwas von ihrer Arbeit mit und lernen für das eigene Leben dazu“, äußerte sich Werner Fabig überzeugt.
Arnd Schael, der vor fünf Jahren die Ausbildung zum Sterbe- und Trauerbegleiter absolviert hat, konnte diese Aussage bestätigen. „Mit meiner Arbeit kann ich Menschen etwas Mut und auch Zeit geben“, sagte der 65-Jährige. Durch eine längere Begleitung sei sogar eine Freundschaft entstanden. „Ich durfte dann, trotz Corona, an der Beerdigung teilnehmen. Diese Erfahrung begleitet mich immer noch.“
Für den passenden musikalischen Rahmen der Bürgerpreisverleihung sorgte Paul Wroblowski am Flügel.