Kirchenserie Beheizt und beliebt als Postkartenmotiv

Hückeswagen · 1900 wurde die beiden evangelischen Gemeinden zusammengelegt. Geprägt wird das Stadtbild jedoch von der Pauluskirche.

 Von der Empore aus kann man den Prinzipalchor mit Altar, Kanzel und Orgel in seiner ganzen Pracht betrachten.

Von der Empore aus kann man den Prinzipalchor mit Altar, Kanzel und Orgel in seiner ganzen Pracht betrachten.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Draußen kehrt der Winter in der Schloss-Stadt ein, der erste Schnee ist schon gefallen, es wird kälter. Umso mehr wünscht man sich beim Betreten eines Hauses wohlige Temperaturen. Bei Kirchenhäusern ist das immer so eine Sache: Es kostet Unsummen eine große Kirche zu beheizen, deshalb muss die Jacke dort oft anbleiben. Anders ist es in der Pauluskirche: Mit knapp 17 Grad ist es dort deutlich wärmer als draußen. Da dort regelmäßig sonntags um 10 Uhr ein Gottesdienst stattfindet, ist die Kirche für die zahlreichen Besucher beheizt.

Im Vergleich zur Johanniskirche hat die Pauluskirche nach dem Zusammenschluss der beiden evangelischen Gemeinden der Lutheraner und der Reformierten im Jahre 1900 nicht an Bedeutung für das Kirchenleben verloren. „Sie ist ,die’ Kirche in Hückeswagen“, sagt Elvira Persian, Presbyterin der evangelischen Kirchengemeinde. Im Stadtzentrum werden immer noch die Gemeindegottesdienste gefeiert, Taufen und Hochzeiten werden dort ebenfalls zelebriert. Während die Johanniskirche eher am Rande der Stadt steht, ist die Pauluskirche ein zentraler Teil des Stadtbildes. Auch als Postkartenmotiv ist das Gotteshaus sehr beliebt.

Und auch wenn man die Pauluskirche betritt, fallen viele Unterschiede zum heutigen Kolumbarium auf. Während man den neuen Anstrich in der ehemaligen Johanniskirche noch ein wenig riechen kann, riecht es in der Pauluskirche nach Wachs und altem Holz. Prunkvolle Figuren gibt es dort nicht, dafür aber einen Prinzipalchor: Unten befindet sich der Altar, darüber die Kanzel, eine große Orgel rundet das Bild ab. „Der Prinzipalchor ist typisch für das Bergische Land“, sagt Persian. So verfügen beispielsweise auch beide Kirchen in Radevormwald über dieses besondere Element. Auch wenn die Pauluskirche eher weniger prunkvoll und stattdessen durch rote Sitzpolster auf den Bänken eher gemütlich wirkt, gibt es hier und da trotzdem ein wenig Gold. „Es gibt schon ein paar Schmuckelemente, so stark reformatorisch ist die Pauluskirche dann doch nicht“, sagt Persian. Sowohl die Kanzel als auch die Säulen sind mit Gold verziert.

 Das Taufbecken in der Paulus­kirche.  Foto: Jürgen Moll

Das Taufbecken in der Paulus­kirche. Foto: Jürgen Moll

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Gebaut wurde die Pauluskirche von 1782 bis 1787 und ist damit die ältere der beiden evangelischen Kirchen. Die neue Pauluskirche wurde genau über der ehemaligen Nicolauskirche errichtet, die bereits 1490 gebaut wurde. Kennzeichnend ist auch, dass die Pauluskirche über einen separaten Turm verfügt, während er bei der ehemaligen Johanniskirche auf das Dach gesetzt wurde. „Die reformierte Gemeinde hat es lange Zeit geschafft, dass die lutherische keine Kirche bauen durfte. Es wurde auch durchgesetzt, dass sie keinen richtigen Turm haben durften“, sagt Persian. Erst 1785 erhielten die Lutheraner die Erlaubnis ihre Religion frei auszuüben. Über 50 Jahre später startete dann erst der Bau der Johanniskirche.

Grundlegend saniert wurde die Pauluskirche von 1969 bis 1974. Schon vorher, nämlich seit 1895, gab es in der Kirche ein Heizsystem. Im Vergleich zum Kolumbarium, das sogar über eine Fußbodenheizung verfügt, wird die Heizung in der Pauluskirche auch genutzt. „Es wird darauf geachtet, dass die Kirche zum Gottesdienst vorgeheizt ist“, sagt Persian. Die Besucher können dann auf den Bänken im unteren Kirchraum oder auf der Empore Platz nehmen – von dort aus kann man den Prinzipalchor in seiner ganzen Pracht betrachten. Allerdings sind die Sitzgelegenheiten seit der Sanierung weniger geworden. „Heute passen nicht mehr so viele Menschen in die Kirche, wie früher“, sagt Persian. 575 Sitzplätze gibt es heute noch in der Pauluskirche. Und bei knapp 17 Grad dürfte in der Winterzeit auch keiner der Besucher frieren.

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