Leierin Michael Schmitz zieht erste Bilanz Bibliothek als „Wohnzimmer der Stadt“

Hückeswagen · Ein Dreivierteljahr ist Michaela Schmitz nun bereits als Leiterin der Stadtbibliothek im Amt. Das Konzept der Stadt, die Bibliothek als dritten Ort zu etablieren, ist aufwändig aber auch spannend.

Michaela Schmitz ist seit dem 1. März die neue Leiterin der Stadtbibliothek. Das erste Fazit der 56-Jährigen fällt zufriedenstellend aus.

Michaela Schmitz ist seit dem 1. März die neue Leiterin der Stadtbibliothek. Das erste Fazit der 56-Jährigen fällt zufriedenstellend aus.

Foto: Stephan Büllesbach

Seit dem 1. März ist Michaela Schmitz die Nachfolgerin von Regina Stefer als Bibliotheksleiterin. Private Gründe hatten die 56-Jährige vor einigen Jahren zurück in ihre Heimatstadt geführt. Die studierte Germanistin hat dabei einen eher komplizierten Einstieg in ihre neue Stelle gehabt, da Regina Stefer aus privaten Gründen für die Übergabe nur selten zur Verfügung stand. Daher sei vor allem die Einarbeitung in das Bibliothekssystem für sie schwierig gewesen, sagt Michaela Schmitz. „Und das, obwohl ich durchaus einen langjährigen IT-Hintergrund habe. Aber das System ist kaum intuitiv und für eine Stadtbibliothek dieser Größe auch reichlich überdimensioniert.“

Aber die Verwaltung der Bücher sei nur ein Aspekt ihrer vielfältigen Arbeit. „Das Konzept der Stadt ist es ja, die Stadtbibliothek zu einem ,Wohnzimmer“ für Hückeswagen zu machen. Das ist eine sehr schöne Idee – deren Umsetzung aber auch sehr personal- und zeitaufwändig ist“, unterstreicht Michaela Schmitz. Ein Teil dieses Konzepts habe sie bereits umzusetzen versucht durch unterschiedliche Veranstaltungen. „Ich habe drei Formate ausprobiert, die auch alle sehr gut angenommen wurden. Etwa die Ausstellung meiner Nichte Wiebke Windhagen, zu deren Eröffnung auch ein Jazz-Duo eingeladen war“, sagt Michaela Schmitz. Ausstellungen lokaler Künstler soll es auf jeden Fall weiterhin geben. Aktuell etwa die Acrylbilder des Hückeswageners Michael Neuber, die noch bis Ende Januar zu sehen sein werden. „Ich finde es sehr gut, dass die Künstler mit ihren Ideen auf mich zukommen“, sagt die Bibliotheksleiterin.

Auch beim zweiten Format, dem Bilderbuchkino, sei deren Organisatorin, die Hückeswagener Erzieherin Melanie Kirschsieper, auf die Bibliothek zugekommen. „Das war mit mehr als 30 Teilnehmenden ebenfalls ein großer Erfolg und wird demnächst wiederholt“, sagt Michaela Schmitz. Das dritte Format seien Lesungen – eine naheliegende Veranstaltungsform für eine Stadtbibliothek.

Es sei auch nicht zuletzt die große Freiheit, die sie sehr genieße. „Ich habe sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten“, versichert die Leiterin. Allerdings sei sie auch auf die Unterstützung sowohl der ehrenamtlichen Helfer als auch der Künstler oder Organisatoren angewiesen. „Denn mit unserer Personaldecke sind diese Veranstaltungen neben dem laufenden Betrieb eigentlich kaum umsetzbar“, sagt Michaela Schmitz. Sie finde aber es toll, dass auf diese Weise die lokale Kulturszene in und von der Stadtbibliothek mit unterstützt werden kann. „Es tut sehr gut, dass diese Möglichkeiten hier von den Menschen in der Stadt auch gesehen und dann genutzt werden. Die Stadtbibliothek soll für die Menschen und ihre Ideen da sein.“

Überrascht habe die Hückeswagenerin in ihrem ersten Dreivierteljahr als Bibliotheksleiterin, wie gut die Stadtbibliothek von den Menschen in der Schloss-Stadt angenommen werde. „Das freut mich wirklich sehr. Die Menschen stimmen hier tatsächlich ganz eindeutig mit den Füßen ab. Damit hätte ich nicht gerechnet, dass sie in solch großer Zahl zu uns kommen“, sagt die 56-Jährige. Wie sich anhand der Statistik ebenfalls zeige, würden diese Besucher auch Medien ausleihen. „Aber einige kommen auch nur, um die Atmosphäre zu genießen“, sagt Michaela Schmitz. Das sei nicht zuletzt auch Teil der Umsetzung des Konzepts als „Wohnzimmer der Stadt“. Wenn etwa Besucher kämen, um sich zu unterhalten, um ein wenig zu verweilen und um die Atmosphäre des Raums aufzusaugen.

Dabei kommt bisweilen auch unerwarteter Besuch. „Jugendliche sind jetzt nicht unsere Hauptbesuchergruppe“, sagt Michaela Schmitz. Allerding gebe es da einen Teenager, der regelmäßig um 18.30 Uhr komme, sich im Obergeschoss auf die Couch setze, um eine halbe Stunde in Manga-Comics zu schmökern. „Ich habe jetzt extra für ihn ein paar neue bestellt“, sagt Michaela Schmitz. Insgesamt seien das Themengebiete, die über den reinen Bibliotheksalltag hinausgingen und die auch ohne großen Aufwand neben dem Alltag möglich seien. „Manchmal menschelt es auch sehr, wie mein Vater es ausgedrückt hätte.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt, ohne den die Arbeit kaum machbar wäre, ist das Ehrenamt. „Das unterscheidet uns tatsächlich von den Bibliotheken im Umkreis. Wir haben ein dichtes Netz an ehrenamtlichen Helfern. Und es ist auch ein wesentlicher Aspekt meiner Arbeit, mich mit den Menschen zu beschäftigen, die in der Stadtbibliothek ehrenamtliche Arbeit leisten“, betont Michaela Schmitz. Deren Unterstützung mache einen nicht unwesentlichen Bereich der Atmosphäre der Bücherei aus.

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