Entsetzen, Bestürzung und Angst auch in Hückeswagen Der Krieg ist zum Schul-Thema geworden

Hückeswagen · An den Schulen in Hückeswagen und den beiden Wipperfürther Gymnasien sind die Lehkräfte auf die Fragen der Schüler über den Krieg in der Ukraine vorbereitet. Vom Schulministerium kamen umfangreiche Informationsquellen.

Der Kreig in Europa macht den Menschen Angst. So waren mehr als 200 Teilnehmer  am Karnevalssonntag auf dem Wipperfürther Marktplatz zusammengekommen, um in einer Mahnwache gegen den Krieg in der Ukraine und für den Frieden zu demonstrieren.

Der Kreig in Europa macht den Menschen Angst. So waren mehr als 200 Teilnehmer  am Karnevalssonntag auf dem Wipperfürther Marktplatz zusammengekommen, um in einer Mahnwache gegen den Krieg in der Ukraine und für den Frieden zu demonstrieren.

Foto: Stephan Büllesbach

Der Krieg in der Ukraine ist auch das: öffentlich. Die Berichterstattung aus Osteuropa ist wohl allumfassender als in jedem anderen Krieg oder Konflikt zuvor. Dementsprechend ist es auch praktisch unmöglich, nichts vom russischen Angriffskrieg mitzubekommen. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche. Ein Blick in die unterschiedlichen sozialen Netzwerke – Twitter, Facebook oder TikTok, YouTube und Telegram – zeigt einem unter Umständen ungefiltert Bilder und Videos, die möglicherweise auch durch eine, vielleicht gewollt, fehlerhafte Beschreibung zu Fake-News werden. Cui bono – wem nutzt es? Das gilt in diesem „Krieg der Informationen“, denn auch das ist der Ukraine-Krieg mehr denn je. Wie gehen die Schulen damit um? Unsere Redaktion hat sich umgehört.

Montanusschule An der Hauptschule an der Weststraße kommen immer wieder Fragen der Kinder, berichtet Klaus Kruska von der Schulleitung. „Die Kollegen gehen sehr sensibel damit um“, versichert er. „Wir haben ja auch russischstämmige Kinder, deren Eltern Putin nicht schlecht finden.“ Es gebe zudem eine Maßgabe aus dem Schulministerium, in denen Quellen aufgeführt seien, die dann bei Fragen verwendet werden könnten. „Es wird von den Kindern thematisiert, es wird auch eine Angst vor einem Dritten Weltkrieg angesprochen“, sagt Kruska. Diese Fragen würden übrigens interessanterweise vorwiegend im Geschichtsunterricht gestellt.

Realschule In der Realschule ist nach Karneval erst heute, Donnerstag, wieder Unterricht. „Wir bereiten uns in Konferenzen und Besprechungen im Kollegium auch darauf vor, wie wir das Thema in den einzelnen Jahrgangsstufen bestmöglich behandeln können“, sagt Konrektor Thorsten Schmalt. Besonders wichtig sei dem Kollegium dabei, dass russischstämmige Kinder und Jugendliche, von denen es einige an der Realschule gebe, nicht von ihren Mitschülern angegangen würden. „Ich war über Karneval in Baden-Württemberg und habe dort am Radio von vergleichbaren Vorfällen gehört. Damit werden wir uns auseinandersetzen“, versichert er. Auch damit, was mit Kindern ist, die aus Familien kommen, die Putin positiv gegenüber eingestellt sind. „Das sind einige heiße Eisen, auf die wir uns vorbereiten“, sagt Schmalt.

Grundschule Wiehagen An Claudia Paradies, Leiterin der Grundschule Wiehagen, sind seitens der vierten Klasse im Sachkunde-Unterricht schon viele Fragen der Kinder gerichtet worden. „Ich habe Ende 2021 eine Unterrichtsreihe zu Europa angefangen, die jetzt zum Ende gekommen ist. Und dass nun ein Krieg in Europa ist, führt zu Fragen und Unsicherheiten bei den Kindern“, berichtet sie. Wichtig sei, darüber zu reden, gerade auch mit Erwachsenen, den Eltern und in der Schule. „Die WDR-Maus hat zudem im Internet viele Tipps zusammengefasst, auf die wir im Unterricht und die Kinder auch privat zurückgreifen können“, sagt Claudia Paradies.

Löwen-Grundschule Claudia Sträter und ihr Kollegium der Löwen-Grundschule sind auf Fragen ihrer Schüler vorbereitet – bislang seien aber noch keine aufgekommen. „Wir werden unseren Kindern sozialen und psychischen Halt geben, wenn sie mit Fragen zum Ukraine-Krieg zu uns kommen“, verspricht die Schulleiterin.

Berufskolleg Bei den Schülerinnen und Schülern gebe es Redebedarf, hat Dr. Alexander Geist, Leiter der Kaufmännischen Ausbildung im Berufskolleg, festgestellt. „Alle Klassenlehrer haben mit ihren Schülern gesprochen, wir haben ja auch solche mit russischen Wurzeln – wie ich selbst übrigens auch. Und wir versuchen, den Krieg nach Bedarf anzusprechen“, sagt Geist. Schulleiter Gunnar Mühlenstädt ergänzt: „Es lässt die jungen Menschen nicht unbeeindruckt, und wir gewähren dem Thema den Raum, den es braucht.“

Förderschule Nordkreis Auch in der Erich-Kästner-Schule kommen Fragen, quer durch alles Jahrgangsstufen. „Von den Jüngeren kommen eher allgemeinere Fragen, die Älteren wollen dann schon konkreter wissen: Was passiert da? Warum ist das so eskaliert? Und: Kommt der Krieg auch zu uns?“, sagt Schulleiterin Cordula Schneider. Es habe sehr schnell und umfangreich Materialien vom Ministerium gegeben. „Wir greifen auch auf die ZDF-Kindernachrichten Logo zurück. Es gibt Klassen, die schauen jeden Tag zur gleichen Zeit Logo und sprechen dann über eventuelle Fragen“, berichtet sie. Wichtig sei, die gute Balance in den Themen zu halten, aber die Lehrer seien mit den Schülern bei Bedarf auch im Gespräch.

St.-Angela-Gymnasium Wegen Karneval ist auch am erzbischöflichen Gymnasium in Wipperfürth, das – ebenso wie das benachbarte EvB – viele Hückeswagener Schüler besuchen, ein langes Wochenende gewesen. „Insofern haben wir erst am Aschermittwoch wieder Schüler hier gehabt“, sagt Schulleiter Werner Klemp. In der Lehrerkonferenz am Dienstag sei aber bereits vereinbart worden, die Schülerinnen und Schüler bei Bedarf zu begleiten und ihren Ängsten zu begegnen. „Da ist das gesamte Kollegium sensibilisiert worden. Eine Kollegin ist zudem in der psychologischen Beratung geschult – falls sich jemand von der Vielzahl an Informationen überfordert fühlt“, sagt Klemp. Abgesehen davon wolle sich die Schulgemeinschaft überlegen, wie sie selbst aktiv werden könne, um den Menschen in der Ukraine zu helfen.

EvB-Gymnasium Erhard Seifert, Schulleiter des Engelbert-von-Berg-Gymnasiums in Wipperfürth, geht ebenfalls davon aus, dass viele Fragen kommen werden. „Wir besprechen das Thema auf jeden Fall im Unterricht, selbst wenn es nicht zum eigentlichen Fach passt“, versichert er. Das würden Lehrkräfte in derartigen Ausnahmesituationen ohnehin immer machen. Auch am EvB-Gymnasium will die Schulgemeinschaft nun Aktionen und Sammlungen von Hilfsgütern vorbereiten.

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