Bever-Talsperre in Hückeswagen Der Plan für morgen: Mehr Bever für alle

Großberghausen · Der „Perspektivplan Bever-Talsperre“ ist fertig. Ein Hamburger Fachbüro hat ihn erarbeitet und stellte ihn jetzt der Politik im Planungsausschuss vor. Es geht um die Weiterentwicklung von Hückeswagens wichtigstem Freizeit- und Erholungsraum.

 Sicht vom Damm auf die Campingplätze Großberghausen (l.) und Käfernberg (r.). Künftig soll es mehr öffentlich zugängliche Uferbereiche geben, das ist ein Ziel des Perspektivplans.

Sicht vom Damm auf die Campingplätze Großberghausen (l.) und Käfernberg (r.). Künftig soll es mehr öffentlich zugängliche Uferbereiche geben, das ist ein Ziel des Perspektivplans.

Foto: Stephan Büllesbach

Der Naherholungs-Tourismus an der Bever muss nicht weiterentwickelt werden, um dann in den Sommerhalbjahren noch mehr Menschen aus der Region und angrenzenden Ballungsräumen an die Peripherie von Hückeswagen zu locken. Tatsächlich kommen bei schönem Sommerwetter oft schon mehr Besucher als eigentlich an Menschen und Fahrzeugen im Landschaftsschutzgebiet verkraftbar wären. Es geht deshalb im Perspektivplan auch nicht um Quantität, sondern um mehr Qualität der Erholungsangebote am und auf dem Wasser. Das machte die Landschaftsarchitektin Sabine Rabe vom Hamburger Fachbüro Rabe Landschaften am Donnerstagabend bei der Präsentation des Perspektivplans im Planungsausschuss deutlich. 

Was steckt hinter dem Begriff Perspektivplan? Der Plan soll Richtung und Ziele der mittel- und langfristigen Weiterentwicklung aufzeigen und konkrete Vorschläge unterbreiten, wie sie zu erreichen sind. „Wir wollen Ihnen damit ein Leitbild und Hilfestellung geben, die Richtung zu bestimmen, in die‘s gehen soll“, sagte Sabine Rabe. Dabei sei nichts „in Stein gemeißelt“. Es werde Sache der politisch Verantwortlichen vor Ort bleiben, konkrete Projekte auf die Schiene zu setzen und zu realisieren. Dabei gelte es auch, potenzielle Partner und Akteure zu suchen, die die Projekte begleiten und vorantreiben. Ansprechpartner seien unter anderem die Gastronomie, die Betreiber der Campingplätze, der Einzelhandel, Freizeitvereine, Anwohner und Landwirte im Umfeld der Talsperre.

 

Wer ist mit im Boot? Die Stadt hat zwar das größte Interesse an der Weiterentwicklung des Freizeit- und Erholungsgebiets und hat deshalb auch den Perspektivplan bei dem Büro für Landschaftsarchitektur in Auftrag gegeben, Planung und Umsetzung liegen aber nicht allein bei ihr. Mit im Boot sind der Oberbergische Kreis und der Wupperverband als Betreiber der Talsperre. Der 50.000 Euro teure Plan wird mit je 20.000 Euro von Stadt und Kreis und 10.000 Euro vom Wupperverband finanziert. Wie die Kostenbeteiligung bei Umsetzung konkreter Projekte aussehen wird, wird dann von Fall zu Fall zu regeln sein.

 

Wie sieht das Leitbild der Planer aus? Der Freizeitraum Bever soll nicht komplett neu erfunden werden. Es gehe um eine behutsame Weiterentwicklung der jetzt schon „attraktiven und pittoresken Freizeitlandschaft“, um ein Wechselspiel von Ruhe- und Aktionsräumen, unterstrich Sabine Rabe. Geplant sei es deshalb auch nicht, spektakuläre neue Freizeitangebote am und auf dem Wasser zu realisieren und damit noch einmal deutlich mehr Besucher anzulocken. Fünf Zielperspektiven haben die Fachplaner entwickelt: nachhaltige Gestaltung, „Ankommens-Orte“ schaffen, den Besuchern Orientierung geben, Landschaft erlebbar machen, neue „Typen von Touristen“ anziehen und die Uferlandschaften entwickeln. Aus den Zielvorstellungen hat das Büro 20 Schlüsselprojekte entwickelt. Eines der großen ist der Bau eines „Erlebnis-Fußgänger-Stegs“ übers Wasser parallel zum Beverdamm.

 

Wo liegen die Probleme heute? Die Fachplaner aus Hamburg sehen es mit dem „Blick von außen“ so: Viele Menschen wollen die Bever als Freizeitgebiet nutzen, aber nur vergleichsweise wenigen ist das bisher privilegiert vergönnt: Die Dauercamper machen sich am Ufer breit und bleiben dabei weitestgehend unter sich. Die Campingplätze erscheinen abgeriegelt – für Besucher von außerhalb ist es nicht offensichtlich, ob und wie sie als Nicht-Camper über die Plätze zum Beispiel zum Ufer kommen. „Es fehlt an der Bever und im Umfeld an öffentlichem Raum“, stellte Sabine Rabe fest. Auch bei der Orientierung fehlt‘s an vielem: Ortsfremde finden kaum Information dazu, wie sie zu den Parkplätzen kommen, welche Fuß- und Radwege es gibt und wie sie von dort aus zum Wasser kommen. Übernachtungsangebote gibt es kaum – Camping ist in den Formen früherer Jahrzehnte stecken geblieben, obwohl sich auf diesem Sektor viel Neues entwickelt hat, vom Wohnmobil über das Komfort-Zelten bis hin zum Übernachten in Hütten oder Tiny-Houses.

 

Wie wollen die Planer die Probleme lösen? Für die Zukunft ist es aus Sicht des Fachbüros wichtig, „dass die Uferbereiche öffentlich zugänglich gemacht werden und dass ein öffentlicher Strand für jedermann entsteht“, unterstrich Sabine Rabe. Bislang ist das nur an der „Zornigen Ameise“ so – zu wenig Raum bei schönem Wetter selbst für Hückeswagener, geschweige denn auch noch für Badegäste von außerhalb. Das Ziel heißt: Mehr Bever für alle! Darüber hinaus gehört es zu den vorrangigen Ideen, ausgewiesene „Ankommens-Orte“ mit Info-Punkten zu schaffen, auch solche in einiger Entfernung zur Bever. Dort sollen sich Besucher orientieren und über Wege und Angebote im Freizeitgebiet informieren können. Denkbar ist aus Sicht der Planer auch ein Shuttle-Service, der Besucher von den „Ankommens-Orten“ aus ans Wasser oder zu anderen Zielorten wie den Campingplätzen bringt und gleichzeitig eine Verbindung zwischen der Stadt und der Bever schafft. Mehr Camping-Vielfalt auch für Kurzbesucher zu schaffen, ist eine weitere Perspektive.

 

Wer soll das bezahlen? Für die Weiterentwicklung des Freizeitgebiets Bever-Talsperre hoffen Stadt und Kreis auf Fördermittel aus der Regionale 2025. Auch dazu war der Perspektivplan nötig. Einen daraus entwickelten „Projektbogen“ hat die Stadt gerade für die Regionale eingereicht. Sie hofft nun auf den „B-Stempel“, mit dem die grundsätzliche Förderfähigkeit bescheinigt wird.

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