Ortsteile in Hückeswagen Letztes Tal vor der Stadtgrenze zu Hämmern

Berbeck · Fünf Häuser, ein Bach und Natur – das ist der erste Eindruck der kleinen Ortschaft Berbeck. Die Anwohner genießen Ruhe und Idylle.

 Der Blick auf das kleine Örtchen Berbeck.

Der Blick auf das kleine Örtchen Berbeck.

Foto: Heike Karsten

Fünf Wohnhäuser mit den Hausnummern 1 bis 6 stehen in Berbeck, die früher einmal kleine Bauernhöfe wären. „Die Nummer vier gibt es nicht mehr, das Haus wurde abgerissen“, sagt Anwohner Jürgen Hild, der mit seinem Bruder im dem ehemaligen Haus seiner Eltern wohnt, obwohl das nicht ganz stimmt: „Das alte Haus, das damals noch die Hausnummer 166 hatte, haben wir 1987 abgerissen und neu gebaut“, fügt der Berbecker hinzu.

Das Landleben sieht er als Privileg. „Hier ist man glücklich und braucht eigentlich gar nicht in den Urlaub zu fahren“, schwärmt er von der umliegenden grünen Landschaft mit alten Obstbäumen, den vielen Wiesen und Wäldern.

 Christel Hardenbicker vor ihrem Elternhaus mit Brunnen.

Christel Hardenbicker vor ihrem Elternhaus mit Brunnen.

Foto: Heike Karsten

Eigentlich gebe es von der Ortschaft Berbeck nicht viel zu erzählen, ist Jürgen Hild sicher. Doch dann fallen ihm einige Anekdoten aus seiner Kindheit ein, die Stadtkinder wohl so nicht erleben. „Mit elf Jahren habe ich mein erstes Auto bekommen“, erzählt der 56-Jährige. Damit sei er über die Berbecker Stoppelfelder gefahren oder habe gefällte Bäume aus dem Wald gezogen. Zur Schule war er meistens mit dem Rad unterwegs. „Damals gab es nur ein Zehntel an Autoverkehr. Da bin ich von Mühlenberg bis Kobeshofen gefahren, ohne dass mich ein Auto überholt hat“, erinnert er sich. Mit bloßen Händen hätten die Kinder Forellen im Berbecker Bach gefangen, in dem auch Bachkrebse lebten. Sorgen macht sich Jürgen Hild heute allerdings über das Baumsterben aufgrund der Trockenheit und der Borkenkäferplage. „Hier sterben 120 Jahre alte Tannen ab. In fünf Jahren wird es den Wald nicht mehr geben“, befürchtet Jürgen Hild.

 Mutter und Großmutter bei der Feldarbeit.

Mutter und Großmutter bei der Feldarbeit.

Foto: Archiv Hardenbicker

Noch länger in Berbeck lebt Nachbarin Christel Hardenbicker, die in dem etwa 200 Jahre alten Haus ihrer Eltern und Großeltern Willi und Ruth Biesenbach wohnt. „Wir hatten früher einen Bauernhof mit Kühen. Meine Schwester und ich mussten oft auf dem Feld helfen, während unsere Freunde an die Bever gingen“, erinnert sich die 70-Jährige und fügt hinzu: „Toll war das nicht, aber geschadet hat es auch nicht.“

 Familienbild der Vorfahren von Christel Hardenbicker.

Familienbild der Vorfahren von Christel Hardenbicker.

Foto: Archiv Hardenbicker

Ellenlange Reihen Runkeln mussten damals per Hand vereinzelt werden, was zehn Pfennige Arbeitslohn pro Reihe einbrachte. Als Kind besuchte sie zunächst die Holter Landschule, später die Städtische Realschule. Der kürzeste Schulweg nach Holte führte über einen Hohlweg und durch den Wald. Landwirte leben nicht mehr in Berbeck, Kühe gibt es nach wie vor, denn die Wiesen und Felder sind an einen Wipperfürther Bauern verpachtet.

Lange warten mussten die Anwohner in Berbeck auf die Versorgung mit Wasser und Strom. Im Hof des Hauses von Christel Hardenbicker steht noch heute ein Brunnen; etwas höher am Wiesenhang befindet sich ein Flachbrunnen, dessen Rohre drei Häuser der Ortschaft viele Jahre mit Wasser versorgt hatten. „Wir haben im Keller noch ein 1000-Liter-Becken, das von einer Quelle gespeist wird“, berichtet die Anwohnerin. Es ist noch gar nicht lange her, dass die Berbecker von dem Brunnenwasser abhängig waren. Erst seit etwa zehn Jahren werden die Häuser der Ortschaft mit Leitungswasser versorgt.

Für das Abwasser haben die Häuser eine Verrieselung mit Drei-Kammer-Klärgrube, denn weder Berbeck, noch Kobeshofen und Hämmern seien an den Abwasserkanal angeschlossen. „Strom gab es auch erst durch das neu entstandene Industriegebiet in Kobeshofen“, sagt Jürgen Hild. Dafür funktioniere das Internet, „wenn auch nur mit mehreren Verstärkern“, wie Christel Hardenbicker erzählt und lacht.

Das Leben im Grünen, abseits der Innenstadt und an einer Sackgasse bietet aber auch viele Vorteile. „Mit Motorradlärm haben wir keine Probleme“, betont Jürgen Hild. Selbst wenn nachts um drei die Flex eingeschaltet wird, würde das keinen Nachbarn stören. Zu groß sind die Abstände und die Grundstücke der Häuser.

Mit regelmäßigen Straßenfesten können die Berbecker zwar nicht aufwarten, das Verhältnis unter den Nachbarn sei dennoch gut, wie Christel Hardenbicker betont. „Es wird Rommé gespielt, zusammen gepoltert und für Hochzeiten geschmückt“, sagt sie.

Zur Nachbarschaft zählen auch die Anwohner des Mühlenbergs, über den man von der Bundesstraße 237 nach Berbeck gelangt. Es ist das letzte Tal vor der Grenze zu Wipperfürth.

Und auch wenn die Berbecker viele Freunde in der Nachbarstadt haben, so fühlen sie sich doch als Hückeswagener, darin stimmen Jürgen Hild und Christel Hardenbicker gänzlich überein.

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