Kreisgesundheitsamt Masern-Impfung kann Leben retten

Hückeswagen · Vor etwa einem Jahr erkrankten mehrere Menschen im Oberbergischen Kreis an Masern. Kaija Elvermann, die Leiterin des Kreisgesundheitsamts in Gummersbach, erläutert, warum die Impfung gegen diese Krankheit so wichtig ist.

 Masern bei einem Kleinkind sind sehr schmerzhaft – und vor allem hochansteckend. Das Kreisgesundheitsamt ruft daher Eltern auf, ihre Kinder rechtzeitig gegen diese Krankheit impfen zu lassen. Auch Erwachsene sollten das nachholen, sollten sie noch keinen entsprechenden Impfschutz haben.

Masern bei einem Kleinkind sind sehr schmerzhaft – und vor allem hochansteckend. Das Kreisgesundheitsamt ruft daher Eltern auf, ihre Kinder rechtzeitig gegen diese Krankheit impfen zu lassen. Auch Erwachsene sollten das nachholen, sollten sie noch keinen entsprechenden Impfschutz haben.

Foto: dpa

Etwa ein Jahr ist es her, dass eine weltweit an sich nahezu ausgerottete, hoch ansteckende Infektionskrankheit das Kreisgesundheitsamt in Gummersbach in Aufregung versetzte: Im Januar erkrankten in Waldbröl sechs Kinder an Masern, die Zahl erhöhte sich rasch auf etwa 20 im gesamten Kreisgebiet. „Die Situation damals war kritisch – vor allem in Bezug auf die potentielle Ausbreitung der Krankheit“, sagt Kaija Elvermann auf Anfrage unserer Redaktion über die Situation Anfang 2019. Dass sich die Krankheit nicht weiter ausbreitete, sei auch der schnellen Reaktion zur Unterbrechung der Infektionsketten zu verdanken gewesen, versichert die Leiterin des Kreisgesundheitsamts. „Unser Glück war es, dass sich einige der Kinder bereits in den Weihnachtsferien angesteckt hatten und so nicht in der ansteckungsfähigen Zeit in einer Schule oder im Kindergarten waren“, sagt Kaija Elvermann.


Was sind Masern? Die Masern sind hoch ansteckend, betroffen sind vor allem Kinder. Die Krankheit zeigt sich mit charakteristischen Symptomen – Fieber und die typischen roten Hautflecken am ganzen Körper. Je nach Verlauf und Schweregrad können Masern in einzelnen Fällen lebensbedrohlich sein. Für 2013 zeigt die Statistik der Weltgesundheitsorganisation, dass weltweit etwa 194.000 Fälle gemeldet wurden – mit 294 die wenigsten davon in Amerika, die meisten in Afrika mit 83.613 Fällen. In Europa wurden damals 26.396 Fälle gemeldet.


Wie schnell kann es zu einem Masern-Ausbruch kommen? Kaija Elvermann zieht einen eindrucksvollen Vergleich: „Masernausbrüche verlaufen in rasantem Tempo, weil die Krankheit hochinfektiös und über Tröpfchen verbreitet wird. Jeder Masernkranke steckt durchschnittlich zwölf bis 16 andere Menschen an. Bei der echten Grippe sind es im Durchschnitt zwei Ansteckungen.“ Die Ansteckungsfähigkeit ist daher so hoch wie bei keiner anderen Infektionskrankheit.


 Warum ist das Impfen so wichtig? Alle nach 1970 geborenen Menschen, die die Masern nicht durchgemacht haben, sollten über mindestens eine Masernimpfung verfügen. Das empfiehlt die Ständige Impfkommission. „Impfen ist, neben anderen hygienischen Fortschritten, die wichtigste Maßnahme zur Bekämpfung von Kindersterblichkeit in den vergangenen 100 Jahren“, betont Kaija Elvermann. Sie empfehle, von Zeit zu Zeit den eigenen Impfpass zu überprüfen. „Dabei gelten bei den Masern bezüglich der Impfung andere Empfehlungen als für Kinder. Die meisten Kinder sollten zweimal geimpft sein, um einen ausreichenden Schutz aufbauen zu können“, fordert die Leiterin des Kreisgesundheitsamts.


Was sind Sorgen von Impfgegnern? Impfungen sind nicht bei allen Menschen gleich beliebt. Gegner sehen eine Impfung oft gar als eine Form der Körperverletzung an, manche Eltern lassen ihre Kinder daher nicht impfen. Dennoch sagt Kaija Elvermann, dass die Gründe vielfältig sind. „Es gibt nicht ‚den Impfgegner‘. Die Gründe, warum sich Menschen nicht impfen lassen, sind vielfältig.“ Manchmal entstünden Impflücken auch aus schlichter Unwissenheit heraus – oder weil die Menschen aus Ländern stammten, in denen die Gesundheitsversorgung schlechter ist.


 Wie sind Impfgegner zu überzeugen? Wie in vielen Bereichen, in denen diffuse Ängste und Sorgen vorherrschen, ist auch hier die Aufklärung das Mittel der Wahl, findet Kaija Elvermann. „Die nachgewiesenermaßen wirkungsvollste Methode, um Impfgegner von der Sinnhaftigkeit der Impfung zu überzeugen, ist die Impfaufklärung.“ Wichtig sei dabei, dass alle medizinischen Aspekte wie Vorerkrankungen oder Unverträglichkeiten Beachtung finden würden. „Haus- und Kinderärzte sind dabei ein wichtiger Multiplikator für eine gute Impfprävention. Denn sie haben in der Regel ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihren Patienten“, sagt sie. Für das Gesundheitsamt seien Hausärzte auf jeden Fall die wichtigsten Kooperationspartner.


Könnten Gesetze helfen? Die Bundesregierung hat vor wenigen Wochen das Masernschutzgesetz beschlossen. Das schreibt vor, dass zum 1. März alle Kinder vor der Aufnahme in einem Kindergarten oder einer Schule ihren Impfschutz gegen Masern vorweisen müssen. Kaija Elvermann möchte noch kein Urteil über Sinn oder Unsinn des Gesetzes abgeben. „Das ist noch nicht in Kraft und konnte damit seine Wirksamkeit noch nicht entfalten. Außerdem fehlen in Nordrhein-Westfalen noch die Landesausführungsbestimmungen. Daher will ich das Masernschutzgesetz noch nicht beurteilen.“

 Kaija Elvermann ist die Leiterin des Gesundheitsamtes des Oberbergischen Kreises.

Kaija Elvermann ist die Leiterin des Gesundheitsamtes des Oberbergischen Kreises.

Foto: OBK


Wie impffreudig sind die Oberberger? Darüber gibt es zwar Zahlen, denn das Gesundheitsamt erfasst die Impfstatistiken der Einschulkinder im Kreis. Nennen will die Leiterin des Gesundheitsamtes sie aber nicht. „Hieran könne wir das Impfverhalten in Bezug auf die Einschulkunder in den unterschiedlichen Gemeinden ablesen“, sagt Kaija Elvermann. So könnten die Grundschulen bereits jetzt nachvollziehen, ob und wie gut ihre Schulanfänger geimpft sind. Daraus könnten zudem Schlüsse gezogen werden, in welchen Gemeinden oder Städten noch zusätzliche Aufklärungsmaßnahmen nötig seien.

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