Eine Hückeswagener Persönlichkeit Ein besonderes Leben in Armut und Bescheidenheit

Heidelnberg/Hückeswagen · Bruder Placidus Sturmberg hat seine Kindheit in Hückeswagen verbracht und bei Klingenberg eine Lehre absolviert. Glücklich wurde er aber erst als Mönch.

   Bruder Placidus ist seit 51 Jahren Mönch.

 Bruder Placidus ist seit 51 Jahren Mönch.

Foto: privat

Frank-Ernst Sturmberg (72) hat eine Kindheit und Jugend hinter sich, die sich kaum von der anderer unterscheidet. Dass es den Hückeswagener dennoch vor mehr als 50 Jahren ins Klosterleben zog, ist dann jedoch außergewöhnlich. Seither nennt er sich Bruder Placidus.

„Ich entstamme einer alten Hückeswagener Familie. Meine Vorfahren kann ich bis Anfang des 17. Jahrhunderts in Hückeswagen lückenlos verfolgen. Meine Kindheit verbrachte ich im Haus Peterstraße 87 in der Nähe der alten Schlossfabrik. Bereits seit meiner Kindheit und Jugend hatte ich großes Interesse an die Gottesdienste, Festen und Feiern der katholischen Pfarrgemeinde und habe dies als Anregung zur Gestaltung meines Kinderalltags tief in mich aufgenommen. Meine Eltern und mein zwölfeinhalb Jahre älterer Bruder hatten mein Interesse diesbezüglich allerdings nicht sonderlich gefördert. In meiner Jugend hatte mich sehr die „Action 365“ von Pater Leppich angesprochen (eine in den 1950er Jahren in Deutschland gegründete ökumenische Laienbewegung, in der evangelische und katholische Christen an allen Tagen des Jahres unter dem einen Wort Gottes zusammenarbeiten wollen; Anm. d. Red.). Diese Jahre waren für mich eine Art Lebensschule.

Zunächst besuchte ich die Katholische Volksschule am Kamp (spätere katholische Grundschule; Anm. d. Red.). Daran schloss sich eine dreijährige Lehre zum Dreher bei Klingelnberg an. Diese Tätigkeit entsprach meinen Wünschen und Interessen aber in keiner Weise! In diesem Beruf habe ich noch fünf Jahre gearbeitet und bin dann als Postulant für das benediktinische Ordensleben in die Abtei Maria Laach in der Eifel eingetreten. Mit großer Freude und mit viel Zuversicht tat ich diesen Schritt und ließ mich dort von der fast 1000-jährigen Geschichte dieser ehrwürdigen Stätte begeistern und mittragen.

Vom Eintritt ins Kloster bis zum vollen Mönchtum vergingen fünf Jahre, dann stand 1973 die Feier der Profess mit der lebenslangen Verpflichtung an, ein „tugendhaftes Leben, ein Leben in Armut und Bescheidenheit und im Gehorsam gegenüber den kirchlichen Oberen zu führen“. Im Orden bekam ich neue Tätigkeiten. Zunächst wurde ich Mitbrüdern in verschiedenen Arbeitsbereichen zur Hilfe beigegeben. Da möchte ich eine zehnjährige Tätigkeit etwas hervorheben, als ich den Maria Laacher Kunstwerkstätten nach einer speziellen Ausbildung in der Abteilung für Ikonographie zugeteilt wurde. Hier lernte ich im Laufe der Jahre viele große Meister und ihre Werke kennen und schätzen.

1987 schied in der Abtei Neuburg in Heidelberg der Verwaltungsleiter aus. Da sein Nachfolger – ein Brasilianer – ein Cousin der Ehefrau meines Neffen ist, wurde an mich von meinen Oberen die Anfrage gestellt, ob ich ihm nicht in der Neuburger Klosterverwaltung behilflich sein und zur Seite stehen könnte. Dazu war ich bereit und bin nach einer weiteren Ausbildung für Verwaltungswesen in dieser Funktion bis heute tätig.

Um 2000 kam ein mir bekannter Priester auf mich zu und fragte an, ob ich künftig nicht in den Sommermonaten eine Zeit in Rom verbringen wolle, um dort im Sprachlabor der Vatikanischen Museen mitzuarbeiten. Die Audio-Geräte mit Führungen durch die verschiedenen Säle und Ausstellungsräume sollten neu besprochen und später immer wieder ergänzt werden. Nach einer umfangreichen Sprechausbildung wurde dies nun meine große Aufgabe und erfüllte mich sehr.

In dieser Atmosphäre zu leben und an einer wichtigen Arbeit mitwirken zu dürfen, war für mich etwas Besonderes. Meinen Dienst dort habe ich sehr gerne und mit Leidenschaft getan. Leider zwangen mich größere orthopädische Schwierigkeiten 2015, diese Arbeit in den Museen zu beenden. Seither bin ich wieder ganz in der Klosterverwaltung in Neuburg tätig.

Mit dem Tod meiner Eltern (1981, 1991) sind alle meine Verwandten in Hückeswagen verstorben. Ein Neffe lebt in Österreich.

(Protokolliert von Stephan Büllesbach)
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