Umweltschutz in Hückeswagen Naturnahes Kulturbiotop ausgezeichnet

Maisdörpe · Streuobstwiese von Stefan Kolodziej auf dem Herz­wurzelhof in Maisdörpe wird vom Netzwerk Streuobstwiesenschutz.NRW als „Vorbildlicher Streuobstbestand“ bezeichnet.

 Grit Glöckner-Kolodziej und Stephan Kolodziej vom Herzwurzelhof in Maisdörpe erhielten jetzt eine Auszeichnung für ihre Streuobstwiese.

Grit Glöckner-Kolodziej und Stephan Kolodziej vom Herzwurzelhof in Maisdörpe erhielten jetzt eine Auszeichnung für ihre Streuobstwiese.

Foto: Jürgen Moll

Es ist ein Idyll, das sich hinter dem Haus von Grit Glöckner-Kolodziej und ihrem Mann Stephan ausbreitet. Auf der ehemaligen Weide hinter dem Haus erstreckt sich nicht nur Platz für die Schweine, Ziegen und Schafe, die auf dem Herzwurzelhof leben, einem außerschulischen Lernort für Kinder und Erwachsene. Sondern auch für die große Streuobstwiese, die vor etwa 15 Jahren angelegt wurde. „Es waren eigentlich nur die Ausgleichspflanzungen für den Golfplatz, der zwischen Stoote und Maisdörpe gebaut wurde“, erzählt der 50-Jährige. Er habe mit Obstbäumen damals nicht viel am Hut gehabt. „Ich bin da ein wenig wie die Jungfrau zum Kinde gekommen.“ Jetzt, etwa 15 Jahre später, ist die Streuobstwiese vom Netzwerk Streuobstwiesenschutz des Landes mit dem Siegel „Vorbildlicher Streuobstbestand“ ausgezeichnet worden. Überreicht wurde die Plakette von Eva Lisges, die beim Naturschutzbund das Projekt koordiniert.

Auf der Wiese seien damals 49 Bäume gesetzt worden, vornehmlich Apfelbäume. „Ich habe mich dann mit Hilfe der Biologischen Station Oberberg dem Thema Obstbaumpflege und Schnitt angenähert, etwa durch ein erstes Tagesseminar“, sagt Stephan Kolodziej. Das habe ihm aber höchstens einen Eindruck davon verschafft, was dabei an Arbeit anfalle. „Es ist aufwendig und dauert, bis man sich auskennt“, sagt der 50-Jährige. Da ihn das Thema gereizt habe, habe er sich im Zuge einer einjährigen Ausbildung in Thüringen fortgebildet. „Man lernt aber vor allem durch den Umgang mit den Bäumen. Natürlich habe ich auch Fehler gemacht, bestimmt die Hälfte der ursprünglichen Bäume habe ich bereits austauschen müssen – weil sie Schädlingen wie der Wühlmaus ausgesetzt sind, oder auch weil ich mich verschnitten habe“, sagt Kolodziej.

Er habe dann aber für zunehmende Diversität im Baumbestand sorgen wollen. „Bei den Ausgleichspflanzungen für den Golfplatz waren viele Dopplungen dabei. Ich habe dann dafür gesorgt, dass es auch möglichst viele unterschiedliche Obstarten und Sorten gibt.“ Mittlerweile hat Kolodziej fast 30 Sorten, überwiegend Apfel, aber auch Birne, Quitte, Zwetschge oder Pfirsich. Darunter seien auch viele alte Apfelsorten, die eine große Bandbreite an Geschmack, Form und Verwendungsmöglichkeit bieten, berichtet Eva Lisges vom Naturschutzbund. „Das ist auch der Grund, warum wir die Streuobstwiese auf dem Herzwurzelhof ausgezeichnet haben“, sagt die NABU-Mitarbeiterin. Hinzu komme, dass viele verschiedene Tierarten vom Lebensraum der Streuobstwiese profitierten. „Wildbienen, Schmetterlinge, Haselmaus und Kleineule sind nur einige davon“, erläutert Eva Lisges. Sie betont, dass es sich bei der Streuobstwiese auf dem Herzwurzelhof um ein „sehr nah an der Natur befindliches Kulturbiotop“ handele.

Ebenfalls bei der Überreichung der Plakette dabei ist Kreisbauer Helmut Dresbach, der den Einsatz des Hückeswageners ebenfalls lobt. Der Vertreter des Kreisbauernverbands betont die Bedeutung von Streuobstwiesen im Bergischen Land. „Es ist allerdings schade, dass diese Wiesen in der Regel nicht gut gepflegt werden. Es wäre eine sinnvolle Maßnahme, vor allem für die Pflege älterer Obstbäume Geld bereitzustellen“, fordert Dresbach. Für frühere Generationen seien Obstbäume eine Überlebenshilfe gewesen. „Zu diesem Bewusstsein der Bedeutung der Streuobstwiesen müssen wir wieder gelangen“, sagt der Kreisbauer.

Für Kolodziej geht es bei der Streuobstwiese in erster Linie um die Liebe an der Arbeit mit dem Baum. „Mir geht es nicht um den Gewinn. Ich will den Menschen zeigen, dass es so viel verschiedene Apfelsorten gibt – weit mehr als die im Supermarkt.“ Es passe zudem zum naturpädagogischen Bereich, den seine Frau auf dem Herzwurzelhof anbiete.

Aber natürlich sei es auch Arbeit, die teilweise an den Nerven zehre, sagt der 50-Jährige und schmunzelt. „Manchmal ist es richtig zäh, gerade auch wegen der Schädlinge, die einem die Arbeit über Nacht zunichtemachen können.“

Besonders erfreulich sei hingegen, dass das Interesse an der Arbeit gerade auch bei jungen Familien, die auf den Herzwurzelhof kämen, vorhanden sei, betont Grit Glöckner-Kolodziej.

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