Kontrollen auf Hückeswagener Talsperre Weniger Verstöße an Bever trotz Corona

Großberghausen · Ordnungsamt und Wupperverband kontrollieren in der Hochsaison den Betrieb an der Bever. In dieser Saison werde bislang deutlich weniger gegen die Regeln verstoßen als befürchtet.

 Einsatz auf der Bever: Mario Moritz (l.) und Gökhan Sönmezcicek vom Ordnungsamt haben das Ufer im Blick und wollen mit den Badegästen ins Gespräch kommen, falls gegen Regeln verstoßen wird.

Einsatz auf der Bever: Mario Moritz (l.) und Gökhan Sönmezcicek vom Ordnungsamt haben das Ufer im Blick und wollen mit den Badegästen ins Gespräch kommen, falls gegen Regeln verstoßen wird.

Foto: Theresa Demski

Talsperrenmeister Helmut Selbach drosselt das Tempo. Mit geübtem Blick steuert er das neue Boot des Wupperverbands ans steinige Ufer. Mario Moritz und Gökhan Sönmezcicek vom Ordnungsamt springen von Bord, haben sie doch am Ufer einen kleinen Grill und zwei Tüten Kohle entdeckt. Die jungen Männer, die hier ihre Handtücher ausgelegt und noch große Pläne für den Abend haben, ziehen gerade im Wasser ihre Bahnen.

Moritz geht freundlich auf die kleine Gruppe zu. Ob der Grill ihnen gehöre? Und ob sie wüssten, dass jede Art von Feuer hier im Landschaftsschutzgebiet verboten sei? Die drei Männer schütteln den Kopf. „Das wussten wir nicht“, sagt einer und verspricht: „Dann lassen wir den Grill natürlich aus.“ Moritz wünscht noch einen schönen Abend, dann macht er sich mit seinem Kollegen auf den Weg zurück zum Boot. „Hier lag noch kein Verstoß vor“, erläutert Moritz. Später wird das Boot des Wupperverbands noch mal vorbeifahren, um zu kontrollieren, ob die Männer auch wirklich Wort gehalten haben. Aber jetzt geht’s weiter entlang des Ufers.

Die Sonne scheint, die Abendtemperatur liegt noch bei mehr als 20 Grad, die Wassertemperatur sogar bei fast 24 Grad – entsprechend voll ist es an der Bever. „Hochsaison“, sagt der Verwaltungsmitarbeiter, „da haben wir auch unter der Woche viel Betrieb“. Deswegen treffen sich die Vertreter des Ordnungsamts und des Wupperverbands im Rahmen der Ordnungspartnerschaft regelmäßig, um mit den Badegästen ins Gespräch zu kommen. „Es ist trocken, und es herrscht Waldbrandgefahr“, erklärt Moritz. „Wir wollen die Bever für die Menschen erhalten, deswegen sind wir hier.“

Zu Beginn der Saison hatte die Ordnungspartnerschaft (s. Info-Kasten) auch die Befolgung der Corona-Auflagen im Blick. Inzwischen seien die Regeln so locker, dass die wenigsten Besucher betroffen seien. Denn meistens seien die Gruppen überschaubar. „Manchmal überschlage ich die Zahl der Gäste am Steg oder am Ufer“, sagt Moritz. Aber meistens werde der Abstand gewahrt, da gebe es keine Probleme.

Helmut Selbach gibt inzwischen wieder Gas. Die Besucher am Ufer winken freundlich – auch gegen 19 Uhr ist hier noch viel los. Viele liegen auf Handtüchern oder in Hängematten und genießen die Sonne. Schwimmer ziehen ihre Bahnen, Jugendliche kosten die Geselligkeit aus, und auf dem Wasser sind viele Stand-Up-Paddler zu sehen.

Hinter der nächsten Ecke taucht der berüchtigte Fels auf, den Jugendliche zuweilen für Mutproben nutzen, um in die Tiefe zu springen. „Das ist lebensgefährlich!“, betont Moritz. Und Selbach ergänzt: „Der Wasserspiegel fällt im Moment jeden Tag um sieben Zentimeter. Da kann das Wasser gestern noch tief genug für einen Sprung gewesen sein und heute schon zu flach.“

Wieder steuert er das Boot ans Ufer. Die Kontrolleure weisen die Jugendlichen auf die Gefahr hin und erklären, dass Rauchen, Lagerfeuer und Shishas am See verboten sind. Auch appellieren sie, den Müll bitte wieder mit nach Hause zu nehmen. „Das ist ein großes Problem hier an der Bever, das wir kaum ahnden können“, hat Moritz festgestellt. Dann klettern die Männer auf den Felsen, suchen auch hier das Gespräch mit einer Gruppe Jugendlicher und steigen dann zurück ins Boot. „Wenig Verstöße bisher“, versichert der Mitarbeiter des Ordnungsamts. Dabei wird es bleiben.

An der Bever ist viel los, aber es bleibt ruhig. „Das ist für uns dann auch ein Erfolg“, sagt Moritz. Die Arbeit der Ordnungspartnerschaft, die inzwischen seit 16 Jahre währt, trage Früchte. Viele Menschen wüssten Bescheid, sagt Moritz. Er müsse viel seltener Bußgelder verhängen als früher. Die werden vor allem dann fällig, wenn Besucher wiederholt bei Verstößen erwischt werden. „Beim ersten Mal nehmen wir die Personalien auf, beim zweiten Mal muss bezahlt werden“, stellt er klar.

Die Runde ist fast geschafft, als die Kontrolleure am Ufer eine Gruppe Jugendlicher beim Shisha-Rauchen entdecken. „Man weiß nie so genau, was einen erwartet, wenn man auf eine Gruppe zugeht“, sagt Moritz und verlässt mit seinem Kollegen das Boot. Später wird er erklären, dass er eine „Zwei-Sätze-Regel“ habe: Er beobachte, wie die Jugendlichen auf seine Ansprache reagieren und könne die Situation meistens gut einschätzen – auch dank seiner pädagogischen Ausbildung. Der Ton bleibt freundlich, Kontrolleure und Jugendliche scherzen kurz miteinander, die Regeln werden erklärt, dann nehmen die Ordnungsamtsmitarbeiter die Personalien auf, wünschen einen schönen Abend, und die Jugendlichen winken ihnen nach. „Es kommt auf den Ton an“, sagt Moritz. „Wir wollen hier niemanden von oben herab belehren, sondern uns auf Augenhöhe begegnen.“ Denn letztlich gehe es um ein gutes Miteinander an der Talsperre.

Nach knapp zwei Stunden legt das Boot wieder am Steg an. „Ein ruhiger Abend, die Stimmung ist gut“, sagt Moritz noch. Am Samstag fahren er und seine Mitstreiter die nächste Runde mit dem Boot.

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