Situation der Geflüchteten in Hückeswagen Alte Löwen-Grundschule wird Flüchtlingsheim

Hückeswagen · Bevor Gebäude und Fläche des alten Standorts an der Kölner Straße vermarktet werden können, wird die Stadt Hückeswagen die ehemalige Schule kurzfristig in ein Flüchtlingsheim umbauen.

Die ehemalige Löwen-Grundschule an der Kölner Straße soll Flüchtlingen künftig ein vorübergehendes Zuhause bieten.

Die ehemalige Löwen-Grundschule an der Kölner Straße soll Flüchtlingen künftig ein vorübergehendes Zuhause bieten.

Foto: Stephan Büllesbach

Die Aufnahmekapazität der Stadt ist so gut wie erschöpft. „Wir haben noch eine Reserve von 21 Plätzen“, berichtete Alexander Stehl, Fachbereichsleiter Bildung und Soziales, in der Ratssitzung. Die war am Dienstagabend, mittlerweile könnten noch weniger Plätze in den Flüchtlingsunterkünften der Stadt frei sein. Denn: „Die Erfahrung zeigt, dass das nicht ausreicht mit dem, was wir noch vorhalten müssen“, betonte Stehl. Die Sammelunterkünfte sind somit fast voll, und die Akquise von Wohnungsraum auf dem freien Markt erweist sich bereits seit Monaten als sehr schwierig. „Da hat sich einiges zerschlagen“, bedauerte Stehl. Somit soll nun kurzfristig das seit August leer stehende alte Gebäude der Löwen-Grundschule an der Kölner Straße in ein Übergangsheim umgebaut werden. Allerdings auch nur übergangsweise, wie Bürgermeister Dietmar Persian betonte. Denn letztlich sollen Gebäude und Fläche einmal anders genutzt werden – im Gespräch sind etwa neue Wohnhäuser oder ein Ärztehaus. Die Vermarktung wird nun ein externes Unternehmen übernehmen (s. Info-Kasten).

„Seit dem Umzug der Löwen-Grundschule in das neue Gebäude im Brunsbachtal im Sommer steht das alte Gebäude Kölner Straße 40 leer“, teilte Bürgermeister Dietmar Persian am Freitag mit. Zwar gebe es bereits seit längerer Zeit Pläne für die Vermarktung des Gebäudes, „aktuell ergibt sich aber eine Situation, die eine vorübergehende alternative Nutzung notwendig macht“. So berichtete Stehl über die weiterhin angespannte Situation bei der Unterbringung von Flüchtlingen. „Wir hatten Glück, dass wir mit den beiden Gebäuden an der Peterstraße große Sammelunterkünfte zur Verfügung haben, in denen viele der geflüchteten Personen aus der Ukraine und anderen Krisengebieten der Welt sehr gut untergebracht werden konnten.“ Leider sei die Kapazität dort bald erschöpft. Die Stadt bekommt aber weiterhin regelmäßige Zuweisungen aus den Landeseinrichtungen, aktuell sind dies insbesondere einzelne Personen aus Krisenregionen wie Syrien, Afghanistan oder der Türkei. „Ein Ende dieser Zuweisungen ist nicht absehbar.“ Aus der Ukraine dagegen, bestätigte Stehl auf Anfrage, kämen aktuell nur vereinzelte Flüchtlinge.

Etwa 215 Geflüchtete betreut die Stadt aktuell, darunter gut 100 Ukrainer. Allerdings leben laut Stehl weitere Menschen aus dem osteuropäischen Land selbst angemieteten Wohnungen. Wie groß deren Zahl ist, entzieht sich der Kenntnis der Verwaltung.

In der Ratssitzung machte Persian deutlich: „Was ich unbedingt verhindern möchte, ist eine Unterbringung von geflüchteten Menschen in Turnhallen.“ Zum einen sei dies für die geflüchteten Menschen keine adäquate Unterbringung, zum anderen möchte er den hiesigen Schulen und Sportvereinen in keinem Fall die dringend benötigten Hallenkapazitäten wegnehmen. „Da uns mit dem ehemaligen Schulgebäude der Löwen-Grundschule ein großes, geeignetes Gebäude zur Verfügung steht, wollen wir dies kurzfristig nutzbar machen.“

Das alte Schulgebäude wurde bereits mit der Kreisbauaufsicht besichtigt. Inzwischen hat der Kreis angekündigt, dass eine Duldung zur vorübergehenden Nutzung des Schulgebäudes als Flüchtlingsunterkunft grundsätzlich möglich ist. Es sind zwar einige kleinere Umbauten notwendig, um zum Beispiel sanitäre Einrichtungen oder Gemeinschaftsküchen in dem Gebäude vorzuhalten. „Diese halten sich aber in einem überschaubaren Rahmen“, versicherte Persian.

Nach dem Umbau können in dem ehemaligen Schulgebäude 50 bis 60 Personen untergebracht werden, teilte Dieter Klewinghaus vom Gebäudemanagement mit. Wichtig sei, dass die Nutzungsänderung als Flüchtlingsunterkunft nur vorübergehend sei, alle Maßnahmen würden in enger Abstimmung mit der Bauaufsicht erfolgen. „Ein wichtiger Aspekt bei der Unterbringung ist natürlich auch der Brandschutz“, unterstrich Klewinghaus. „Hier stellt eine Unterkunft mit höchstens 60 überwiegend erwachsenen Personen geringere Anforderungen an den Brandschutz und Rettungswege als eine Schule mit mehreren Hundert Kindern.“

Die Stadt will in enger Abstimmung mit dem Kreis möglichst kurzfristig mit den notwendigen Umbauarbeiten beginnen. Der Bürgermeister ist zuversichtlich, dass mit dieser Lösung auch weitere zugewiesene Flüchtlinge geregelt untergebracht werden können: „Durch die Nutzung der vorhandenen alten Schule können wir die Menschen, die Schutz und Zuflucht in unserer Stadt suchen, angemessen unterbringen. Außerdem können wir auf diesem Weg hoffentlich verhindern, andere Gebäude für die Flüchtlingsunterbringung heranziehen zu müssen.“ Natürlich könne auch dieses Gebäude nur eine vorübergehende Notlösung für die geflüchteten Menschen sein. Daher appelliert er an Vermieter, dem Sozialamt vorhandenen Wohnraum anzubieten.

Nicht als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann dagegen die ehemalige Katholische Grundschule auf der anderen Straßenseite. Schon allein deshalb, weil dort der zweite Rettungsweg fehlt, wie Klewinghaus in der Ratssitzung erläuterte. Auch dieses Gebäude soll einmal anders genutzt werden, wobei sich die Stadt seine Erhaltung vorstellen kann – im Gegensatz zur ehemaligen Löwen-Grundschule. Die Vermarktung dieser Liegenschaft obliegt weiterhin der Stadt, betonte der Bürgermeister.

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